Die Frage, warum sich Menschen für oder gegen einen Job entscheiden und was sie im Arbeitsalltag motiviert und glücklich macht, beschäftigt Personalverantwortliche und Unternehmensführungen gleichermaßen. Eine aktuelle Studie von Factorial nimmt sich dieser Thematik an und beleuchtet die Prioritäten von Arbeitnehmenden unterschiedlichen Alters und Geschlechts in Deutschland. Ziel der Untersuchung war es, ein detailliertes Verständnis dafür zu entwickeln, welche Aspekte Menschen bei ihrer Arbeit wie hoch gewichten, um Unternehmen fundierte Entscheidungsgrundlagen für Investitionen und die Gewinnung sowie Bindung von Mitarbeitenden zu liefern. Die Ergebnisse basieren auf einer quantitativen Umfrage unter 500 Personen im Alter zwischen 18 und 50 Jahren und bieten einen vielschichtigen Einblick in die Erwartungen, die Arbeitnehmende an Unternehmen haben.
Das Gehalt im Fokus: Mehr als nur eine Zahl auf dem Konto
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die nach wie vor herausragende Bedeutung des Gehalts. Für knapp 30 % der Befragten ist ein gutes Gehalt der wichtigste Faktor im Job. Insbesondere wenn die Vergütung als zu niedrig empfunden wird, stellt dies den Hauptkündigungsgrund dar. Überraschenderweise misst gerade die Generation Z (18-24 Jahre) dem Gehalt eine besonders hohe Priorität bei – sogar noch vor der Work-Life-Balance. Im Altersvergleich zeigt sich, dass das Gehalt für die jüngste Generation im Berufsleben eine signifikant stärkere Rolle spielt als für ältere Kohorten.
Interessant ist die differenzierte Betrachtung der Gehaltspräferenzen innerhalb der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen. Personen in dieser Kohorte, die weniger als 2.500 Euro monatlich verdienen, stufen ein gutes Gehalt als wichtigsten Faktor ein. Verdienen sie jedoch bis zu 4.000 Euro, gewinnt die Work-Life-Balance deutlich an Bedeutung. Dies deutet darauf hin, dass finanzielle Sicherheit eine grundlegende Voraussetzung für die Wertschätzung anderer Aspekte des Arbeitslebens sein kann.
Work-Life-Balance und Arbeitsklima: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen
Neben dem Gehalt spielen die Work-Life-Balance und das Arbeitsklima eine entscheidende Rolle für die Zufriedenheit und Bindung von Mitarbeitenden. Ein schlechtes Arbeitsklima ist nach dem Gehalt der zweithäufigste Kündigungsgrund. Dabei kommt es den Befragten vor allem auf den Zusammenhalt im Team und gegenseitigen Respekt an. Flache Hierarchien, die oft im Kontext eines positiven Arbeitsklimas genannt werden, scheinen für die meisten Menschen im Arbeitsalltag weniger relevant zu sein. Maria Macher von Factorial betont, dass ein gutes Arbeitsklima zu einer verbesserten Arbeitsatmosphäre, höherer Mitarbeitermotivation sowie einer Steigerung der Arbeitsproduktivität und letztendlich des Unternehmenserfolgs führt. Umgekehrt kann ein schlechtes Arbeitsklima zu Arbeitsunlust, Demotivation und einem erhöhten Krankenstand führen, weshalb Unternehmen Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Arbeitsklimas ergreifen sollten.
Die Work-Life-Balance wird insbesondere von der Generation X (1965–1979) geschätzt, die Arbeit eher als Mittel zum Zweck ansieht und nach Unabhängigkeit und hoher Lebensqualität strebt. 60,5 % dieser Generation halten eine gute Work-Life-Balance für wichtig.
Sinnhaftigkeit und Flexibilität: Mehr als nur Pflichterfüllung
Die Studie zeigt, dass insbesondere ältere Angestellte Wert auf den Inhalt ihrer Arbeit legen. 70 % der 45- bis 50-Jährigen wünschen sich eine spannende oder sinnvolle Tätigkeit. Auch bei einem altersübergreifenden Blick wird deutlich, dass der Arbeitsinhalt für fast niemanden unwichtig ist. 38 % der Befragten geben an, dass ihnen eine sinnhafte Tätigkeit beziehungsweise interessante Inhalte wichtig sind.
Im Bereich der Flexibilität steht die Arbeitszeit mit 30,4 % an erster Stelle der Präferenzen. Flexible Arbeitszeiten sind bei den Befragten deutlich beliebter als Homeoffice oder Workation. Dabei geht es den Arbeitnehmenden vor allem darum, ihren Alltag nicht ausschließlich nach der Arbeit richten zu müssen.
Stressfaktoren im Arbeitsalltag: Belastungen erkennen und reduzieren
Die Studie identifiziert klare Hauptstressfaktoren im Arbeitsalltag: eine hohe Arbeitsbelastung (39,2 %), Konflikte durch mangelnde Kommunikation (31,8 %) und lange Arbeitszeiten beziehungsweise Überstunden (30,2 %).
Auch generationsspezifisch gibt es Unterschiede bei den Stressauslösern. 35,7 % der Gen Zler sind vor allem von Konflikten gestresst, die durch zwischenmenschliche Probleme oder fehlende Absprachen entstehen. Bei älteren, gut verdienenden Angestellten sehen 43,1 % Zeitdruck durch Fristen und hohe Erwartungen als Hauptfaktoren für Stress an.
Employer Branding und Corporate Benefits: Was wirklich zählt
Entgegen der Annahme, dass ein großer Name alles ist, was zählt, spielt die Bekanntheit des Arbeitgebers für die meisten Befragten eine untergeordnete Rolle bei der Jobwahl. Wichtiger sind die Zukunftsfähigkeit des Jobs und spannende Aufgabenfelder. 40 % der Befragten legen zudem Wert darauf, dass die Moral des Unternehmens mit den eigenen Werten übereinstimmt. Überraschenderweise nimmt gelebte Nachhaltigkeit im Unternehmen lediglich den letzten Platz bei der Attraktivität ein, auch bei jüngeren Befragten.
Auch bei den Corporate Benefits zeigen sich deutliche Präferenzen. Große Teamevents, Merchandise-Artikel und kleine Feierabendtreffen sind wenig überzeugend. Der oft beworbene Obstkorb landet immerhin auf Platz drei der beliebtesten Mitarbeitervorteile. Ganz oben auf der Liste stehen Bonuszahlungen und Gewinnbeteiligungen (34,4 %) sowie die betriebliche Altersvorsorge (25,6 %). Bei der betrieblichen Altersvorsorge gibt es jedoch Unterschiede zwischen den Generationen: Während sie für die 25- bis 50-Jährigen am zweitwichtigsten ist, steht für 23,8 % der 18- bis 24-Jährigen die Kostenübernahme für Weiterbildungen an zweiter Stelle.
Überraschende Ergebnisse: Nicht alles ist, wie es scheint
Einige Ergebnisse der Studie überraschen auf den ersten Blick. So spielen Aufstiegsmöglichkeiten über alle Altersgruppen hinweg kaum eine Rolle bei der Jobwahl oder -zufriedenheit. Auch das oft diskutierte Home Office spielt im Zusammenhang mit dem flexiblen Arbeiten eine untergeordnete Rolle. Die Präferenz für flexible Arbeitszeiten überwiegt hier deutlich.
Implikationen für Unternehmen: Handlungsempfehlungen für die Praxis
Die Ergebnisse der Factorial-Studie liefern wertvolle Erkenntnisse für Unternehmen und Personalverantwortliche. Es wird deutlich, dass ein attraktives Gehalt nach wie vor eine fundamentale Bedeutung für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden hat. Gleichzeitig sind ein positives Arbeitsklima, das von Zusammenhalt und Respekt geprägt ist, sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance unerlässlich.
Unternehmen sollten die unterschiedlichen Bedürfnisse und Präferenzen der verschiedenen Generationen berücksichtigen. Während für die Generation Z finanzielle Aspekte im Vordergrund stehen, legen ältere Arbeitnehmende mehr Wert auf sinnvolle Tätigkeiten und flexible Arbeitszeiten.
Es ist ratsam, in Maßnahmen zu investieren, die ein förderliches Arbeitsklima schaffen, flexible Arbeitszeitmodelle anbieten und sinnstiftende Aufgaben ermöglichen. Zudem sollten Unternehmen die Hauptstressfaktoren wie hohe Arbeitsbelastung, mangelnde Kommunikation und exzessive Überstunden angehen.
Im Bereich der Mitarbeitervorteile sollten monetäre Anreize wie Bonuszahlungen und Gewinnbeteiligungen sowie Weiterbildungsmöglichkeiten priorisiert werden. Employer Branding sollte die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und interessante Aufgabenfelder in den Vordergrund stellen.
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