Top Recruiting-Kanäle: Online-Jobbörsen dominieren – Website-Angebot erstaunlich schwach

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Nach dem erheblichen Einbruch in Folge der Corona-Pandemie erholt sich der Stellenmarkt in Deutschland zunehmend und verzeichnete im Juli im Vergleich zum am stärksten von Corona-Lockdown betroffenen Monat April einen Anstieg von 38 Prozent. Insgesamt 1.317.059 Stellenanzeigen wurden demnach von über 162.000 Unternehmen im Juli 2020 veröffentlicht. Dies entspricht rund 999.200 Jobs, womit im Schnitt 1,3 Stellenanzeigen für die Besetzung einer Stelle veröffentlicht wurden.

Auch wenn der Stellenmarkt insgesamt auf einem hoffnungsvollen Kurs ist, hat die Corona-Pandemie wirtschaftliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Kurzarbeit oder gar Kündigungen waren nur einige der Folgen, auch mit finanziellen Einbrüchen hatten Unternehmen zu kämpfen oder tun es immer noch.

Ob dies auch Auswirkungen auf die Wahl des Recruiting-Kanals hat, untersucht die aktuelle BAP Job-Navigator Ausgabe und schaut dafür noch einmal genauer hin: Welche Medien nutzen die Unternehmen besonders stark, um ihre Stellenanzeigen zu veröffentlichen? Wo wurde hingegen wenig geschaltet? Können regionale Unterschiede im Schaltverhalten festgestellt werden? Und wie ist es um die einzelnen Branchen bestellt?

Online-Jobbörsen insgesamt am beliebtesten – aber starke regionale Unterschiede

Mit 47,3 Prozent erschien fast die Hälfte aller Jobs im Juli auf Online-Jobbörsen. Dabei ist die Finanz- und Versicherungsbranche mit einem Anteil von 66,2 Prozent die Top Branche im Ranking. Rund 15.382 Stellenangebote veröffentlichten Unternehmen aus dieser Branche auf StepStone, Monster und Co. Mit 64,5 Prozent waren auch die Jobangebote aus der Energiebranche überproportional stark auf Online-Stellenportalen vertreten. Ebenfalls über dem Durchschnitt lag das Angebot im Bereich Verkehr und Logistik (26.057 Jobs) sowie dem Gastgewerbe, wo mehr als 22.200 Stellenangebote und somit 59 Prozent aller Anzeigen in Online-Jobbörsen inseriert wurden.

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Auf regionaler Ebene sticht Hamburg hervor. In der Hansestadt wurden Jobbörsen mit Abstand am häufigsten genutzt (54 Prozent). Dahinter folgt Hessen mit 50 Prozent; Berlin belegt den dritten Platz. Am seltensten griffen Unternehmen in den neuen Bundesländern auf Online-Jobbörsen (rund 40 Prozent) zurück. Aber auch in Baden-Württemberg waren hier lediglich 44 Prozent aller Anzeigen zu finden.

Regionale Schwankungen auch bei der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit

Mit 33,5 Prozent ist die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit das Medium, das Unternehmen am zweithäufigsten für die Platzierung ihrer Stellenanzeigen nutzen. Mehr als 441.000 Jobs wurden im Juli dort inseriert. Überproportional war dabei der Anteil an Jobs mit Einsatzorten in Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils 45 Prozent). Den geringsten Anteil in der Jobbörse der Bundesagentur nahmen mit 24 Prozent Stellen in Hamburg ein.

Website-Angebot erstaunlich gering

Überraschend ist das Analyseergebnis der Firmenwebsites. Von allen im Juli ausgeschriebenen Stellenangeboten wurden nur 15 Prozent auf der eigenen Website platziert. Damit scheinen die meisten Unternehmen die eigene Website noch nicht als erste Anlaufstelle für potenzielle Bewerber wahrzunehmen. Karriere-Websites bieten jedoch durchaus Vorteile: Zum Beispiel kann sich das Unternehmen ausführlicher vorstellen und den Interessenten aufzeigen, warum sie sich bewerben sollten. Die meisten Jobangebote auf Firmenwebsites standen in Dienstleistungstätigkeiten sowie in Berufen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen zur Verfügung. Der geringste Anteil lag mit 9,2 Prozent im Gastgewerbe.

IT-Branche vor allem in Businessnetzwerken vertreten

Wer auf der Suche nach einer Stelle in der IT-Branche ist, sollte hingegen XING und LinkedIn durchforsten. Während die beiden Businessnetzwerke am Gesamtstellenmarkt nur knapp zwei Prozent ausmachen, lag der Anteil in der IT- und Kommunikationsbranche mit 5,4 Prozent (4.299 Jobs) mehr als doppelt so hoch. Auch die Branche der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen hat die Netzwerke für sich entdeckt und veröffentlichte dort im Juli mehr als 4.000 Jobs. Neben den Stadtstaaten Hamburg (3,7 Prozent) und Berlin (3,6 Prozent) wurden auch viele Stellen in Hessen über die beiden Kanäle inseriert (3 Prozent).

Printmedien punkten bei Jobs mit hohem regionalem Bezug

Etwas häufiger als in den Businessnetzwerken werden Stellenanzeigen mit 2,2 Prozent in den Printmedien geschaltet. Betrachtet man die einzelnen Branchen, wird deutlich: Vor allem für diejenigen, die eine Karriere im öffentlichen Sektor anstreben, lohnt sich der Blick in die regionalen und überregionalen Zeitungen und Zeitschriften weiterhin. So wurden im Juli 15 Prozent aller Anzeigen (7.571 Jobs) dieser Branche in den Printmedien ausgeschrieben. Auch Kindergärten, Schulen und sonstige Bildungsinstitutionen setzen überdurchschnittlich oft Zeitungen für ihr Recruiting ein (2.146 Jobs). Damit wird Print vor allem von Unternehmen mit hohem regionalen Bezug genutzt.

Florian Swyter, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP) zieht als Fazit aus der Auswertung: "Nach wie vor wird häufig angenommen, dass in allen Medien dieselben Stellenangebote zu finden sind. Dabei variiert das Angebot stark und hängt vom Arbeitsbereich und der Branche, aber auch der Region ab. Sowohl Bewerber als auch Personaldienstleister sollten daher nicht nur eine möglichst große Bandbreite, sondern auch einen zielgruppengerechten Mix an Medien konsultieren."

Pressemitteilung