Vertrauen zu Menschen aus anderen Ländern wirkt sich stark auf deren Jobchancen aus

Das Vertrauen, das Deutsche zu Menschen aus anderen Ländern haben, wirkt sich stark auf deren Chancen aus, eine Stelle zu finden. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: Würde der Anteil der Deutschen, die den polnischen Zugewanderten Vertrauen entgegenbringen, von 21 auf 69 Prozent steigen, dann würde dies die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit dieser Gruppe von sechs auf drei Monate halbieren.

Das Vertrauen, das deutsche Staatsbürger Menschen aus anderen Ländern entgegenbringen, unterscheidet sich stark je nach Land. Während 69 Prozent der befragten Deutschen Menschen aus den Niederlanden als vertrauenswürdig einstuften, lag der entsprechende Wert für Menschen aus Polen bei 21 Prozent.

Gleichzeitig zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern, wenn man Deutsche befragt, wie viel Vertrauen sie zu Menschen aus anderen Nationen haben. Beispielsweise äußern 42 Prozent der befragten Deutschen in Berlin Vertrauen zu Personen aus der Türkei – und 27 Prozent der befragten Hessen. Die Analyse beschränkt sich auf Westdeutschland und Berlin, weil für Ostdeutschland keine ausreichenden Daten vorliegen.

Diese Unterschiede zwischen den Bundesländern nutzten die Forscher, um den Effekt zu bestimmen, den das Vertrauen in Menschen aus verschiedenen Ländern auf die Übergangswahrscheinlichkeit aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung hat. Dabei wird deutlich: Wenn der Anteil der Deutschen, der der jeweiligen Migrationsgruppe Vertrauen entgegenbringt, um einen Prozentpunkt höher ausfällt, geht dies mit einer um 1,04 Prozent kürzeren Dauer des Übergangs aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung einher.

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Zugewanderte aus Ländern, deren Bürgern weniger Vertrauen entgegengebracht wird, berichten auch häufiger, dass sie aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt werden.

Keinen Zusammenhang gibt es dagegen zwischen den Entlassungsrisiken und dem Vertrauen, das die Bevölkerung Menschen aus anderen Ländern entgegenbringt. Wenn Personen erst einmal beschäftigt sind, lassen sich Arbeitsproduktivität und andere Eigenschaften unmittelbar beobachten, so dass Vorurteile weniger oder gar nicht zum Tragen kommen, erklärt IAB-Forscher Sekou Keita.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2020/kb1020.pdf.

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