Zeitarbeit: Nachfragestruktur ändert sich durch Corona und strukturellen Fachkräftemangel

Quelle: Lünendonk®-Studie 2020: Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland, © Lünendonk & Hossenfelder GmbH, Mindelheim; Oktober 2020

87 Prozent der Zeitarbeitsunternehmen rechnen mit negativen Umsatzentwicklungen im laufenden Geschäftsjahr. Drei Viertel der Unternehmen erwarten für 2020 einen Umsatzrückgang von mehr als 20 Prozent. Für das kommende Jahr rechnen 53 Prozent der Unternehmen mit einer Erholung, 39 Prozent erwarten im kommenden Jahr ein Wachstum von mehr als 10 Prozent. Das sind Ergebnisse der aktuellen Lünendonk-Blitzbefragung zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf Business-to-Business-Dienstleistungsunternehmen.

Angesichts veränderter Anforderungen an flexibles Personal durch die Transformation der Industrie hin zu CO2-Neutralität, Digitalisierung und dem strukturellen Fachkräftemangel sowie zunehmender Regulierung steht der Zeitarbeitsmarkt vor einer Neuorientierung.

Umsatzentwicklung 2020

Die aktuelle Blitzbefragung von Lünendonk aktualisiert bisherige Prognosen und Erwartungen führender Unternehmen. Die Ergebnisse solcher Umfragen werden regelmäßig in den Lünendonk-Marktstudien vorgestellt. 57 Prozent der Teilnehmer aus allen von Lünendonk beobachteten Servicemärkten rechnen für 2020 mit einem Umsatzrückgang. Bei Personaldienstleistern sind es sogar 87 Prozent. Knapp 70 Prozent davon rechnen mit Umsatzabweichungen von über 20 Prozent zum Plan. Ebenfalls überdurchschnittlich negativ blicken nur Instandhaltungsdienstleister auf das laufende Geschäftsjahr. Sowohl die Zeitarbeit als auch externe Instandhaltungsdienstleister wirken als Flexibilisierungsinstrument für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Andere B2B-Service-Märkte sind weniger konjunkturabhängig und agieren in längerfristigen Projekten und Vertragsbeziehungen.

Thomas Ball, Partner bei Lünendonk und Autor der Zeitarbeitsstudie kommentiert: „Trotz der zu erwartenden geringeren Nachfrage an flexiblem Personal verzeichnen viele Dienstleister weiter eine Nachfrage an externen Mitarbeitern. Vor allem Unternehmen aus der systemrelevanten Industrie, Logistik und Lebensmitteleinzelhandel, sind bei Leistungsspitzen auf Zeitarbeit angewiesen. Zeitarbeitsunternehmen haben vielerorts zudem den spontanen Personalbedarf aufgrund hoher Krankenstände kompensiert.“

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Personalvermittlung wird wichtiger

Die aktuelle Lünendonk-Studie „Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland“ zeigt eine wachsende Bedeutung von Leistungen neben der klassischen Arbeitnehmerüberlassung. So reagieren die Auftraggeber auf den strukturellen Personalmangel mit einer steigenden Nachfrage nach Personalvermittlung und -beratung. Mit einem relativen Zuwachs von 0,6 Prozentpunkten ist die Vermittlung nun für 3,2 Prozent des durchschnittlichen Leistungsspektrums der befragten Dienstleister verantwortlich. Im Jahr 2019 haben zwei der Studienteilnehmer, die hierzu Angaben gemacht haben, diese Leistung neu in ihr Portfolio aufgenommen. Im Fokus der Personalvermittlung stehen Bürokräfte, wobei Finanzservices gesondert betrachtet werden (6 %). Die Umsätze mit der Vermittlung von IT-Kräften stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozentpunkte auf 9 Prozent an. Auch Pflegeservices (5,7 %) gewinnen mit einem Plus von 3 Prozentpunkten an Bedeutung.

Die diesjährige Lünendonk-Studie zeigt zudem, dass insbesondere diejenigen Unternehmen überdurchschnittlich erfolgreich agieren, die auf intensive Partnerschaft mit ihren Kunden setzen. Merkmale hierfür sind etwa lange Kundenbeziehungen, ein detailliertes Verständnis der Anforderungen und eine zuverlässige Überlassung von qualifizierten Kräften.

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