2025 – die Arbeitswelt wandelt sich weiter, der Arbeitsmarkt ist in Bewegung und geprägt von vielen Unsicherheiten. Wie blicken Bewerbende auf das neue Jahr und was erwarten sie? Und was heißt das fürs Recruiting? Dazu haben wir uns einige Studienergebnisse angesehen.
Es zeigt sich: Bewerbende haben klare Vorstellungen davon, was sie von ihrem Job und potenziellen Arbeitgebern erwarten. Dabei spielen sowohl wirtschaftliche Unsicherheiten als auch der Wunsch nach finanzieller Sicherheit und ausgewogener Work-Life-Balance eine entscheidende Rolle. Aber es geht nach wie vor und in 2025 noch mehr um Werte wie Transparenz, Fairness, Wertschätzen und Wohlfühlen. Lies hier die Details und die Learnings fürs Recruiting.
Wechselbereitschaft und die Suche nach neuen Perspektiven
Die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer wird für 2025 auffallend hoch eingeschätzt. Laut einer Studie von Stepstone plant fast die Hälfte (48 %) der Befragten, im neuen Jahr nach einem neuen Job zu suchen. Eine andere Quelle bestätigt diesen Trend und berichtet, dass sogar 52 % der deutschen Arbeitnehmer aktiv auf Jobsuche sind. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass viele Menschen offen für berufliche Veränderungen sind. Dabei fallen 3 Dinge besonders auf:
- Wirtschaftliche Unsicherheit als zusätzliche Triebfeder: Ein Hauptgrund für die hohe Wechselbereitschaft ist die Sorge um den aktuellen Arbeitsplatz. Viele Arbeitnehmer zweifeln an der Krisenfestigkeit ihrer Arbeitgeber. Fast die Hälfte (49 %) derjenigen, die sich aufgrund der wirtschaftlichen Lage um ihren Job sorgen, sind offen für einen Wechsel.
- Kandidatenfreundlicher Arbeitsmarkt: Fast 70 % der Befragten glauben, dass der Arbeitsmarkt kandidatenfreundlich bleibt und gute Chancen für die Jobsuche bietet.
- Belastung durch die Jobsuche: Trotz der hohen Wechselbereitschaft empfinden viele die Jobsuche als belastend. Die steigende Wettbewerbsintensität und Intransparenz des Bewerbungsmarktes werden als Hauptgründe genannt. Viele vermissen z.B. Einblicke in die Recruiting-Prozesse der Unternehmen.
Gehaltsvorstellungen und die Bedeutung der finanziellen Sicherheit
Das Gehalt ist und bleibt ein entscheidender Faktor bei der Jobsuche. Fast zwei Drittel (64 %) der wechselbereiten Arbeitnehmer wünschen sich eine Gehaltserhöhung. Mehr als die Hälfte (58 %) hat den Eindruck, dass das Gehalt nicht mit den Lebenshaltungskosten Schritt hält. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in zwei weiteren Studienergebnissen wider:
- Verhandlungsabsicht: 54 % der Beschäftigten planen 2025 ihr Gehalt neu zu verhandeln. Sie sind sich ihrer eigenen Position und dem Wert ihrer Arbeit bewusst und wollen dies auch finanziell anerkannt sehen.
- Gehaltssteigerungen in Aussicht: Auch viele Unternehmen planen Gehaltserhöhungen. Laut einer Studie von Randstad geben drei Viertel der befragten Unternehmen an, Gehalt um durchschnittlich 4,2 % erhöhen zu wollen. Besonders im Dienstleistungssektor werden sogar noch höhere Steigerungen erwartet. Kleinere Unternehmen sehen mit 4,6 % die höchsten Steigerungen vor.
Insofern besteht zwar eine hohe Wechselbereitschaft. Gehaltsentwicklungen können aber dazu beitragen, dass Arbeitnehmende (vorerst) im Unternehmen bleiben.
Work-Life-Balance und die Flexibilisierung der Arbeitswelt
Neben dem Gehalt gewinnt die Work-Life-Balance immer mehr an Bedeutung. Viele wünschen sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. 42 % der wechselbereiten Arbeitnehmer erhoffen sich durch einen Jobwechsel, Beruf und Privatleben besser in Einklang zu bringen. Was sie sich konkret vorstellen, verdeutlichen ebenfalls verschiedene Studienergebnisse:
- Teilzeit als bewusste Wahl: Der Wunsch nach mehr Freizeit ist ein Hauptgrund für die Entscheidung für eine Teilzeitstelle. Fast die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten verzichtet bewusst auf eine Vollzeitstelle, um mehr Zeit für sich und ihre Angehörigen zu haben.
- Flexible Arbeitsmodelle: Unternehmen, die flexible Arbeitsmodelle anbieten, sind im Vorteil. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen, Remote-Arbeit und individuelle Arbeitszeitmodelle.
Aktiv Teilzeit- und flexible Arbeitszeit-Angebote zu machen, zahlt sich für Arbeitgeber also aus. Entweder um wechselbereiten Arbeitsnehmenden eine attraktivere Job-Alternative zu bieten oder Mitarbeitende ans Unternehmen zu binden.
Transparente Recruiting-Prozesse und eine positive Candidate Experience
Die Recruiting-Prozesse selbst sind ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit der Bewerbenden und ihre Entscheidung zu einem neuen Arbeitgeber zu wechseln. Viele sind frustriert über unzuverlässige Prozesse, fehlendes Feedback und diskriminierende Praktiken. Hier ein paar Ergebnisse zu einschlägigen Erfahrungen:
- Ghosting: Ein häufiges Problem ist das sogenannte “Ghosting”, bei dem Unternehmen den Kontakt zu Bewerbenden nach einem Vorstellungsgespräch plötzlich abbrechen. 69 % der Befragten in Deutschland haben dies bereits erlebt.
- Diskriminierung: 71 % der Befragten haben diskriminierende Erfahrungen im Bewerbungsprozess gemacht. Besonders häufig sind dies Diskriminierungen aufgrund des Alters, der Geschlechtsidentität und der Herkunft.
- Schlechte Kommunikation: Bewerbende wünschen sich eine bessere Kommunikation nach der Bewerbung und persönliche Ansprechpartner. Konstruktives Feedback nach einer Absage ist ebenfalls sehr wichtig, um die Wahrscheinlichkeit einer erneuten späteren Bewerbung zu erhöhen.
- Risiko KI: Die Rolle der KI im Recruiting wird kontrovers diskutiert. Viele Bewerbende sind offen für die Nutzung von KI, wünschen sich aber eine begrenzte und unterstützende Rolle der Technologie im Recruiting-Prozess. Sie befürchten, dass KI den Wettbewerb verschärft und die Prozesse intransparenter macht.
Einfluss kultureller und emotionaler Aspekte auf Mitarbeiterbindung
Auch die Unternehmenskultur und das Arbeitsklima spielen weiterhin eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber. Fasst man Studienergebnisse zusammen, dann sind das drei wichtige Details:
- Team-Fit: Ein Drittel aller Befragten hat keine Ambitionen, den Job zu wechseln, weil sie eine gute Beziehung zu ihren Kollegen und Vorgesetzten haben. Ein funktionierendes Teamgefüge ist ein wichtiger Wohlfühlfaktor im Job.
- Arbeitsumfeld: Viele Beschäftigte sehen den Fachkräftemangel als eine große Herausforderung für ihren Arbeitgeber. Sie erwarten, dass Unternehmen sich um ihre Mitarbeiter kümmern und eine angenehme Arbeitsumgebung schaffen.
- Sinnhaftigkeit: Viele Arbeitnehmer wollen in ihrem Job etwas Sinnvolles tun. Sie suchen nach einer Tätigkeit, die ihnen Freude bereitet und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet.
Relevante Learnings fürs Recruiting in 2025
- Hohe Wechselbereitschaft: Viele Arbeitnehmer sind offen für einen Jobwechsel oder suchen bereits nach neuen Perspektiven. Daher ist jetzt ein guter Zeitpunkt fürs Recruiting und insbesondere für die Optimierung des Recruitings, um für wechselbereite Beschäftigte attraktiv zu sein.
- Sicherheit: Viele Jobsuchende wollen einen sicheren Arbeitsplatz und sind besorgt über die wirtschaftliche Situation. Hier ist eine gute, aktive Bewerber-Kommunikation erforderlich – gerade auch von Arbeitgebern in krisenbehafteten Branchen.
- Faire Bezahlung: Jobsuchende erwarten faire Gehälter, die den steigenden Lebenshaltungskosten entsprechen. Gehaltstransparenz wird bedeutender.
- Work-Life-Balance: Flexible Arbeitsmodelle und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sind entscheidend. Individuelle Lösungen sind gefragt.
- Recruiting-Prozess: Bewerbende fordern effiziente, transparente und faire Recruiting-Prozesse. Das erfordert Optimierungen, (Teil-) Standardisierungen, Digitalisierung und mehr Wertschätzung und Respekt Bewerbenden gegenüber.
- Positive Unternehmenskultur: Eine positive Unternehmenskultur und gute Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten sind wichtig. Das muss auch im Recruiting-Prozess erlebbar werden, z.B. im Zusammenspiel von Hiring Managern, HR und Recruitern oder auch durch Team-Recruiting.
- Sinnvolle Aufgaben: Viele Bewerbende wünschen sich eine Tätigkeit, die ihnen Freude bereitet und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet. Hier haben viele Job- und Unternehmensbeschreibungen noch Nachholbedarf.
Fazit: Unternehmen müssen sich und ihr Recruiting anpassen
Die Erwartungen der Bewerbenden im Jahr 2025 sind anspruchsvoll und vielschichtig. Sie sind zwar häufig wechselwillig, aber die meisten sind weder auf der Flucht noch unter Druck.
Es geht ihnen um “harte” Fakten wie das Gehalt und zeitliche Flexibilität, aber auch um kulturelle und emotionale Faktoren, wie transparente Kommunikation, zügige Prozesse, Wertschätzung. Unternehmen, die diese Erwartungen erfüllen, werden im Wettbewerb um Talente die Nase vorn haben. Es ist wichtig, dass Unternehmen die Bedürfnisse der Bewerbenden ernst nehmen und sich entsprechend anpassen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
Deshalb ist ein wichtiger Ansatzpunkt die stetige Weiterentwicklung des Recruitings mit dem Ziel einer positiven Candidate Experience. 2025 ist ein gutes Jahr das anzugehen, gerade wenn Unternehmen jetzt wirtschaftlich bedingt etwas auf die Einstellungsbremse treten. Denn daraus ergeben sich zeitliche Freiräume für Recruiting-Teams, daran fokussiert zu arbeiten. Beste Voraussetzungen für Stellenbesetzungen 2025 und erst recht für kommende Wachstumsphasen.
* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.