Was eine Personalempfehlung wert ist

Ausschnitt des Plakats zur Bewerbung des Personalempfehlungs-Programms, das im Rahmen der Studie verwendet wurdeBildquelle Ausschnitt: Forschungsteam der beteiligten Universitäten (Universität Konstanz, Goethe Universität Frankfurt, Universität zu Köln und University of Toronto)

Personalempfehlungsprogramme werden als innovativer neuerer Ansatz gesehen, um Fachkräftelücken zu schließen. Aber was bringen sie und wie wirken sie sich auf Unternehmen aus? Dies sind Fragen, die sich eine Forschungsgruppe mehrerer Universitäten gestellt haben.

Positive Auswirkungen auf die Personalbindung

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Personalwechsel mit der Einführung des Personalempfehlungssystems um 15 Prozent zurückgegangen sind. Und das überraschenderweise auch dort, wo gar keine Einstellungen über Personalempfehlungen stattgefunden hatten.

Genauere Nachfragen zeigte, dass für den verringerten Personalwechsel insbesondere der positive Effekt sorgte, den das Empfehlungsprogramm auf die Unternehmenskultur hatte. Prof. Dr. Nick Zubanov, Professor für Organisational Economics und Mitglied des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz, erklärt es so: „Die Beschäftigten fühlen sich respektiert, weil sie durch das Empfehlungsprogramm in die Stellenbesetzung mit einbezogen sind. Arbeitnehmer schätzen es, wenn sie dabei mitreden dürfen, mit wem sie künftig zusammenarbeiten. In der Konsequenz kommt es zu weniger Kündigungen.“

Wirkung auf Neueinstellungen

Dem positiven Effekt der verbesserten Personalbindung steht allerdings eine eher niedrige direkte Wirkung der Personalempfehlungsprogramme gegenüber. Nur 3 Prozent der Neueinstellungen basierten auf Empfehlung, wobei die Neueingestellten wiederum im Vergleich 45 Prozent seltener kündigten als Neueinstellungen ohne Empfehlung. „Das ergibt durchaus Sinn: Durch Empfehlungen werden Personen gefunden, die besser zum Job passen, ansonsten wären sie ja auch nicht empfohlen worden“, führt Zubanov aus.

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Das Ergebnis unter dem Strich

Die Vorteile des Empfehlungsprogramms lassen sich in barer Münze gegenrechnen: Die ausgezahlten Prämien kosteten das Unternehmen hochgerechnet zehn Cent pro Arbeitnehmer*in und Monat, während die Ersparnisse durch weniger Personalwechsel bei mindestens 2,49 Euro pro Arbeitnehmer*in und Monat lagen.

„Empfehlungsprogramme sind in Unternehmen beliebt, weil sie profitabel sind. Doch sind sie der Weg zu einem neuen Niveau an ökonomischem Wachstum? Unwahrscheinlich. Im Verhältnis zu den gesamten Lohnkosten sind die Ersparnisse durch Empfehlungsprogramme gering: Sie liegen bei 0,6 bis 2,8 Prozent, je nach Berechnungsmethode. Trotzdem sind Empfehlungsprogramme ein kleiner Schritt in Richtung höherer ökonomischer Effizienz – und ein großer Schritt, um Unternehmen zu einem besseren Arbeitsplatz zu machen“, schließt Nick Zubanov.

Zum Vorgehen der Forschungsgruppe

Die Forschungsgruppe führte führte im Rahmen ihrer Studie Empfehlungsprogramme mit unterschiedlich hohen Prämien (bis zu 40 Prozent des Monatsgehalts) in zufällig ausgewählten Filialen einer großen europäischen Supermarktkette (mit insgesamt 238 Filialen) ein. Nach 13 Monaten verglichen sie die Ergebnisse mit den übrigen Filialen der Supermarktkette, in denen kein Empfehlungsprogramm eingeführt wurde.

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