ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer Q2 2024 – Deutsche Unternehmen zunehmend zurückhaltend bei Neueinstellungen

ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer Q2 2024 Ausschnitt Bildrechte|Fotograf: ManpowerGroup Deutschland GmbH

Die angespannte wirtschaftliche Lage wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt in Deutschland aus und lässt Unternehmen bei Neueinstellungen vorsichtiger werden. Laut dem ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer, einer im Dreimonats-Rhythmus erhobenen weltweiten Studie, geht die Bereitschaft deutscher Unternehmen, in den kommenden drei Monaten neue Mitarbeitende einzustellen, zurück. Im Vergleich zum vorherigen Quartal und zum gleichen Zeitraum des Vorjahres zeigt der Netto-Beschäftigungsausblick (NBA)*, ein Indikator für die Arbeitsmarktentwicklung, ein Minus um neun bzw. drei Prozentpunkte. Er liegt nun – nach Abzug der üblichen saisonalen Schwankungen – bei 17 Prozent und damit fünf Prozentpunkte unter dem weltweiten Durchschnitt.

“Wir sind nicht überrascht, nun einen bundesweiten Rückgang der Einstellungsabsichten zu beobachten. Die Wirtschaftsleistung ist in Deutschland im vergangenen Jahr geschrumpft. Eine schwache Weltkonjunktur, geopolitische Krisen, Inflation und hohe Zinsen: Auch zu Beginn des zweiten Quartals stehen Arbeitgeber vor komplexen Herausforderungen”, ordnet Iwona Janas, Country Manager der ManpowerGroup Deutschland, die Studienergebnisse ein. Zudem habe die Bundesregierung in ihrem aktuellen Jahreswirtschaftsbericht ihre Wachstumsprognose für 2024 auf nur noch 0,2 Prozent gesenkt. “Diese Entwicklung sorgt für Unsicherheiten bei Arbeitgebern und wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus, was letztlich zu der moderat sinkenden Einstellungsbereitschaft führt”, so Janas.

Höchstwert für Gesundheitssektor, Energiebranche bricht ein

Im Vergleich zum Vorquartal hat sich der NBA in sieben von neun untersuchten Branchen abgeschwächt. Dennoch liegt er in allen Branchen nach wie vor im positiven Bereich. Die Arbeitgeber rechnen also auch im zweiten Quartal noch mit steigenden Personalständen. Mit 37 Prozent melden Unternehmen im Gesundheitswesen- und Life-Sciences-Sektor den besten Beschäftigungsausblick. Das ist der höchste Wert für diese Branche seit Beginn ihrer Erfassung im vierten Quartal 2021. Dieser Sektor legte sowohl im Quartals- als auch im Jahresvergleich zu, und zwar um 9 bzw. 14 Prozentpunkte.

Die IT-Branche, im Vorquartal noch der wettbewerbsstärkste Sektor in Deutschland, muss einen Rückgang um 12 Prozentpunkte verbuchen, liegt aber immer noch 7 Prozentpunkte über dem Wert aus dem Vorjahr. Mit einem NBA von 31 Prozent ist die Branche nach wie vor stark aufgestellt.

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Demgegenüber muss die Energie- und Versorgungsbranche mit einem Minus von 32 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal und einem NBA von 3 Prozent die größten Verluste hinnehmen. Der Sektor Transport, Logistik & Automotive bekommt die Auswirkungen geopolitischer Konflikte und gestörter Lieferketten auf den Welthandel besonders stark zu spüren und hat im Quartalsvergleich ein Minus von 11 Prozentpunkten sowie 10 Prozentpunkten im Jahresvergleich zu verzeichnen. Mit einem NBA von 12 Prozent trüben sich die Einstellungsabsichten in der Branche somit spürbar ein.

Stellenmarkt im Ruhrgebiet wächst am stärksten, München mit großen Verlusten

Personalentscheider im Ruhrgebiet gehen von Stellenzuwächsen aus: Mit 22 Prozent und damit einem Plus von 9 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal wächst diese Region am deutlichsten. Den stärksten Stellenmarkt kann jedoch weiterhin Berlin für sich verbuchen, auch wenn die Einstellungserwartungen der Arbeitgeber zum Vorquartal um 14 Prozentpunkte gesunken sind. Hier liegt der NBA bei 33 Prozent. Der schwächste NBA mit nur einem Prozent wurde für München verzeichnet. Damit fährt München die stärksten Verluste aller acht Regionen mit einem Rückgang sowohl im Quartalsvergleich (-22 Prozentpunkte) als auch gegenüber dem Vorjahreszeitraum (-26 Prozentpunkte) ein.

Bezogen auf die Unternehmensgröße, haben sich die Einstellungsabsichten in vier von sechs Organisationsgrößen abgeschwächt. Lediglich Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden und Konzerne mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden konnten im Vergleich zum Vorquartal zulegen (plus 5 bzw. 3 Prozentpunkte). Auf Jahressicht verbessern sich die Jobaussichten in Kleinstunternehmen sogar um 21 Prozentpunkte. Mit einem NBA von 28 Prozent – der in dieser Kategorie seit Beginn der Erfassung im ersten Quartal 2005 höchste Wert – blicken sie damit am optimistischsten auf die kommenden drei Monate.

Gleichstellungsthematik wird vorangetrieben, erreicht aber noch nicht das Ziel

Im Rahmen einer Zusatzbefragung hat die ManpowerGroup in diesem Quartal untersucht, ob und welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen, um für mehr Gleichstellung am Arbeitsplatz zu sorgen. So verfolgen 38 Prozent der befragten deutschen Unternehmen das Ziel, die Gleichstellung der Geschlechter (einschließlich gleicher Bezahlung, gleiche Chancen für Beförderungen und Führungskräfteentwicklung) in zwei Jahren vollständig erreicht zu haben. Demgegenüber stehen aktuell nur 24 Prozent der Unternehmen, die angeben, bei Ihnen würde Gendergerechtigkeit bereits jetzt gelebt werden. Bei der Frage, wie der Stand der Initiativen im Unternehmen zum Thema größere Lohngerechtigkeit sei, antworteten 18 Prozent der Unternehmen, es gäbe keine – insgesamt sind bei fast der Hälfte nur langsame oder geringe Fortschritte zu sehen. Ein positives Ergebnis: Jedes dritte Unternehmen (37 Prozent) sagt, dass ihre Initiativen helfen, dass sich Frauen auch auf Aufgaben der mittleren Führungsebne bewerben. Beim Top-Management und bei MINT-Rollen sind es 32 Prozent.

Die vollständigen Ergebnisse des ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers für Q2/2024 finden Sie unter: Studie Arbeitsmarktbarometer Q2/24