Zwei Drittel der Unternehmen planen, ihren Anteil an externen IT-Fachkräften nochmals zu erhöhen. Schon jetzt sind eigene Angestellte auf diesem Gebiet in der Minderheit: Nur 46 Prozent der Computer-Experten kommen aus dem eigenen Haus, 54 Prozent sind hingegen externe Kräfte. Dies sind Ergebnisse der Studie "IT-Freiberufler 2019" die IDG Research Services in Zusammenarbeit mit dem Personaldienstleister Experis, einem Unternehmen der ManpowerGroup, durchgeführt hat.
70 Prozent der befragten Unternehmen messen externen IT-Fachkräften eine große bis sehr große Bedeutung für ihre Zukunft bei. Nur durch ihren Einsatz könnten sie Kompetenzen und Know-how sicherstellen. Kein Wunder, denn schon jetzt verlassen sich Unternehmen hauptsächlich auf externe Kräfte: Sie sind bei IT-Projekten keine Ausnahme mehr, sondern die Mehrheit.
"Firmen können so nicht nur ihre Kosten besser steuern und Lastspitzen abfedern, sondern auch zusätzliches Know-how bedarfsgerecht einkaufen, das mit internen Schulungen schwer so schnell zu bekommen ist", sagt Sonja Pierer, Geschäftsführerin bei Experis, der Personalvermittlung für IT-, Engineering-, Finance & Accounting- und Healthcare-Berufe. "Das Modell funktioniert, denn in der Studie geben alle Befragten an, mit den gemischten Teams zufrieden zu sein."
Auch wenn immer mehr externe ITler eingebunden werden, so steigen ihre Honorare nicht weiter in den Himmel, wie die Studie belegt. Nach mehreren Jahren des Anstiegs, sind die Stundensätze in 2018 zum ersten Mal leicht gefallen – von im Mittel 88,41 Euro in 2017 auf 86,73 Euro im vergangenen Jahr. Erwartet hatten die IT-Freiberufler in der Vorjahresstudie 93,80 Euro pro Stunde. Für 2019 schraubten sie daher ihre Erwartungen herunter und hoffen auf 90,01 Euro als Mittelwert. Zumindest bei den Gehältern scheint der Zenit erreicht. Das schlägt sich auch in den Umsatzprognosen der Freiberufler nieder: Für das laufende Jahr erwarten 33 Prozent Einnahmen von bis zu 100.000 Euro, im Vorjahr waren es 28,7 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die hohe Einkommen jenseits der 100.000 Euro erwarten, gesunken.
KI-Experten sind wie Profi-Fußballer
Wer sich besondere IT-Expertise aufgebaut hat, kann trotzdem mit einem Spitzenverdienst rechnen. Laut Studie rechnen 17,9 Prozent der Befragten mit einem Einkommen in Höhe von mehr als 160.000 Euro. "Bestimmte IT-Fachkräfte werden fast wie Profi-Fußballer gehandelt. Sie brauchen dafür ihre eigenen Agenten, von denen sie gemanagt werden – damit die Experten sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren können", sagt Pierer. "Wer tiefe Kenntnisse in aufkommenden seltenen Programmiersprachen oder in gefragten Fachgebieten hat, kann sich seine Auftraggeber und die Bezahlung aussuchen."
Laut Studie sind in den kommenden zwei Jahren vor allem Experten für IT-Sicherheit, Digitalisierung, Cloud Computing und Künstliche Intelligenz (KI) gefragt. Mehr als die Hälfte (51,5 Prozent) der befragten Unternehmensvertreter sehen großen Bedarf an externen IT-Security-Mitarbeitern, im Vergleich zu 2018 ist das allerdings eine Abnahme um etwa drei Prozentpunkte. Auch Cloud Computing rutschte von Platz zwei auf drei: 36,5 nach 37,8 Prozent im Vorjahr sehen hier künftig großen Bedarf. Der Bereich Digitalisierung allgemein gewinnt an Bedeutung, nach 36 Prozent der Firmen im Vorjahr erwarten 39,4 Prozent in der aktuellen Befragung künftig großen Bedarf. Die Themen KI und Machine Learning werden ebenfalls wichtiger (31,1 auf 34,3 Prozent). Zudem im Aufwind: Virtualisierung (21,2 Prozent) und Mobile Payment (17,9 Prozent).
"Wer sich mit Künstlicher Intelligenz auskennt oder Mobile-Payment-Apps programmieren kann, steht in der Gunst der Unternehmen künftig oben", so Pierer, "Bremser könnten höchstens rechtliche Rahmenbedingungen sein. Nach Meinung von zwei Drittel der Firmen und 73 Prozent der Selbstständigen werden diese immer anspruchsvoller. Somit werden Vermittler, die eine rechtliche Beratung anbieten, künftig wichtiger." 46,3 Prozent der Befragten glauben, die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen für IT-Projekte würden sich sehr negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auswirken.
Über die Studie
Die Ergebnisse der Studie "IT-Freiberufler 2019" ermittelte IDG Business Research Services im Rahmen einer Onlinebefragung, für die insgesamt 1.016 qualifizierte Interviews geführt und analysiert wurden. Unter den Befragten waren 625 IT-Freiberufler und 391 Unternehmen, die IT-Selbständige einsetzen. Untersuchungszeitraum war vom 26. Februar bis 15. März 2019. Durchgeführt wurde die Studie von IDG Research Services, München.