Große Personalnachfrage in Krankenhäusern, Automobilbranche in der Krise

Quelle: BAP

Seit dem 2. November gelten in Deutschland wieder schärfere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wobei zunächst vor allem die Gastronomie und die Kultur- und Freizeitbetriebe von den Einschränkungen betroffen waren. Aber wie verkraften andere Branchen die verschärften Auflagen? Gibt es trotzdem Unternehmen, die aktuell sogar noch mehr Personal suchen als noch ein Jahr zuvor? Der BAP Job-Navigator wirft einen Blick auf das Stellenangebot der wichtigsten Branchen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Trotz Lockdown Light wurden im November 2020 mehr als 894.000 Stellenangebote veröffentlicht. Das sind jedoch rund acht Prozent weniger als im Oktober 2020. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Angebot um 18 Prozent gesunken.

Gastgewerbe, Verkehr und Industrie – diese Branchen hat es besonders hart getroffen

Es ist wenig überraschend, dass im Branchenvergleich das Gastgewerbe besonders schlecht abschneidet. Im November 2020 wurden hier knapp 18.000 Stellen ausgeschrieben, dies entspricht nur 30 Prozent des vorjährigen Stellenangebots. Die Nachfrage nach Mitarbeitern in der Hotellerie sank dabei sogar um 76 Prozent. Damit ist dieser Branchenbereich noch stärker betroffen als die Gastronomie (-62 Prozent).

Trotz starkem Paket- und Lieferaufkommen in der Vorweihnachtszeit ist das Stellenangebot in der Verkehrs- und Logistikbranche verglichen mit dem Vorjahr um 26 Prozent gesunken: Besonders stark in der Schifffahrt (-64 Prozent), aber auch im Landverkehr haben die Unternehmen 28 Prozent weniger Stellen inseriert. Lediglich im Bereich der Post- und Kurierdienstleistungen fällt der Rückgang mit neun Prozent gering aus. Hier waren im November rund 5.500 offene Stellen zu besetzen.

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Unterschiede in den verschiedenen Industriezweigen

In der Industrie wurden insgesamt ebenfalls deutlich weniger Stellenangebote veröffentlicht. Im November 2020 schrieben rund 19.400 Industrieunternehmen knapp 82.000 Stellen aus. Noch ein Jahr zuvor waren 23 Prozent Jobs mehr inseriert.

Der größte Rückgang ist in der Automobilbranche zu beobachten. Im letzten Monat schrieben die KfZ-Hersteller 7.600 Stellen aus und somit 48 Prozent weniger als im November 2019. Auch im Maschinenbau (13.600 Jobs) sank das Stellenangebot um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Hersteller von Möbeln, Holz- und Glaswaren sind von der Corona-Pandemie nicht so stark betroffen. Im November 2020 lag die Zahl der ausgeschriebenen Jobangebote hier sogar leicht höher als im vergangenen Jahr. Auch die Pharmahersteller benötigen weiterhin Personal und schrieben deutschlandweit im November fast 4.700 Stellen aus.

Fachkräftemangel im Gesundheitswesen

Die Corona-Pandemie hat den Personalmangel im Gesundheitswesen, insbesondere bei den Ärzten und Pflegern, weiter verschärft. "Während viele Unternehmen deutlich weniger Jobangebote veröffentlichen oder ihre Mitarbeiter sogar wieder in Kurzarbeit schicken müssen, fehlt es besonders in Klinken und Pflegeheimen an Personal. Das spiegelt sich deutlich auf dem Stellenmarkt wider", erläutert Florian Swyter, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP). Im November 2020 wurden fast 82.000 Stellenangebote im Gesundheitsbereich veröffentlicht, davon 23 Prozent in Krankenhäusern. Das sind fast genauso viele offene Stellen wie vor einem Jahr.

Einzelhandel- und IT-Branche verstärkt auf Personalsuche

Auch der Handel sucht trotz oder sogar wegen den Einschränkungen regelmäßig nach Verstärkung (+1 Prozent). 111.328 Jobs standen im Groß- und Einzelhandel zur Verfügung. Im Einzelhandel wurden im November rund 79.340 Stellen ausgeschrieben, zwei Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Getragen wurde das hohe Jobangebot besonders von den Supermärkten und Lebensmittelhändlern. Auch wenn er nur zu wenigen Hamsterkäufen im Lockdown Light kam, wurden Verkäufer und Regalauffüller verstärkt gesucht. Auch die Nachfrage nach Aushilfen im Handel, die das Weihnachtsgeschäft unterstützen, stieg im November an, denn in diesem Zeitraum rechneten nur wenige damit, dass die meisten Einzelhandelsgeschäfte aufgrund des zweiten harten Lockdowns ab dem 16. Dezember schließen mussten.

In der Branche Information und Kommunikation wurden insgesamt 13 Prozent weniger Jobangebote veröffentlicht als im Vorjahresmonat. Der Rückgang ist vor allem auf die beiden Unterbranchen Verlagswesen und die Ton- und Filmproduktion zurückzuführen. Der Zweig Telekommunikation ist hingegen auf Wachstumskurs. Hier wurden im Vergleich zum November 2019 sieben Prozent mehr Jobs angeboten. Neben Kundenberatern und Vertriebsmitarbeitern waren speziell Security Ingenieure und Social Media Manager sehr gefragt.

Pressemitteilung