Wie Betriebe ihre Auszubildenden auswählen: Schulnoten, Arbeits- und Sozialverhalten

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Eine Betriebsbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt: Schulnoten, Bewertungen des Sozialverhaltens und unentschuldigte Fehltage beeinflussen die Bewerberbewertung unabhängig von der Rekrutierungssituation. Gleichzeitig wird deutlich, dass Betriebe mit Rekrutierungsschwierigkeiten etwas eher bereit sind, Bewerber/-innen mit schlechteren Leistungsmerkmalen beim nächsten Auswahlschritt zu berücksichtigen, als Betriebe in günstigerer Ausgangslage.

Für die Studie sollten Betriebe anhand fiktiver Profile von Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern angeben, wie wahrscheinlich es ist, dass diese Bewerber/-innen im weiteren Auswahlverfahren berücksichtigt werden. Dabei zeigte sich insbesondere:

  • Bei der wichtigsten Gruppe der Ausbildungsstellenbewerber/-innen, also jenen mit mittlerem Schulabschluss, bleiben die schulischen Leistungen in Form von Schulnoten sowie Arbeits- und Sozialverhalten (unentschuldigte Fehltage und Kopfnoten) für die befragten Betriebe wichtige Kriterien bei der Bewerberauswahl.
  • Stecken Betriebe wegen fehlender Nachfrage nach den von ihnen angebotenen Ausbildungsstellen in einer schwierigen Rekrutierungssituation, dann sind sie nach Durchsicht der schriftlichen Bewerbungsunterlagen grundsätzlich eher bereit, sowohl Bewerber mit guten wie mit etwas schlechteren Voraussetzungen beim nächsten Auswahlschritt einzubeziehen.
  • Dass Betriebe allerdings in solchen schwierigen Situationen grundsätzlich Abstriche bei ihren Auswahlkriterien machen und Bewerbern unabhängig von ihren schulischen Leistungen zu einem Vorstellungsgespräch oder Einstellungstest einladen würden, zeigt sich nicht.
  • Offensichtlich sind diese Kriterien nach Einschätzung der Betriebe auch bei Problemen auf dem Ausbildungsstellenmarkt unverzichtbar für das erfolgreiche Absolvieren einer betrieblichen Ausbildung. Die Studie liefert damit einen Erklärungsbaustein für die nach wie vor hohe Zahl unbesetzt bleibender Ausbildungsstellen.

BIBB-Präsident Prof. Friedrich Hubert Esser appelliert daher an beide Seiten: "Alle Beteiligten sollten sich an ihre eigenen beruflichen Anfänge erinnern und sich vergegenwärtigen, mit welchen Fähigkeiten und Kenntnissen sie selbst ins Berufsleben gestartet sind und wie sie erst im Laufe der Zeit wichtige Erfahrungen gesammelt und berufliche Kompetenzen aufgebaut haben. Betriebe sollten mehr jungen Ausbildungssuchenden die Möglichkeit zum persönlichen Kennenlernen einräumen". Und die jungen Leute könnten gegebenenfalls regional mobiler sein: "Für Bewerberinnen und Bewerber steigen die Chancen, in einem Auswahlverfahren weiter zu kommen, wenn sie eine Region in Betracht ziehen, in der Betriebe händeringend Auszubildende suchen", so Esser weiter. "Weiterhin gilt es, die Betriebe bei ihrer Ausbildertätigkeit zu unterstützen, beispielsweise über Programme wie die "Assistierte Ausbildung", betont der BIBB-Präsident zudem.

Aus Sicht von WZB-Direktorin Prof. Heike Solga zeigen die Ergebnisse, dass es keine absolut gesetzten Ausbildungsanforderungen gibt und die Betriebe grundsätzlich in schwierigen Situationen auch schlechtere Bewerber berücksichtigen. "Diese Flexibilität sollte mehr genutzt werden, um unbesetzte Ausbildungsplätze für suchende Jugendliche zu öffnen", so Solga.

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Für die Studie im Rahmen des "BIBB-Betriebspanels zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung (BIBB-Qualifizierungspanel)" wurden über 500 Betriebe anhand von knapp 3.000 fiktiven Profilen von Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern befragt.
Weitere Informationen in der neuen Ausgabe des BIBB REPORT, Heft 2/2017: "Welche Anforderungen stellen Betriebe an zukünftige Auszubildende mit mittlerem Schulabschluss?". Die Ausgabe steht als Download kostenlos im Internet unter www.bibb.de/bibbreport zur Verfügung.

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