Höchste Einstellungsbereitschaft seit sieben Jahren

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Arbeitgeber in Deutschland sind hoffnungsvoll gestimmt. Laut neustem ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer resultiert diese Hochstimmung sehr wahrscheinlich in einem günstigen Einstellungsumfeld für deutsche Jobsuchende. Etwa jeder siebte Arbeitgeber will in den nächsten drei Monaten neue Mitarbeiter einstellen. Der saisonbereinigte Netto-Beschäftigungsausblick ist im vierten Quartal 2018 relativ stabil bei +10 Prozent. Das ist der höchste Wert seit sieben Jahren, nur 2011 schaffte er einen ähnlich positiven Ausblick.

Im Vergleich zum Vorquartal stieg die Einstellungsbereitschaft um 1 Prozentpunkt, zum vierten Quartal im Vorjahr ergibt sich ein Anstieg um vier Prozentpunkte. "Die Stimmung am Arbeitsmarkt ist hervorragend, voreilige Meldungen über eine Abschwächung der Konjunktur haben sich nicht bestätigt. Daher wird auch zum Ende des Jahres in deutschen Unternehmen wieder verstärkt eingestellt", sagt Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. "Gestiegene Löhne und eine hohe Arbeitsplatzsicherheit treiben vor allem den privaten Konsum und somit Einzelhandel und Logistik. Doch auch die öffentliche Hand investiert und der Bauboom hält an." Gebaut wird verstärkt in der Hauptstadt, deren Unternehmen den optimistischsten Beschäftigungsausblick seit 15 Jahren vorweisen können. Doch nicht nur im Bausektor – generell sind die in Berlin befragten Arbeitgeber positiv gestimmt und wollen neue Mitarbeiter einstellen. Dies sind Ergebnisse des ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers für das vierte Quartal 2018, für das 1.000 Arbeitgeber in Deutschland befragt wurden.

Die deutschen Arbeitgeber sind laut dem neuesten ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer zuversichtlich. Von den Befragten in Deutschland wollen 14 Prozent wachsen und 82 Prozent ihre Belegschaft stabil halten. Nord, Ost, Süd und West – der Nettobeschäftigungsausblick ist in allen Regionen positiv. Vor allem Berlin ist jedoch mit einem Nettobeschäftigungsausblick von starken +26 Prozent die Triebfeder unter den deutschen Städten und Regionen. Der Wert bedeutet ein Plus von 10 Prozentpunkten im Vergleich zum ohnehin schon starken Vorquartal und ein Plus von ganzen 20 Prozentpunkten im Vergleich zum vierten Quartal 2017. Für die Hauptstadt ist es der höchste Wert seit Beginn der quartalsweisen Messung im Jahr 2003.

Fast drei von zehn Arbeitgebern (29 Prozent) in der Hauptstadt will noch in diesem Jahr Mitarbeiter einstellen, 69 Prozent planen die Belegschaft stabil zu halten. Nur 1 Prozent der Berliner Unternehmen denkt über eine Reduzierung nach. "Berlin erreicht die mit Abstand höchste Einstellungsbereitschaft aller Regionen", sagt Brune, "Die Stadt profitiert vom Zuzug weiterer Firmen und Bürger, die über mehr Geld zum Konsum verfügen. Auch die öffentliche Hand gibt Geld aus, denn die Staatskassen sind gut gefüllt. Die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop rechnet mit einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum von drei Prozent und einem Plus an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung von nahezu vier Prozent im Vergleich zu bundesweit 2,3 Prozent.

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Ruhrgebiet im Aufschwung – andere Regionen bleiben stabil

Nach Berlin klafft eine große Lücke zu den anderen Städten: Frankfurt am Main und München liegen gleichauf bei einem saisonbereinigten Beschäftigungsausblick von +10 Prozent. Für Frankfurt bedeutet das einen leichten Rückgang um 1 Prozentpunkt, für München ein Plus von 2 Prozentpunkten. In beiden Städten will etwa jeder sechste Arbeitgeber einstellen, die große Mehrheit will die Belegschaft stabil halten. In München sind allerdings 4 Prozent noch unsicher über ihre Einstellungspläne und warten vermutlich wirtschaftliche Entwicklungen und Handelsstreitigkeiten ab. Arbeitgeber in anderen Regionen verhalten sich auch eher abwartend: Der Osten bleibt stabil bei +6 Prozent, der Norden bei +7 Prozent und der Süden ebenfalls unverändert bei +9 Prozent.

Während somit andere Regionen und Großstädte außer Berlin kaum Veränderungen zeigen, zeigt die Region Ruhr eine positive Entwicklung: Der saisonbereinigte Beschäftigungsausblick der Arbeitgeber im Ruhrgebiet wächst um 4 Prozentpunkte auf einen Wert von +12 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein steiler Anstieg um 20 Prozentpunkte. Insgesamt verzeichnen die Firmen den stärksten Wert seit Mitte 2011. 17 Prozent der Betriebe zwischen Dortmund und Duisburg wollen noch bis Jahresende einstellen. "Die regionale Wirtschaft ist im Aufschwung. Metall- und Elektroindustrie gelten als Hauptbranchen der Region und entwickeln sich derzeit positiv", so ManpowerGroup-Vorstand Brune, "Das Ruhrgebiet profitiert aber auch von privatem und öffentlichem Bauboom. Unternehmen in Bochum, Dortmund oder Castrop-Rauxel stoßen an Auslastungsgrenzen und suchen Fachkräfte." Gebaut wird aber nicht nur im Ruhrgebiet, auch die Hochstimmung bei Berliner Unternehmen kommt zum Teil durch massive Bauprojekte. Allein 36 neue Hotels entstehen dieses Jahr, so eine Statistik des Berliner Landesverbands des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, dazu kommen große Gewerbebauten und Wohnungsbau.

Baubranche stellt ein – Hochstimmung bei Finanzen, Logistik und Versorger

Nicht nur regional, in ganz Deutschland sticht die Bauwirtschaft hervor: Der Beschäftigungsausblick ist hier am positivsten von allen Branchen und liegt bei respektablen +14 Prozent. Im Vergleich zum vierten Quartal des Vorjahres bedeutet dies einen Anstieg um 8 Prozentpunkte. Die Aufträge der Betriebe mit mindestens 20 Mitarbeitern erreichten im Mai für die zurückliegenden 12 Monate den höchsten jemals gemessenen Wert der amtlichen Statistik mit sieben Milliarden Euro Umsatzvolumen. Allerdings wurde der Hochpunkt des Nachfragebooms bereits erreicht, denn im Vergleich zum sehr starken dritten Quartal entspricht dies einem Rückgang um 5 Prozentpunkte. Weiterhin suchen Unternehmen der Sparte jedoch nach Fachkräften: 17 Prozent wollen einstellen, auch hier der stärkste Wert aller Branchen.

Doch die hohe Einstellungsbereitschaft betrifft lange nicht nur die Baubranche. In 8 von 9 untersuchten Branchen ist der saisonbereinigte Nettobeschäftigungsausblick positiv. Nur im Bereich Landwirtschaft und Forstwirtschaft liegt er bei -1 Prozent. "Der Extrem-Sommer mit seinen Ernteausfällen sorgt für Schäden in Milliardenhöhe", so Brune, "Handelsstreitigkeiten und Zölle sorgen jedoch auch für einen Rückgang von Exporten. Die Konsumlaune der Verbraucher im Einzelhandel führt dazu, dass die Groß- und Einzelhandelsbranche insgesamt noch gut dasteht." Die Groß- und Einzelhandelsbranche liegt derzeit bei einem Beschäftigungsausblick von +5 Prozent, das ist ein Rückgang um 3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorquartal. Die Konsumfreude im Einzelhandel macht sich auch in der Logistikbranche (Transport, Lagerung, Kommunikation) bemerkbar. Vor allem Internetbestellungen sorgen für einen Anstieg um 8 Prozentpunkte in Relation zum Vorquartal auf jetzt +10 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Zugewinn sogar 12 Prozentpunkte. Die Kommunikationsfirmen schneiden dabei weniger gut ab als die Logistiker.

Den zweithöchsten Wert von +13 Prozent hat die Finanzbranche (und Business Services), er liegt um 6 Prozentpunkte höher als im Vorquartal Q3 2018 und gleichauf mit dem Vorjahresquartal Q4 2017. Die Branche geht es beständig gut. Derzeit wollen 16 Prozent der Firmen einstellen. Ebenso viele Firmen aus dem Bereich öffentliche Wirtschaft und Soziales suchen neue Mitarbeiter. Der Branche geht es mit +11 Prozent ebenfalls gut, sie gewinnt 2 Prozentpunkte zum Vorquartal und 5 Prozentpunkte zum Vorjahr. Die Versorger im Bereich Strom, Gas und Wasser liegen bei +10 Prozent, das ist ein Anstieg um 6 Prozentpunkte zum Vorquartal und 10 Prozentpunkte zum Vorjahr.

Konzerne stellen weiterhin stark ein

Die Entwicklung aus dem dritten Quartal 2018 wird sich auch zum Jahresende fortsetzen: Große Firmen in Deutschland wollen einstellen. Hier liegt der saisonbereinigte Netto-Beschäftigungsausblick bei kräftigen +40 Prozent, ein Anstieg um jeweils 6 Prozentpunkte zum Vorquartal und zum Vorjahr. Es ist der höchste Wert seit Beginn der Messung im Barometer im Jahr 2008. Fast jedes zweite große Unternehmen (48 Prozent) möchte zwischen Oktober und Dezember einstellen. Bei mittelgroßen Firmen liegt der Ausblick bei +26 Prozent, ein leichter Anstieg um 1 Prozentpunkt zum Vorquartal. Jedes dritte Mittelstands-Unternehmen will einstellen (33 Prozent). Kleine Firmen sind jedoch verhaltener, ihr Ausblick liegt bei +11 Prozent, ein Minus von 1 Prozentpunkt zum Vorquartal. Mikrofirmen liegen beständig bei moderaten +4 Prozent.

Aufschwung im Nordamerikanischen Arbeitsmarkt – Japan mit den besten Aussichten im asiatischen Markt

Weltweit bleibt die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen trotz Handelsstreitigkeiten widerstandsfähig. Die Befragung von fast 60.000 Arbeitgebern in 44 Ländern und Territorien ergab nahezu unveränderte Beschäftigungstendenzen für die Monate Oktober bis Dezember. In 22 von 44 Ländern ist die Bereitschaft, neue Arbeitskräfte einzustellen, im Vergleich zum Vorquartal gestiegen. In 14 Staaten hat sich die Nachfrage abgeschwächt, in 8 Ländern blieb sie unverändert. Besonders positiv sind die Erwartungen der Unternehmen für das vierte Quartal in den USA, Kanada und Mexico. Dagegen erwarten die Arbeitgeber in Argentinien und Panama das schwächste Stellenwachstum. Auch in den asiatisch-pazifischen Ländern und Gebieten rechnen Firmen mit einer wachsenden Personaldecke im vierten Quartal. Die japanischen Arbeitgeber erwarten die weltweit stärkste Einstellungsrate in der Zeit von Oktober bis Dezember. Auch in China ist der Ausblick positiv, doch hier berichten die Arbeitgeber von den schwächsten Einstellungsplänen in der Region.

In Europa, dem nahen Osten und Mittelamerika (EMEA) herrscht besonders gute Stimmung mit Blick auf die letzten Monate des Jahres 2018. In 25 von 26 Ländern aus der Region EMEA zeigen die Arbeitgeber einen positiven Beschäftigungsausblick für das vierte Quartal. Nur die Schweizer Arbeitgeber erwarten Rückgänge bei der Belegschaft und melden einen Ausblick von -2 Prozent. Im Vergleich zum Vorquartal sind das 6 Prozentpunkte weniger, im Vergleich zum Vorjahr 2 Prozentpunkte weniger. Doch die Arbeitgeber der Eidgenossen sind weiterhin zuversichtlich, getrübt werden die Erwartungen von internationalen Risiken wie den Handelskonflikten. Österreich liegt bei einem Beschäftigungsausblick von +5 Prozent, ein Verlust von 2 Prozentpunkten zum Vorquartal und 4 zum Vorjahr. Frankreich verliert 3 Prozentpunkte zum Vorquartal und 2 zum Vorjahr auf +2 Prozent. Slowenien erreicht mit +19 Prozent den höchsten Beschäftigungsausblick im Gebiet EMEA und mit 8 Prozentpunkten auch die stärkste Zunahme im Vergleicht zum dritten Quartal. Ebenfalls beste Werte haben erreichen Rumänien (+19) und Ungarn (+18).

Detaillierte Ergebnisse des ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers für alle teilnehmenden Länder inklusive einer Infografik sind abrufbar unter diesem Link: https://ots.de/mvcEUq

Hintergrundinformation

Die ManpowerGroup veröffentlicht jedes Quartal das ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer. Dafür werden über 60.000 Arbeitgeber in 44 Ländern zu ihren Einstellungs- und Entlassungsplänen im jeweils kommenden Quartal befragt. Die Ursprungswerte werden mithilfe einer Methode zur Saisonbereinigung von jahreszeitlichen Schwankungen befreit. Die Untersuchung mit dem internationalen Titel "ManpowerGroup Employment Outlook Survey" ist die am längsten laufende weltweite Untersuchung zur Einschätzung der zukünftigen Arbeitsmarktentwicklung. Die Ergebnisse finden weltweit Beachtung bei Ökonomen, Arbeitsmarktexperten und Finanzanalysten. Die Studie dient unter anderem der Europäischen Kommission regelmäßig als Quelle für ihren monatlichen Beobachtungsbericht (monthly monitoring report) über die europäische Arbeitsmarktlage und die soziale Situation in der EU.

Mehr Informationen zum ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer finden Sie unter https://ots.de/EFygrb.

Pressemitteilung