Welche Sprachkenntnisse sind im Job gefordert?

Nicht nur große und internationale Firmen erwarten von ihren Bewerbern mindestens eine Fremdsprache. Heutzutage wird von vielen Mitarbeitern verlangt, mit Kunden, Geschäftspartnern und Kollegen im Ausland zu kommunizieren, meist auf Englisch. Aber auch andere Sprachen, wie zum Beispiel Französisch, Spanisch oder Chinesisch werden im Job gefragter und immer häufiger explizit gewünscht. Der BAP Job-Navigator hat eine qualitative Analyse vorgenommen, welche Sprachen und Sprachniveaus Unternehmen von den Bewerbern fordern.

Im März wurden insgesamt 908.517 Jobangebote von 143.370 Unternehmen veröffentlicht. Das sind rund 16 Prozent weniger als im Februar 2020, denn aufgrund der Corona-Krise leidet die Wirtschaft, was sich auch negativ auf den Stellenmarkt auswirkt. Dennoch werden in vielen Bereichen weiterhin qualifizierte Mitarbeiter gesucht – gerade von Firmen, die ihre neuen Kollegen im Homeoffice einarbeiten können. Es werden also noch immer Stellen ausgeschrieben, in denen bestimmte Sprachkenntnisse als Voraussetzung genannt sind.

Sehr gute Englischkenntnisse von Vorteil

"Als Weltverkehrssprache dient Englisch dem wirtschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Austausch auf internationaler Ebene. Darum ist es nicht verwunderlich, dass in 22,3 Prozent aller Jobs Englischkenntnisse vorausgesetzt werden", erklärt Florian Swyter, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP).

Wenn Englisch gefordert wird, dann am häufigsten auf einem fortgeschrittenen Sprachniveau. So wird bei 69.739 Jobs (34,5 Prozent) ein verhandlungssicheres oder sehr gutes Englisch vorausgesetzt, um die Anforderungen an den Job zu erfüllen. Seltener wird ausschließlich auf Grundkenntnisse verwiesen, nämlich in 9,4 Prozent.

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Englischkenntnisse nach Berufsgruppen: In der IT fast schon ein Muss, im Gesundheitsbereich kaum verlangt

In welchen Jobs Englischkenntnisse mitgebracht werden müssen, hängt stark von der Berufsgruppe ab. Am häufigsten werden Englischkenntnisse mit 55,7 Prozent in der IT gefordert. In vielen IT-Unternehmen ist die Teamsprache Englisch und auch Programmierungen erfolgen in der Regel auf Englisch. Während in der Berufsgruppe Consulting und Beratung in 12.276 Jobangeboten (49,7 Prozent) Englischkenntnisse erwartet werden, ist bei rund einem Drittel aller Jobs im Bereich Sekretariat / Office Management / Verwaltung das Beherrschen der englischen Sprache ein Einstellungskriterium. Im Personalwesen liegt der Anteil bei 34,5 Prozent, im Finanz- und Rechnungswesen bei 33,1 Prozent und im Vertrieb und Verkauf bei knapp 22 Prozent. Seltener wird Englisch in den Bereichen Transport, Verkehr, Lager und Logistik (10,6 Prozent), Bauwesen und Handwerk (vier Prozent) sowie Gesundheit, Medizin und Soziales (rund drei Prozent) erwartet.

Auch auf Bundeslandebene gibt es Unterschiede in der Nachfrage. Vor allem in Hamburg (35,5 Prozent aller Jobs in diesem Bundesland), Hessen (31,1 Prozent) und Berlin (28,3 Prozent) gehört Englisch zu den häufig geforderten Qualifikationen, da viele internationale Unternehmen in diesen Bundesländern bzw. Stadtstaaten sitzen. Am seltensten wird Englisch in Mecklenburg-Vorpommern (10,9 Prozent) und Sachsen-Anhalt (zehn Prozent) benötigt.

Gute Chancen auch mit romanischen Sprachkenntnissen

Nicht nur Englisch, auch andere Fremdsprachen sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Französisch- und Spanischkenntnisse werden am zweithäufigsten bzw. dritthäufigsten in Stellenanzeigen von den Bewerbern verlangt. Wer Französisch beherrscht, dem standen im März 2020 mehr als 8.290 Jobs von 3.502 Firmen zur Verfügung. Dies entspricht einem Anteil von 0,9 Prozent am Gesamtmarkt. Spanisch wird in 2.903 Positionen (0,3 Prozent) von 1.369 Firmen gefordert. Wer Italienischkenntnisse vorweist, kann aus 2.558 Jobangeboten wählen. Seltener wird Portugiesisch verlangt (366 Jobs).

Auch hier können die Bewerber vor allem mit fortgeschrittenen Kenntnissen bei den Arbeitgebern punkten. In 28,9 Prozent und 27 Prozent werden verhandlungssichere französische bzw. spanische Sprachkenntnisse verlangt, was einem Sprachniveau von mindestens C1 entspricht. Besonders gefragt sind die Fremdsprachenexperten in Berufen, in denen überwiegend international kommuniziert wird wie im Bereich Marketing, PR und Werbung sowie im Consulting und in der Beratung. Aber selbst Grundkenntnisse können bereits von Vorteil sein: Französischgrundkenntnisse werden in 725 Jobs und erste Spanischverständnisse in 220 Jobs gefordert.

Polnisch-Kenntnisse nach Italienisch am häufigsten gefragt

Neben Englisch, Französisch und Spanisch erfreuen sich aber auch weitere Sprachen größerer Beliebtheit – zum Beispiel sind slawische Sprachen beim europa- und weltweiten wirtschaftlichen Austausch gefragt: In 2.124 Jobangeboten wurde Polnisch als gewünschte Fremdsprache genannt, in 1.393 Jobangeboten Russisch. Von wirtschaftlicher Bedeutung ist auch der asiatische Raum. Trotz einer Milliarde Chinesisch sprechender Menschen werden Chinesisch-Kenntnisse mit 752 Jobs auf dem deutschen Arbeitsmarkt verhältnismäßig selten nachgefragt. Wenn doch, dann wird Chinesisch vor allem im technischen Bereich, beispielsweise bei Ingenieuren, aber auch im Vertrieb und Finanzbereich gesucht. Wer dagegen Arabisch spricht, dem standen knapp 700 Jobs zur Auswahl.

Eine weitere spannende Info: Auf dem Stellenmarkt wird in 40,4 Prozent aller Angebote explizit Deutsch in den Qualifikationen genannt.

Knapp 3 Prozent aller Stellenanzeigen auf Englisch

Stellenanzeigen werden übrigens nicht nur in deutscher Sprache verfasst. Besonders global agierende Unternehmen, die Englisch als Unternehmenssprache festgelegt haben, möchten damit auch internationale Bewerber ansprechen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Insgesamt wurden im März 22.987 Jobangebote von 5.763 Unternehmen auf Englisch veröffentlicht. Dies entspricht einem Anteil von 2,5 Prozent aller im März geschalteter Jobs. Auch französische Stellenanzeigen sind auf dem deutschen Jobmarkt mit 0,2 Prozent vertreten, besonders in Grenzgebieten zu Frankreich, der Schweiz und Belgien.

Pressemitteilung