Im zweiten Teil der Analyse der Online Recruiting Praxis 2015 (#OReP15) im Mittelstand standen die Stellenanzeigen, Arbeitgeberbewertungen und Social Media Profile der untersuchten 48 Arbeitgeber im Mittelpunkt. Wie im ersten Teil zu den Karriereseiten stellen wir die Ergebnisse hier wieder pointiert vor und ergänzen sie um konkrete Praxisempfehlungen. Los geht´s.
Stellenanzeigen – Der Teufel steckt wie immer im Detail
Direkt zu Beginn unserer Analyse wurden wir überrascht: Der Stellenanzeigen-Index (durchschnittliche Bewertung über alle Bewertungskriterien) zeigt, dass die Qualität der Stellenanzeigen sich im Durchschnitt im oberen Mittelfeld der möglichen Bewertungen bewegt – und das unabhängig von der Unternehmensgröße.
Dabei fällt u.a. positiv auf:
- Über 90% der Arbeitgeber beschreiben die Aufgaben und Erwartungen, 40 bzw. 48% auch in angemessenem Umfang.
- Meist wird eine gut lesbare, serifenfreie Schrift verwendet und auf ausreichenden Kontrast zum Hintergrund geachtet. Absätze und Zwischenüberschriften sind in vielen Anzeigen zur Strukturierung eingesetzt.
- 75% der Anzeigen folgen einem Corporate Design.
- Die Stellenanzeigen sind in aller Regel intern auf den Karriereseiten gut verlinkt.
- In 61% der betrachteten Anzeigen findet man einen Ansprechpartner.
Also alles gut? Nein, denn die weitere Analyse zeigt, dass es im Detail einige Mankos gibt.
- 27% der Mittelständler verzichten auf ein Unternehmensprofil und 25% der Arbeitgeber im Mittelstand sagt in Stellenanzeigen rein gar nichts zu Arbeitgeberleistungen.
- Die Mehrheit der Anzeigen ist überwiegend floskelhaft formuliert, nur 6% der betrachteten Anzeigen sind klar formuliert und verwenden Beispiele zur Konkretisierung.
- Nur 10% wählt eine angemessen große Schrift; auch der Zeilenabstand ist bei mehr als 70% der betrachteten Anzeigen zu eng gewählt. Häufiger fehlen auch Aufzählungen oder Hervorhebungen zur Strukturierung.
- Fotos werden in vielen Anzeigen (46%) gar nicht eingesetzt.
- Es gibt immer noch viele Anzeigen ohne (konkreten) Ansprechpartner und nur ca. 1/3 der Anzeigen weist eine klare und konkrete “Call to Action” auf.
- Nur 1/10 der Anzeigen kann als mobile friendly eingestuft werden, interessanter Weise hinken die großen Mittelständler dabei hinterher. In Sachen Suchmaschinenoptimierung haben 42% großen Handlungsbedarf.
Arbeitgeberbewertung – Mehr und besser als man denkt
Der Analyse der Arbeitgeberbewertungen ging eine Sichtung der Einträge in den verschiedenen Arbeitgeberbewertungsportalen voraus. Es wurde schnell deutlich, dass eine nennenswerte Anzahl von Arbeitgeberbewertungen nur auf kununu zu finden waren. Daher haben wir unsere Analyse darauf beschränkt und das feststellen können:
- Überraschend viele der Mittelständler sind bereits auf kununu bewertet worden; nur 6% noch nicht. Viele (60%) hatten sogar mehr als 10 Bewertungen.
- Auch die Aktualität der Bewertungen ist interessant: bei 2/3 der betrachteten Unternehmen sind sie aus den letzten 6 Monaten.
- Auffällig ist, dass bei knapp 20% der mehrfach bewerteten Unternehmen die Bewertungen klar positiv und bei 51% tendenziell positiv sind; nur 2% der betrachteten Unternehmen hatten nur negative Einträge.
- Erstaunlich ist aber, dass fast 3/4 der Unternehmen nicht auf Bewertungen reagieren und sie kommentieren.
Social Media Profile – Zu wenig Kommunikation
Untersucht haben wir die Social Media-Auftritte der mittelständischen Arbeitgeber in den zwei Business-Netzwerken Xing und LinkedIn sowie in den beiden sozialen Netzwerken Facebook und Google+.
- Der ermittelte Social Media-Index zeigt Zurückhaltung in Sachen Social Media – insbesondere bei Unternehmen mittlerer Größe.
- Am häufigsten findet man Profile auf Xing, das Schlusslicht ist Google+. Die “Kleinen” sind verstärkt in Business-Netzwerken vertreten, während größere Unternehmen mehr über verschiedene Netzwerke streuen.
- Bemerkenswert ist die geringe Vernetzung von Social Media und Karriereseite, wobei auf Business Netzwerke häufiger verlinkt wird.
- Inhaltlich dominiert die Produkt-/Kundenausrichtung; bewerberrelevante Informationen sind hingegen Mangelware.
- Die Intensität der Pflege der Social Media-Profile fällt sehr unterschiedlich aus: während auf Facebook häufig mehrfach die Woche bzw. im Monat aktuelle Meldungen eingestellt werden, ist das bei Xing schon weniger häufig beobachtbar; in Google+ und LinkedIn ist sehr wenig Aktivität sichtbar.
Schön und gut, aber was heißt das jetzt für die Praxis?
Folgende Tipps für mittelständische Arbeitgeber lassen sich aus diesen Ergebnissen zusammenfassend ableiten.
- Öffnen Sie sich Arbeitgeberbewertungsportalen und schauen Sie regelmäßig nach, ob und was über Ihr Unternehmen geschrieben wird.
- Nutzen Sie die angebotenen Kommunikationsmöglichkeiten, kommentieren Sie kritische Rückmeldungen konstruktiv und danken Sie für positives Feedback.
- Um die Zahl an Bewertungen zu erhöhen, können Sie aktiv Mitarbeiter und Bewerber ansprechen und um eine Bewertung bitten. So zeigen Sie Ihre Offenheit für Feedback und sorgen dafür, dass das Meinungsbild vielfältiger wird.
- Man muss nicht auf allen Kanälen unterwegs sein, aber dort, wo Ihre Bewerber und Konkurrenz ist. Fragen Sie ggf. Ihre eigenen Mitarbeiter und betreiben Sie Marktforschung.
- Lassen Sie die anderen Netzwerke nicht gänzlich links liegen; hinterlegen Sie zumindest eine Visitenkarte und Links zu weiteren Informationen.
- Sorgen Sie zielgerichtet und regelmäßig für bewerberrelevanten Inhalt. D.h. posten Sie nicht nur allgemeine Informationen zu Produkten, zum Unternehmen oder lediglich Stellenanzeigen, sondern Hintergrundinformationen aus dem Arbeitsleben. Differenzieren Sie ggf. zwischen den Netzwerken.
- Vernetzen Sie Ihre Auftritte stärker: Karriereseite, Stellenanzeigen und Social-Media-Auftritte sollten keine Insellösungen darstellen, sondern gegenseitig aufeinander verweisen und verlinken.
Ergänzender “Lesestoff”:
- Alex Mikula: “Ich habe heute leider kein Foto für dich”, in: recruitingpraxis vom 30.04.2015
- Ruth Böck: Mit relevanten Informationen raus aus dem Einheitsbrei bei Stellenanzeigen, in: blog rekrutierungserfolg.de vom 15.07.2014
- Karl-Heinrich Bruckschen: Recruiters Face to the Candidate – Wie sichtbar sind Ansprechpartner?, in: blog rekrutierungserfolg.de vom 03.12.2014
- Stefan Schmal: Personalmarketing über Google – so naheliegend, trotzdem sind SEO und SEM für HR oft Bücher mit sieben Siegeln…, in: blog recrutainment vom 30.04.2015
- Karl-Heinrich Bruckschen: Mobile Recruiting 2015 – Nachholbedarf im Mittelstand, in: blog rekrutierungserfolg.de vom 11.03.2015
Bildquelle: © bloomua – Fotolia.com
* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.