Vorbeugung bei "Floskel-Krankheit" und "Sprachbazillen" im Recruiting

Vorbeugende Maßnahmen gegen Floskeln im Recruiting
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Die Online-Ausgabe der Wirtschaftswoche vom 11.11.14 hat die Floskelmanie aufgegriffen. Ein klasse Thema auch für die Kommunikation von Personalern/Recruitern und Personal-Entscheidern im Recruiting. Auch hier sind Phrasen und Füllworte immer noch eine Volks-Krankheit, breiten sich aus wie Bazillen (über Mustervorlagen) und schwächen. Denn sie machen Stellenanzeigen wie Karrierewebseiten langweilig, austauschbar und lenken Interessenten schnell wieder weg. In der direkten Kommunikation nerven sie und führen dazu, dass Aussagen überhört/überlesen oder falsch verstanden werden. Und damit prägen sie das Bild der Kandidaten vom Arbeitgeber und den Personen, die ihn repräsentieren. Alles andere als gesund – um im Bild zu bleiben. Was für Bazillen gilt, gilt auch für Phrasen und Floskeln: ganz aus dem Weg gehen kann man ihnen nicht, ein Allheilmittel gibt es auch nicht, aber man kann vorbeugende Maßnahmen ergreifen.

Phrasen und Floskeln in der Kommunikation mit potenziellen und tatsächlichen Bewerbern

Betrachtet man Stellenausschreibungen, stöbert man auf Karrierewebseiten, liest man Bewerberkorrespondenz oder hört man in Vorstellungsgesprächen aufmerksam zu: es lässt sich schnell ein ganzes Füllhorn an Beispielen finden. Auf den folgenden Spickzetteln finden sich besonders gern genutzte Exemplare.
Floskeln und Phrasen in StellenanzeigenFloskeln und Phrasen in Bewerberkorrespondenz
Floskeln und Phrasen im Bewerbungsgespraech
Neben diesen Phrasen werden auch gerne Füllwörter verwendet, die die Aussagen der Beteiligten aufblähen, aber keinen Aussagewert haben. Zu diesen Wörtern gehören: bekanntlich, gewissermaßen, schlicht und einfach, ungemein, übrigens, ziemlich, relativ, meist, offenkundig, sozusagen, oft, nichtsdestotrotz, irgendwie, nämlich… usw.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Floskeln und Phrasen im Recruiting

Es ist nicht einfach, auf diese lieb gewonnenen Gewohnheiten zu verzichten. Von Coaches und Trainern in Kunden-Service-Centern kann man viel über kundenorientierte und floskelfreie Kommunikation in Wort und Schrift lernen. Ich konnte in der Vergangenheit im Rahmen von Recruiting-Projekten mit solchen Kommunikationsprofis Anforderungsprofile entwickelt und Bewertungskriterien mit Verhaltensankern zur Einschätzung von Können und Potenzial in Sachen Kommunikation erarbeiten. Drei grundlegende Merker möchte ich herausgreifen, die sehr viel in der Kommunikation bewirken und für das Gegenüber einen erkennbaren Unterschied ausmachen. Übertragen auf das Recruiting lassen Sie sich so formulieren:

Stellenanzeigen: Machen Sie nur konkrete Aussagen!

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  • Reihen Sie in Stellenanzeigen nicht allgemeine Anforderungen aneinander, sondern formulieren Sie klar und konkret, was Sie meinen. Was ist ein Teamplayer für Sie; in welchem Sinne sollte jemand flexibel sein (zeitlich, aufgabenmäßig, örtlich?).
  • Preisen Sie Ihr Unternehmen nicht wie in einem Werbeprospekt an, sondern nennen Sie nur wenige herausragende Arbeitgebereigenschaften und belegen Sie diese: nennen Sie nicht nur das gute Betriebsklima, geben Sie Zufriedenheitszahlen aus der letzten Mitarbeiterbefragung an; sprechen Sie nicht von hervorragenden Sozialleistungen, listen Sie, was Sie anbieten: Rentenversicherung, Betriebskindergarten, Massagen etc.
  • Wenn es Ihrerseits konkrete Vorstellungen z.B. zum Einstiegstermin, zum Arbeitsort oder zur Gehaltsspanne gibt, dann nennen Sie diese.
  • Machen Sie klare Aussagen zur Bewerbungsform und den erwarteten Unterlagen.

Korrespondenz: Vermeiden Sie Behörden-/Bürokraten-Deutsch!

  • Verzichten Sie auf altbackene Begriffe wie bezugnehmend, anbei, beiliegend etc.
  • Ersetzen Sie Substantive durch Verben, das wirkt flüssiger und lebendiger.
  • Schreiben Sie wie Sie sprechen – aktiv statt passiv.
  • Lassen Sie Modalverben – dürfen, sollen, können, wollen, müssen, mögen – weg.
  • Vermeiden Sie Konjunktive, wie könnte, würde, wäre, hätte.
  • Verwenden Sie einfache Worte mit wenigen Silben statt “Wortmonster” aus zusammengesetzten Worten.
  • Stellen Sie den Bewerber in den Mittelpunkt. Schreiben Sie nicht vom “Wir” , wählen Sie Formulierungen, die den Kandidaten konkret ansprechen (“Sie”)

Persönliche Kommunikation: Sensibilisieren Sie sich für Füllwörter und Phrasen!

  • Achten Sie im Arbeitsalltag auf Floskeln – bei Ihnen selbst, bei Kollegen, in Gesprächen, in Korrespondenz. Das sensibilisiert Sie.
  • Sprechen Sie Kollegen darauf an, bei Ihnen auf Floskeln und Phrasen zu achten, die Sie immer wieder verwenden. Die eigene gehäufte Verwendung von Floskeln merkt man oft gar nicht selbst – bis man darauf aufmerksam gemacht wird.
  • Kleben Sie sich ein Post-it mit Ihrer Lieblingsfloskel an den Bildschirm, aufs Telefon oder auf den Interviewleitfaden – so werden Sie immer wieder erinnert und achten mehr auf Ihre Worte.
  • Gehen Sie ruhig auch spielerisch an das Thema heran. Stellen Sie sich ein Sparschwein auf und werfen Sie für jede Wiederholung Ihrer Lieblingsfloskel etwas rein. Oder spielen Sie mit Ihren Kollegen Floskel-Bingo.

Ich lasse jetzt bewusst einen Schlusssatz weg, in dem Phrasen und Füllwörter geschickt aneinander gereiht werden. Stattdessen greife ich das Bild der Floskel-Krankheiten nochmals auf und empfehle: statt lange selbst herum zu doktern, lieber den “Facharzt” sprich Experten “konsultieren”. Angebotene Stellenanzeigen-, Karriereseiten- und Korrespondenz-Checks sowie einschlägige Seminare – z.B. zum Entfloskeln von Kommunikation helfen gezielt weiter. Auch wenn das eine wie das andere eine kleine Investition bedeutet: es ist gut investiertes Geld, denn es spart eigene Zeit und zahlt auf das Image als Arbeitgeber und damit indirekt auf den Rekrutierungserfolg ein (übrigens eine aktuelle Floskel von mir: “einzahlen auf ” 🙂 )

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* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.

Ruth Böck
Ruth Böck
Hallo, ich bin einer der Köpfe von upo - Bausteine für Rekrutierungserfolg. Als #RecruitingStarkMacher unterstützen wir Recruiter, mit einem echt starken Recruiting einen erlebbaren Unterschied zu machen. Und so mehr Rekrutierungserfolg zu erzielen. Außerdem bin ich Initiatorin und Mitmacherin dieses Fachportals Rekrutierungserfolg.de. Wenn dir meine Beiträge gefallen, dann trage dich hier gerne für unser upo Magazin mit Tipps & Hinweisen für #RecruitingStarkMacher ein.