Migranten vom Westbalkan: Hochqualifiziert und integriert

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Vor drei Jahren kamen hunderttausende geringqualifizierte Asylsuchende vom Westbalkan nach Deutschland und prägten das Bild, das viele Deutsche von der Region hatten. Inzwischen machen sich aber vor allem qualifizierte Fachkräfte auf den Weg, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Davon profitiert die Wirtschaft.

2015 kamen mehr als 140.000 meist sehr niedrig qualifizierte Asylbewerber aus den sechs Staaten des Westbalkans in Deutschland an, also aus Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Kosovo, Albanien und Mazedonien. Ein Rekordwert, der die Politik zum Handeln zwang – schließlich hatte fast kein Bewerber eine Chance auf Anerkennung seines Antrags. Dies veranlasste die Bundesregierung dazu, die Asylregelungen zu verschärfen und die Balkanstaaten als sichere Herkunftsländer einzustufen. Im Gegenzug senkte sie mit der sogenannten Westbalkanregelung die Hürden für Arbeitsmigranten. Seither können Menschen vom Westbalkan fast jeden Job in Deutschland annehmen – allerdings muss die Bundesagentur für Arbeit weiterhin prüfen, ob nicht vor Ort bereits ein geeigneter Bewerber verfügbar ist. Die Folge: Im vergangenen Jahr kamen nur noch 20.000 Asylbewerber aus dem Westbalkan – dagegen steigt die Migration von Arbeitskräften aus diesen Ländern seit drei Jahren stark an. Davon profitiert die deutsche Wirtschaft, die auf die Fachkräfte angewiesen ist.

Derzeit sind rund 270.000 Personen aus dem Westbalkan sozialversicherungspflichtig in Deutschland beschäftigt. Rund 162.000 von ihnen arbeiten auf Fachkraftstellen, die eine mehrjährige Ausbildung voraussetzen. Das ist ein Anstieg um rund 45 Prozent seit dem Jahr 2012. Die Zugezogenen sind vor allem im Baugewerbe sowie im Gast- und Sozialwesen tätig. Arbeitslos gemeldet sind dagegen nur 11,5 Prozent von ihnen – und die Quote ist weiter stark rückläufig.

"Die Zuwanderer aus dem Westbalkan tragen entscheidend zur Fachkräftesicherung bei", erklärt IW-Wissenschaftler und Studienautor Wido Geis-Thöne. "Die Integration in den Arbeitsmarkt ist ein Erfolg." Das liegt auch am hohen Bildungsniveau der Westbalkan-Staaten. So ist zum Beispiel in Montenegro rund ein Viertel der Bevölkerung hochqualifiziert.

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