Gen Z beklagt Ghosting seitens der Arbeitgeber

Jobteaser Studie - Gen Z beklagt Ghosting

Die Generation Z prägt bereits heute die Arbeitswelt und ist bekannt für klare Vorstellungen von ihren Karrierezielen und Prioritäten. Umso überraschender ist das Ergebnis einer Jobteaser-Studie, die ein kritisches Thema im modernen Recruiting ans Licht bringt: Rund drei Viertel der als begehrt geltenden Nachwuchskräfte der Generation Z haben bereits Ghosting durch Personaler erlebt. Wie kann das sein, und was bedeutet das für die Zukunft des Recruitings?

Die aktuelle Studie „Candidate Experience: Gen Z & HR in der Gegenüberstellung“ der Karriereplattform JobTeaser wirft Licht auf das gestörte Verhältnis zwischen den Erwartungen der jungen Generation und dem Verhalten der Personalabteilungen. Obwohl sowohl junge Talente als auch Recruiter die Karrierechancen positiv sehen, offenbart sich ein erhebliches Missverhältnis in den Bewerbungsprozessen, das dringend adressiert werden muss.

Optimismus trotz Hindernissen: Ein Blick auf die Karrierechancen

Trotz der Probleme im Bewerbungsprozess gibt es auch positive Nachrichten. Laut der Studie blicken sowohl Studierende als auch Berufseinsteiger der Generation Z optimistisch auf ihre berufliche Zukunft. 73 % der befragten jungen Talente sind zuversichtlich, dass ihre Ausbildung ihnen Zugang zu verschiedenen Branchen verschafft. Dieser Optimismus wird von den Personalabteilungen geteilt, denn 84 % der befragten Recruiter sehen den Arbeitsmarkt für Berufseinsteiger als günstig an. Das bedeutet, dass die Chancen für eine erfolgreiche Karriere gut stehen – zumindest auf dem Papier.

Doch der Weg dorthin ist oft mit Stolpersteinen gepflastert, die viele junge Talente frustrieren.

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Ghosting und Diskriminierung: Die Schattenseiten des Bewerbungsprozesses

Ein zentraler Kritikpunkt der Generation Z ist die mangelnde Kommunikation während des Bewerbungsprozesses. Ghosting, also das plötzliche Schweigen seitens der Recruiter, nachdem der Bewerbungsprozess begonnen hat, betrifft 74 % der jungen Bewerber. Sie erleben es als zutiefst frustrierend, wenn sie nach einem guten Start im Bewerbungsprozess plötzlich keinerlei Rückmeldung mehr erhalten.

Das erschreckende dabei: Die Unternehmen und ihre Personalabteilungen sind sich dieses Problems durchaus bewusst. Über die Hälfte der befragten Recruiter gibt zu, selbst schon einmal Kandidaten geghostet zu haben. Dieser Mangel an Kommunikation und Respekt ist nicht nur eine Enttäuschung für die Kandidaten, sondern kann das langfristige Image eines Unternehmens stark schädigen.

Noch schwerwiegender ist die Tatsache, dass fast jeder zweite junge Mensch von Diskriminierungserfahrungen im Bewerbungsprozess berichtet. Gründe hierfür sind das Alter, die ethnische Zugehörigkeit oder das Geschlecht. Diese Barrieren wirken besonders abschreckend auf die Generation Z, die von Unternehmen Offenheit und Gleichbehandlung erwartet.

Was will die Generation Z?

Die Generation Z weiß genau, was sie will – und was nicht. Drei Viertel der befragten Nachwuchskräfte sind sich ihrer beruflichen Vorlieben und Abneigungen bewusst und kennen ihre Stärken und Schwächen. Das sollte eigentlich eine ideale Ausgangslage für passende Matches im Bewerbungsprozess bieten. Doch oft kollidieren die Erwartungen der Generation Z mit der Realität in den Personalabteilungen.

Für junge Talente sind drei Faktoren entscheidend: Gehaltstransparenz (49 %), ein schneller Bewerbungsprozess (43 %) und ein klarer, strukturierter Einstellungsprozess (39 %). Hinzu kommt, dass der persönliche Kontakt zu den Personalverantwortlichen eine große Rolle spielt. Ganze 45 % der Befragten geben an, den Bewerbungsprozess abzubrechen, wenn sie keine menschliche Nähe zu den Recruitern spüren. Der Wunsch nach einer transparenten und wertschätzenden Kommunikation steht bei der Generation Z ganz oben.

Warum ghosten Recruiter?

Recruiter stehen vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits gilt es, den hohen Ansprüchen der Generation Z gerecht zu werden, andererseits fehlt es oft an Zeit und Ressourcen, um jeden Bewerber individuell zu betreuen. 34 % der Personalverantwortlichen finden, dass das Recruiting junger Talente im Vergleich zum Vorjahr komplizierter geworden ist. Die Anforderungen der Gen Z nach Schnelligkeit und persönlicher Betreuung zu erfüllen, wird zu einer wachsenden Herausforderung.

Ein weiterer Grund für das Ghosting ist die Tatsache, dass viele Bewerbungen einfach nicht den Anforderungen der ausgeschriebenen Stellen entsprechen. Gerade bei Nachwuchskräften, die sich manchmal auf Positionen mit zu hohen Gehaltsvorstellungen oder auf Senior-Rollen bewerben, fällt es den Recruitern schwer, eine passende Absage zu formulieren. In solchen Fällen erfolgt dann oft keine Rückmeldung – eine Praxis, die jedoch überdacht werden sollte.

Künstliche Intelligenz: Ein möglicher Lösungsansatz?

Ein möglicher Ansatz, um das Recruiting zu optimieren und die Ansprüche der Generation Z zu erfüllen, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), z.B. mit speziell erstellten Stellenanzeigen.

Auch auf der Seite der Bewerber wird KI zunehmend genutzt: 72 % der Gen Z verwenden KI-Tools wie ChatGPT, um Bewerbungsunterlagen zu optimieren und sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Auf Seiten der Personalabteilungen nutzen bereits 40 % KI, jedoch oft nur für ein begrenztes Spektrum an Aufgaben. Der Einsatz von KI könnte in Zukunft dabei helfen, Bewerbungsprozesse effizienter und schneller zu gestalten und somit den Erwartungen der Generation Z gerecht zu werden.

Recruiting muss sich ändern

Die Ergebnisse der Studie zeigen klar: Unternehmen müssen ihre Recruiting-Prozesse überdenken, wenn sie die besten Talente der Generation Z anziehen wollen. Gehaltstransparenz, Schnelligkeit und menschlicher Kontakt sind zentrale Faktoren, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Ghosting und Diskriminierung hingegen sind absolute No-Gos, die nicht nur die Kandidaten frustrieren, sondern auch das Ansehen der Unternehmen gefährden.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann ein Schritt in die richtige Richtung sein, doch am Ende bleibt es entscheidend, dass der Mensch im Bewerbungsprozess nicht zu kurz kommt. Für die Generation Z ist ein respektvoller, transparenter und persönlicher Austausch das A und O im Recruiting – und Unternehmen sollten diesen Wunsch ernst nehmen.

Hier geht es zum Studiendownload.