Gender Pay Gap: In diesen Branchen ist die Lücke besonders groß

Bildrechte: Gehalt.de | Fotograf: GEHALT.de GmbH

Bei gleichem Beruf, gleicher Position sowie gleicher Arbeit und trotz identischer Berufserfahrung und Ausbildung verdienen Frauen rund 5 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Auch in systemrelevanten Branchen wie dem Lebensmitteleinzelhandel (12 Prozent) ist der Gender-Pay-Gap besonders groß. In der Pflege beträgt die Lücke 4 Prozent. Zum Equal Pay Day 2021 haben GEHALT.de und die comdirect-Initiative finanz-heldinnen eine Studie zur Lohnlücke in Deutschland veröffentlicht. Auf Basis von 143.975 Datensätzen wurden die bereinigten Gender-Pay-Gaps nach Branchen, Berufsgruppen und Regionen untersucht.

Über alle Branchen, Positionen und Berufe hinweg verdienen Frauen in Deutschland rund 37.000 Euro und Männer rund 47.600 Euro im Jahr. Somit beträgt die unbereinigte Entgeltlücke rund 22,2 Prozent zu Gunsten der Männer. Vergleichen die Analyst*innen ausschließlich Einkommen von Frauen und Männern, die unter den gleichen Voraussetzungen arbeiten, beträgt die Lücke noch immer 5,1 Prozent (bereinigte Entgeltlücke). Unter Führungskräften ist diese mit 7,0 Prozent größer als unter Fachkräften (5,2 Prozent).

Weiblich, systemrelevant und unterbezahlt – der Gender-Pay-Gap im Branchenvergleich

Im Branchenvergleich unter Fachkräften sticht vor allem der Einzelhandel mit hohen Gender-Pay-Gaps hervor. In Supermärkten verdienen Arbeitnehmerinnen rund 12 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen – obwohl sie die gleiche Arbeit leisten. Im Einzelhandel für Bau und Einrichtung (10,4 Prozent) und in der Versicherungsbranche (10,1 Prozent) sind die Unterschiede ebenfalls groß. Am niedrigsten ist die bereinigte Lücke in der Biotechnologie (0,8 Prozent), die aktuell auch die lukrativste Branche in Deutschland ist.

Hoher Frauenanteil und Ausnahmezustand durch Corona in der Pflege

Pflegekräfte sind während der Pandemie aufgrund längerer Arbeitszeiten und strenger Hygienemaßnahmen einer besonders großen Belastung ausgesetzt. Zudem sind in diesem Bereich vor allem Frauen beschäftigt – die trotz gleicher Leistung 4,2 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen. In Krankenhäusern sind es sogar 8,3 Prozent weniger. In lukrativen Branchen wie der Automobilindustrie oder im Bankwesen erreichen die bereinigten Entgeltlücken fast 8 Prozent. Im Kulturbereich ist der Wert mit 2,4 Prozent im Vergleich niedrig.

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Gender-Pay-Gap in ausgewählten Berufen

Zusätzlich haben die Analyst*innen die Lohnlücken exemplarisch anhand ausgewählter Berufsgruppen untersucht. So verdienen Journalistinnen trotz gleicher Arbeit rund drei Prozent weniger als ihre Kollegen. Deutlich höher ist die Differenz unter Fachärzt*innen, die ebenfalls im systemrelevanten Gesundheitssektor beschäftigt sind: Unter gleichen Voraussetzungen liegt die Entgeltlücke hier bei 9,3 Prozent. Unter IT-Fachkräften, eine Berufsgruppe, in der Frauen stark unterrepräsentiert sind, ist die bereinigte Entgeltlücke mit 6,2 Prozent etwas niedriger. In der IT-Leitung sind es 4,2 Prozent und bei E-Commerce-Manager*innen liegt sie bei 4,5 Prozent.

Baden-Württemberg: lukrative Gehälter und große Lücken

Die Gehaltshöhe und der Gender-Pay-Gap variieren zudem stark nach Region. In Baden-Württemberg sind die Einkommen, aber auch die Entgeltlücken am höchsten – hier liegt der bereinigte Gender-Pay-Gap bei rund 7,8 Prozent. Auch in Rheinland-Pfalz (7,2 Prozent) und Sachsen (6,1 Prozent) sind die Abweichungen vergleichsweise hoch. Am niedrigsten ist der Wert in Mecklenburg-Vorpommern mit 0,6 Prozent.

"Im Jahr 2021 stellen wir in Deutschland noch Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen fest, die allein auf das Geschlecht zurückzuführen sind. Selbst in Branchen und Berufen mit hohem Frauenanteil gibt es zu selten eine gleichberechtigte Bezahlung", sagt Dr. Philip Bierbach, Geschäftsführer von GEHALT.de. "Das Ziel unserer Aktivitäten zum Equal Pay Day ist es, mit Wissen und Transparenz einen Beitrag zur Schließung der Lohnlücken zu leisten. Letztlich ist hierbei die Initiative sowohl von Unternehmen als auch von Beschäftigten gefordert."

"Die größte Auswirkung hat die Lohnlücke auf die Rente – und das trifft besonders uns Frauen. Wir verdienen weniger und wir sparen weniger. Uns Frauen droht Altersarmut. Wir befinden uns hier in einem finanziellen Teufelskreis. Um diesen zu durchbrechen, arbeiten wir als Initiative mit unseren vielfältigen Angeboten täglich daran, Frauen auf dem Weg in ihre finanzielle Zukunft zu unterstützen. Denn wenn wir es nicht schaffen, Frauen für Finanzen zu begeistern, wird das Thema Altersarmut weiterhin uns Frauen im Kern betreffen", sagt Katharina Brunsendorf, Projektleiterin Initiative finanz-heldinnen.

Pressemitteilung