Jobsuche Januar ’22: Rekordangebot und wenig Konkurrenz im Arbeitsmarkt

Arbeitsangebot Arbeitsnachfrage Anfang 2022

Wer sich für das neue Jahr einen Jobwechsel vorgenommen hat, sollte sofort mit der Suche starten. Denn der Januar 2022 ist der ideale Zeitpunkt, um einen neuen Job zu finden. Auswertungen des Indeed Hiring Lab zeigen bereits jetzt ein Rekordangebot an Stellenanzeigen (49,2 % mehr als vor der Corona-Zeit). Zudem fand die sonst obligatorische Weihnachtspause in den Personalabteilungen Deutschlands Ende 2021 nicht statt. Gleichzeitig verschiebt sich das im Januar sonst so hohe Suchinteresse seit der Pandemie in die folgenden Monate. Wer demnach jetzt sucht, hat eine besonders große Auswahl bei vergleichsweise wenig Konkurrenz.

Wie deutlich dieser Unterschied ausfällt, zeigt sich in verschiedenen Branchen: Bei Sozialdiensten und Sozialarbeit (+95,6 %), Fahrdiensten (+76,9 %) und im Personalwesen (+78 %) ist das Stellenangebot im Vergleich zu vor der Pandemie regelrecht explodiert. Besser als vor Corona, aber insgesamt weniger rosig sieht es in den Berufsfeldern aus, die unmittelbar von Eindämmungsmaßnahmen betroffen waren. Aktuell liegen diese Bereiche zwar noch auf einem höheren Niveau als vor Corona – aufgrund der vierten Welle und der bevorstehenden Omikron-Welle zeigt der Trend jedoch wieder nach unten. Im Vergleich zum Beginn der steigenden Inzidenz Mitte November macht sich dies bspw. im Segment Tourismus, Beherbergung und Veranstaltungen (-4,6 %) bemerkbar sowie bei Lebensmittelzubereitung, -herstellung, -verkauf & Gastro (-4,7 %).

„Vergangenen Januar haben deutlich weniger Menschen in Deutschland einen Job gesucht als sonst zum Jahresanfang üblich. Der Auslöser dafür war die zweite Corona-Welle, welche den sonstigen Neujahrsvorsatz eines neuen Jobs bis zum Ende der Welle im März 2021 aufgeschoben hat. Aufgrund der Unsicherheiten durch die aktuelle vierte Welle und Omikron wird der Andrang auch im Januar 2022 erwartungsgemäß etwas zurückhaltender ausfallen. Für Jobsuchende ist das eine gute Nachricht, da der Wettbewerb aktuell etwas schwächer ist als sonst.”

Dr. Annina Hering, Ökonomin des Indeed Hiring Lab
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GenX und Millennials sind aktiv auf dem Jobmarkt unterwegs

Aktiv auf Jobsuche sind vorrangig diejenigen, die in der Blüte ihres Arbeitslebens stehen: die GenX und Millennials zwischen 35 und 44 Jahren (31,6 %). Dies ergab der Indeed Job Search Survey vom November 2021. Für viele Beschäftigte ist das die Karrierephase, in der sie vorankommen und ihr Gehalt steigern möchten. Zurückhaltender ist da die GenZ: In der Altersgruppe von 18 bis 24 suchen nur 18,4 % aktiv nach einem neuen Job. Noch weniger sucht die Babyboomer-Generation aktiv nach einer neuen beruflichen Herausforderung: Auf lediglich 9,9 % der 55- bis 64-Jährigen trifft das zu. Dies liegt sicher darin begründet, dass der deutsche Arbeitsmarkt es Älteren bislang schwerer macht, den Job zu wechseln. 62 % der über 55-Jährigen planen bis zur Rente überhaupt keinen Arbeitgeberwechsel mehr. 

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Akademiker*innen sind wechselbereiter als Menschen in Ausbildungsberufen

Überdies zeigt sich, dass Akademiker*innen häufiger auf dem Jobmarkt unterwegs sind. 30,6 % der Akademiker*innen sind aktiv auf Jobsuche, bei den Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung sind es nur knapp 16,4 %. Die Karriere voranzubringen, ist für Akademiker*innen von größerer Bedeutung und könnte somit einen Teil dieses Unterschieds erklären.

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Neben der aktiven Jobsuche gibt es übrigens auch eine passive Art, eine neue Stelle zu finden: indem man offen ist für Angebote, die auf einen zukommen oder über die man zufällig stolpert. Auch hier sind Akademiker*innen (28,6 %) wechselwilliger als Beschäftigte mit Berufsausbildung (23,3 %). Angesichts des Fachkräftemangels sollten Arbeitgeber daher großen Wert darauf legen, selbst auszubilden und erfolgreiche Azubis im Betrieb zu halten.

Größte Motivation für den Jobwechsel: das Gehalt

Wie der Indeed Job Search Survey verdeutlicht, sind die Motivationsfaktoren für die Jobsuche bei Akademiker*innen und Menschen mit Berufsausbildung ähnlich: An erster Stelle steht ein höheres Gehalt (29,9 % Akademiker*innen, 32 % Personen mit Ausbildung), gefolgt von dem Wunsch, die Karriere voranzutreiben (28,2 % Akademiker*innen, 23,2 % Personen mit Ausbildung). Zuletzt lassen sich beide Gruppen auch mit besseren Zusatzleistungen überzeugen (21,8 % Akademiker*innen, 20,1 % Personen mit Ausbildung). 

Unterschiede zeigen sich bei der Pendelzeit, die zu reduzieren für Akademiker*innen eine weniger große Rolle spielt (14,1 %) als für Menschen mit Berufsausbildung (19,3 %). Ein Grund ist sicher, dass Homeoffice gerade in Wissensberufen immer selbstverständlicher geworden ist. Ein Alarmzeichen: Beschäftigte mit abgeschlossener Ausbildung sind häufiger auf Jobsuche, weil sie sich in ihrem Betrieb nicht wohlfühlen (17 %). Bei Akademiker*innen (11,4 %) ist dies seltener der Fall. Eine unangenehme Unternehmenskultur oder ein schlechter Führungsstil können also dazu führen, dass Beschäftigte sich nach einer anderen Stelle umschauen.

„Alles in allem ist der Januar 2022 ein besonders guter Zeitpunkt, um sich einen neuen Job zu suchen. Das Stellenangebot ist enorm und der Wettbewerb vergleichsweise überschaubar. Für Jobsuchende sind dies ideale Voraussetzungen, die ihre Position in Verhandlungen mit den Arbeitgebern stärken.”

Dr. Annina Hering

Die gesamte Analyse von Dr. Annina Hering, Ökonomin des Indeed Hiring Lab, ist hier verfügbar: www.hiringlab.org/de/blog/2022/01/04/neues-jahr-neuer-job 

Über die Umfrage

Die verwendeten Daten beruhen auf der monatlich durchgeführten Online-Umfrage Indeed Job Search Survey vom November 2021, durchgeführt vom 08. bis 18. Im November 2021 wurden 4.000 Personen in Deutschland im Alter von 18 bis 64 Jahren befragt. Die Daten wurden gewichtet, um die Verteilung der Befragten in Bezug auf Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit (deutsch/nicht deutsch) und Aufenthaltsort nach Bundesländern mit den Ergebnissen der Bevölkerungsfortschreibung des Bundesamtes für Statistik auf Basis des Zensus 2011 abzugleichen.

Pressemitteilung