Online Azubi-Einstellungstests haben Potenzial – Infografik fasst zusammen

Online-Azubi-Einstellungstests
© Robert Kneschke – Fotolia.com

Jeder 5. Ausbildungsplatz konnte 2013 nicht besetzt werden. Und das trotz einer ebenfalls steigenden Zahl von Bewerbern, die keinen Ausbildungsplatz bekamen. Über 60% der Betriebe nannten als Grund eine zu geringe Zahl geeigneter Bewerber (IAB Kurzbericht 20/2014). Viele klagen auch über eine mangelnde Ausbildungsreife (vgl. DIHK-Ausbildungsumfrage 2014). Daher hinterfragen Ausbildungsbetriebe zunehmend ihren Auswahlprozess – mit Recht, wie aktuelle Zahlen zeigen.

Noten als Selektionskriterien – oft verwendet, aber auch geeignet?

Im ersten Auswahlschritt wird die Eignung häufig anhand von Schulnoten ermittelt. Das kann dazu führen, dass potenziell geeignete Bewerber im Auswahlverfahren frühzeitig ausscheiden, weil die Schulnoten nicht das gewünschte Niveau erreichen. Es kann aber auch sein, dass Bewerber mit vermeintlich guten Noten weiterkommen, ohne dass das erwartete Potenzial vorhanden ist. Denn über die Qualität von Schulnoten lässt sich auch angesichts aktueller Berichterstattung trefflich diskutieren (vgl. https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-126267971.htmlhttps://www.spektrum.de/news/sind-noten-noch-zeitgemaess/1312119) . Außerdem greifen Unternehmen angesichts der rückläufigen Bewerberzahlen immer häufiger auch auf Studienabgänger oder Teilnehmer von Übergangsmaßnahmen/ Einstiegsqualifizierungen zurück – hier liegen oft gar keine aktuellen Noten in typischen Schulfächern vor.

Deshalb berücksichtigen verschiedene Konzerne (u.a. Die Bahn) Schulnoten bei der Vergabe ihrer Ausbildungsplätze gar nicht mehr oder nicht vorrangig. Stattdessen setzen diese Unternehmen auf Einstellungstests, um die Potenziale der Bewerber zu bewerten und auf deren Basis eine Auswahlentscheidung zu treffen.

Alternative Azubi-Einstellungstest

Der entscheidende Vorteil von Azubi-Einstellungstests ist, dass alle Bewerber im fairen Vergleich die gleichen Aufgaben lösen müssen. So lassen sich Kenntnisse und Fähigkeiten objektiver und unabhängig von Notenunterschieden nach Schulen und subjektiven Lehrerbeurteilungen vergleichen.

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Laut DIHK-Ausbildungsumfrage 2014 kritisieren 56% der Unternehmen das mündliche und schriftliche Ausdrucksvermögen und vermissen zu 46% elementare Rechenfähigkeiten. Interessanter Weise nutzen aber nur 69% der Unternehmen mit Testverfahren die Chance, numerische Fähigkeiten und nur 64% Deutschkenntnisse bzw. 63% verbale Fähigkeiten zu prüfen (vgl. cut-e Azubi-Studie 2013/14). Da gerade diese kognitiven Fähigkeiten sich mittels eines Testverfahrens gut und differenziert analysieren lassen, verschenken Unternehmen hier das Potenzial, zu erkennen, wo die genauen Stärken und Schwächen der Bewerber liegen. Hat ein Bewerber z.B. nur eine Schwäche in einer Rechenart oder ist er generell mathematisch unbegabt? Für die Auswahlentscheidung ist das eine wichtige Zusatzinformation. Insofern gilt es beim Einsatz von Einstellungstests darauf zu achten, auch genau die Aspekte objektiv zu testen, die relevante Anforderungen darstellen – auch wenn Noten in Zeugnissen vermeintlich schon darüber Auskunft geben.

Azubi-Einstellungstests bringen nicht nur diesen Objektivierungsvorteil. Auch die Bewerber um Ausbildungsplätze finden den Einsatz von Testverfahren in großer Mehrheit gut oder sehr gut (81%, Azubi-Recruitingtrends 2014, u-form). Sie schätzen die Fairness und Chancengleichheit durch das Verfahren. So unterstützt der Einsatz eines Azubi-Einstellungstests auch die Attraktivität als Ausbildungsbetrieb.

Computergestützte Test-Verfahren im Kommen

Wurden in der Vergangenheit überwiegend Paper & Pencil-Verfahren eingesetzt, steigt der Einsatz von Online-Verfahren erkennbar an. Nach einer Studie haben 2009 noch 47% ausschließlich Offline-Verfahren verwendet, 2012/13 waren es noch 35% (vgl. Die cut-e Azubi-Studie 2012/2013, 219 Befragungsteilnehmer aus Deutschland). Demgegenüber werden online durchgeführte Einstellungstests in den letzten Jahren immer beliebter. Etwa ein Drittel der Firmen nutzen Onlinetests (vgl. Azubi-Recruitingtrends 2013, u-form). Die Attraktivität des Mediums für die junge Bewerberklientel – immerhin 63% finden Onlinetests besser oder gleich gut wie Papiertests (vgl. Azubi-Recruitingtrends 2013, u-form) –  wird mit einer umgehenden Ergebnisverfügbarkeit verbunden. Dass kein Papier für die Testung erforderlich ist, wird zu einem weiteren erfreulichen Aspekt (Stichwort Nachhaltigkeit). Diese Tests können entweder im Unternehmen auf Rechnern mit Internetzugang oder sogar vom Bewerber zu Hause am eigenen PC durchgeführt werden. Mit dieser Variante steigt die Effizienz der Testung deutlich, weil weder Termin- noch Bereitstellungsprobleme entstehen können. Unternehmen, die Online Azubi-Einstellungstests skeptisch gegenüber stehen, befürchten häufig insbesondere das Risiko von Testmanipulationen – gerade bei der Testdurchführung zu Hause. Hierzu gibt es jedoch eine Vielzahl von Vorkehrungen, die dieses Risiko minimieren.

Qualitätsmerkmale entscheiden über Nutzen

Wer sich für den Einsatz eines Online Azubi-Einstellungstests entscheidet, sollte auf wichtige Qualitätsmerkmale achten. Nicht nur die Zuverlässigkeit der Ergebnisse, auch die Akzeptanz der Ausbildungsplatzbewerber wird dadurch beeinflusst. Wesentliche Kriterien dabei sind insbesondere:

  • Flexibilität: Der Test sollte nur die Anforderungen testen, die auch wesentlich sind. Das bedeutet, dass die Testinhalte modular zusammensetzbar sein müssen. Die technische Ausgestaltung des Tests muss so flexibel sein, dass die Tests über verschiedene Browser und Endgeräte nutzbar und zeitlich flexibel bearbeitbar sind.
  • Usability: Die Tests müssen strukturiert aufgebaut und übersichtlich gestaltet sein, damit der Kandidat stets erkennen kann, wo er sich befindet. Die Aufgaben müssen klar und verständlich formuliert sein, Beispiele sollten das Verständnis erhöhen. Die Navigation sollte einfach und eindeutig sein. Die verfügbare Zeit und der Arbeitsfortschritt sollte z.B. durch einen Timer und/oder Fortschrittsbalken immer ersichtlich sein.
  • Transparenz: Für den Kandidaten sollte erkennbar sein, wozu der Test dient. Auch sollte verständlich vermittelt werden, warum genau diese Aufgaben gestellt werden und welche Anforderungen sie messen (Anforderungsbezug). Bei der Formulierung der Aufgaben sollte man darauf achten, dass die Aufgaben einen möglichst hohen Bezug zum Berufsbild herstellen (Berufsorientierung). Auf Aufgaben ohne jeglichen Kontext oder mit allgemeinen Beschreibungen, die auf beliebige Ausbildungsberufe passen, sollte verzichtet werden.
  • Fairness: Alle Instruktionen sollten eindeutig und für alle Testteilnehmer in gleicher Form – idealer Weise als Bestandteil des Tests – verfügbar sein. Für alle Kandidaten sollen die gleichen Testbedingungen hinsichtlich Bearbeitungszeit des Tests,  Zeitfenster, in der der Test durchgeführt werden muss, Zugänglichkeit des Tests etc. gegeben sein. Bei der Auswertung ist darauf zu achten, dass ein definiertes Lösungsschema hinterlegt ist und Interpretationen von Ergebnissen ausgeschlossen sind. Auch sind Mechanismen in den Test zu integrieren, die verhindern, dass sich einzelne Testteilnehmer unlautere Wettbewerbsvorteile verschaffen.
  • Datenschutz-/ Datensicherheit: Die Testkandidaten sind darüber zu informieren, welche Daten von ihnen wie und wie lange gespeichert werden. Die Möglichkeiten der Nutzung von  Kandidatenkürzeln oder einer Teilnehmer-ID können das Vertrauen erhöhen. Es sollte sichergestellt sein, dass die Daten auf geschützten Servern liegen, die Daten gesichert werden und die Personen, die darauf Zugang haben, dem Datenschutz verpflichtet sind.

Professionelle Testanbieter stellen diese Qualitätskriterien sicher. Daher lohnt es auf solche Konzepte zurückzugreifen und von einer beliebigen Zusammenstellung von Übungsaufgaben im Internet und deren Übertragung in ein Onlinetool abzusehen – auch wenn dies auf den ersten Blick einfach und kostengünstig erscheint. Nicht nur, dass die Gefahr besteht, Urheberrechte zu verletzen, auch die Qualitätsanforderungen lassen sich ohne professionelles Know-how selten sicherstellen.

Infografik fasst wichtige Aspekte zu Online-Einstellungstests für Azubis zusammen

Für alle Unternehmen, die einen Einstieg in das Thema der Onlinetests finden wollen,  haben die Recruiting-Qualitäter von upo – Bausteine für Rekrutierungserfolg in der Infografik “Online-Einstellungstests für Azubis” interessante und wichtige Aspekte zum Einsatz von Online-Einstellungstests zusammengestellt:

 

Infografik Online Recruiting Praxis von Krankenhäusern und Kliniken
Sollte die Infografik nicht korrekt angezeigt werden, klicken Sie bitte hier.

Bildquelle: Studenten arbeiten an Laptops © Robert Kneschke – Fotolia.com

* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.

Karl-Heinrich Bruckschen
Karl-Heinrich Bruckschen
... unterstützt mit upo - Bausteine für Rekrutierungserfolg Arbeitgeber bei der Professionalisierung ihres Recruitings durch Recruiting Checks und Beratung, Konzeption von Recruiting Instrumenten, operative Recruiting Services (RPO) oder den Ausbau von Recruiting Kompetenz durch Webinare, Seminare und Workshops. Sein besonderes Augenmerk liegt auf der Verbindung von IT und Recruiting. Daher ist er auch verantwortlich für das Fachportal Rekrutierungserfolg.de.