Umdenken im Recruiting: Drei von vier Arbeitgebern bewerten Fähigkeiten stärker als Abschlüsse

Stepstone - Hiring Trends Update 2025

Drei von vier Arbeitgebern in Deutschland wollen Bewerber*innen künftig stärker nach ihren tatsächlichen Fähigkeiten statt nach formalen Abschlüssen beurteilen. Das zeigt eine aktuelle Stepstone-Studie unter mehr als 6.800 Arbeitnehmenden und mehr als 1.000 Recruiter*innen. Denn trotz Fachkräftemangel fällt es 87 % der Unternehmen schwer, Menschen mit den richtigen Kompetenzen zu finden. Eine Ursache: Viele Unternehmen stellen noch immer nach Karrieretiteln oder klassischen Lebensläufen ein. Viele praktische Fähigkeiten, wie zum Beispiel digitale, kommunikative oder analytische Kompetenzen, tauchen dort allerdings oft nicht auf.

Zwar bleiben formale Abschlüsse und Zertifikate ein wichtiger Teil der Qualifikationsbewertung, doch laut der Studienergebnisse orientieren sich viele Unternehmen nach wie vor hauptsächlich daran. 43 % der Unternehmen verlangen für alle Positionen formale Nachweise, obwohl praktische Fähigkeiten und Berufserfahrung oft ebenso entscheidend sind.

„Viele Arbeitgeber erkennen inzwischen, dass sie mit dieser Herangehensweise zu viele Talente übersehen“, sagt Dr. Julius Probst, Arbeitsmarktexperte bei The Stepstone Group. „Entscheidend ist nicht mehr, was jemand vor Jahren gelernt hat, sondern was er oder sie heute wirklich kann. Deshalb brauchen wir neue Wege, um Kompetenzen sichtbar zu machen, etwa durch Praxistests, Projektbeispiele oder konkrete Arbeitsproben.“

Ungenutztes Potenzial: Beschäftigte fühlen sich falsch eingesetzt

Auf Seite der Arbeitnehmenden wird bereits deutlich, welche Folgen diese Diskrepanz hat: 44 % von ihnen sind unzufrieden damit, wie sie ihre Fähigkeiten im Job einsetzen können. 38 % geben an, dass ihre Aufgaben überhaupt nicht zu ihren Fähigkeiten oder Stärken passen. Die Folge: 68 % der Arbeitnehmenden denken mindestens mehrmals im Monat über einen Jobwechsel nach. Der Fachkräftemangel ist also nicht allein ein Rekrutierungsproblem, sondern auch das Ergebnis ungenutzter Potenziale auf dem Arbeitsmarkt.

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Skills werden zur neuen Währung am Arbeitsmarkt

Doch die Haltung vieler Unternehmen scheint sich nun zu ändern: 77 % der Unternehmen wollen ihre Auswahlprozesse künftig stärker an den tatsächlichen Kompetenzen von Bewerbenden ausrichten, ebenso viele (76 %) planen, Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit und Problemlösungskompetenz zu fokussieren. Auch digitale und technologische Fähigkeiten rücken stärker in den Fokus, nicht zuletzt durch den wachsenden Einfluss von Künstlicher Intelligenz im Arbeitsalltag.

Besonders in der IT-Branche zeigt sich dieser Wandel bereits: Mehr als ein Drittel (38 %) der befragten Recruiter*innen verzichten dort bei bestimmten Positionen bereits gänzlich auf formale Nachweise. In Bereichen wie dem Bauwesen (10%) oder der Bildung (11%) fällt dieser Anteil geringer aus.

„Der Trend zu einer stärker kompetenzorientierten Auswahl, also zum sogenannten Skills-based Hiring, ist keine kurzfristige Mode, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit“, sagt Probst. „Kompetenzen entscheiden künftig noch mehr darüber, ob Unternehmen innovativ bleiben und ob Beschäftigte langfristig erfolgreich sind.“

zur Studie „Hiring Trends Update“