Ein Drittel der deutschen Unternehmen plant künftig permanentes Home Office für spezifische Funktionen

Homeoffice

77 Prozent der in einer von der Personal- und Organisationsberatung Korn Ferry befragten Unternehmen weltweit haben in Folge der Corona-Pandemie eine Home-Office-Regelung eingeführt. In Deutschland haben dies 60 Prozent der befragten Unternehmen getan. 42 Prozent planen, bestimmten Funktionen das permanente Arbeiten von zu Hause auch nach der Pandemie zu gestatten (Deutschland: 34 Prozent). An der Befragung haben global 4.051 Unternehmen teilgenommen.

  • Home Office vor allem für Verwaltungstätigkeiten, Marketing und Vertrieb in der Post-Corona-Phase geplant
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Produktion und Engineering sollen überwiegend weiterhin vor Ort arbeiten
  • Unternehmen haben sich bisher vielfach nicht an Mehrkosten für Home Office beteiligt

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„Home Office war und ist eine überraschende, vielfach ungewollte, tiefgreifende und zugleich eine der größten strukturellen und kulturellen Veränderungen in der vergangenen Dekade für Unternehmen“, sagt Thomas Faltin, Senior Partner und Experte für Organisationsberatung bei Korn Ferry. „Die durchaus relevanten Unterschiede zwischen Deutschland und den weltweiten Zahlen lassen sich zum einen mit dem deutschen Unikat ‚Mittelstand‘ erklären. Dieser war zwar lange Zeit sehr erfolgreich, arbeitet aber doch vielfach in sehr tradierten Strukturen mit einer entsprechend ausgeprägten Anwesenheitskultur. Zum anderen ist eine Erklärung der deutsche Wirtschaftsschwerpunkt: die Ingenieurs-getriebene Industrie mit Produktionsanlagen. In dieser ist Home Office deutlich schwieriger umsetzbar als zum Beispiel in Dienstleistungsbetrieben.“

34 Prozent derjenigen, die ins Home Office wechseln durften, konnten dies permanent tun. Ein Viertel ‚gelegentlich‘. 21 Prozent hatten exakt einen Tag als Home-Office-Tag definiert, 13 Prozent zwei Tage, vier Prozent drei Tage.

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Welche Funktionen künftig im Home Office arbeiten werden – und wer weiterhin präsent sein muss

Weltweit haben die Unternehmen angegeben, dass in der Produktion künftig 72 Prozent auf ein Modell der vollständigen Anwesenheit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion setzen wollen. Im Bereich ‚Engineering‘ und in der Logistik sowie dem Supply-Chain-Management verfolgen 44 Prozent dieses Modell. In den Bereichen Finance, IT, Personal und Legal sehen dagegen 66 Prozent für die Zukunft ein Hybrid-Modell, in denen die Arbeit zwischen Zuhause und Dienstsitz aufgeteilt werden kann. Im Bereich Marketing wollen dies 64 Prozent der Unternehmen umsetzen. Auch das Management darf bei 60 Prozent der Befragten künftig im Hybrid-Modus arbeiten. Ein Fünftel (22 Prozent) will die Vertriebs-Mitarbeiter komplett ins Home Office schicken. Für das Marketing haben 19 Prozent so entschieden.

Thomas Faltin sagt: „Die Zahlen zeigen, dass für vollständiges Home Office oder ein Hybrid-Modell zwei Faktoren erfüllt sein müssen: Es muss zur Unternehmenskultur passen und es kommt sehr stark darauf an, über welchen Unternehmensbereich man spricht. Ein dritter Faktor, der in unserer Untersuchung jedoch nicht gemessen wurde, ist der generelle digitale Reifegrad des Unternehmens. Denn ohne digitalisierte Strukturen und Prozesse sowie einer entsprechend leistungsfähigen technischer Ausstattung ist eine erfolgreiche An- und damit Einbindung von Zuhause aus kaum möglich.“

Fast alle Unternehmen übernehmen die Technik-Ausstattung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Betriebskosten für das Home Office bisher nur eine Minderheit

An den Kosten für das Home Office haben sich die meisten Unternehmen bisher nicht beteiligt und dies ihren Angestellten selbst überlassen. 82 Prozent haben ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwar mit technischen Endgeräten wie Notebooks und Tablets versorgt (in Deutschland: 94 Prozent), ein Drittel hat sich an einem Arbeitsstuhl beteiligt (Deutschland: 24 Prozent). Im Fall von einem Schreibtisch war dies aber nur in 14 Prozent der Fall, ebenso wie bei einem Heim-Drucker. 72 Prozent der Unternehmen kümmern sich nicht um die Internet-Anbindung (Deutschland: 82 Prozent), 74 Prozent geben keinen Zuschuss zu Telefonkosten (Deutschland: 88 Prozent), 90 Prozent nicht zu den Stromkosten (Deutschland: 94 Prozent).

Thomas Faltin sagt: „In der Hektik des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 kam das Home Office ohne jegliche Vorbereitung. Im Fokus stand für viele Unternehmen, diejenigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer rasch mit Endgeräten auszustatten, die noch nicht über diese verfügten. Da sind ein paar andere Punkte zunächst hinten runtergefallen oder wurden zumindest nicht pro-aktiv angeboten. Wer auch permanent Home-Office-Strukturen anbieten möchte, der wird dafür in den kommenden Monaten noch klare Rahmenbedingungen schaffen müssen. Dazu gehört auch, genau zu definieren, für welche Kosten der Arbeitgeber und welche der Arbeitnehmer aufkommen wird. Am Ende wird das für viele aber auch kein großer Streitpunkt sein, wenn Home Office unternehmenspolitisch gewünscht ist.“

Pressemitteilung