Diese 15 Unternehmen bieten die besten Bewerbungsverfahren

Immer häufiger stehen Jobsuchende vor der Qual der Wahl und haben mehrere Angebote auf dem Tisch. So kommen dem Bewerbungsverfahren und einem positiven ersten Eindruck durch Kandidat*innen eine immer größere Bedeutung zu. Schließlich können schon Nuancen den Ausschlag geben, ob sich Jobsuchende letztlich bei einem Unternehmen oder dem Konkurrenten bewerben. Glassdoor hat das zum Anlass genommen, die Bewertungen von Vorstellungsgesprächen auf der eigenen Plattform zu analysieren. Entstanden ist dabei eine Rangliste mit 15 Unternehmen, die Kandidat*innen die besten Bewerbungsverfahren bieten.

Ausschlaggebend sind die Bewertungen im Zeitraum 2. Juli 2018 bis 1. Juli 2019 von Bewerber*innen aus Deutschland. Neben der Gesamtbewertung zeigt die Analyse auch den Schwierigkeitsgrad des Bewerbungsverfahrens auf einer Skala von 1 (sehr leicht) bis 5 (sehr schwer) und die durchschnittliche Dauer des Prozesses.

Den ersten Platz sichert sich Salesforce, der weltweit führende Anbieter von CRM-Systemen,  mit einem Anteil von 94% an positiven Bewertungen. „Mein Interviewprozess mit Salesforce war mit Abstand der am besten strukturierte und der verlässlichste Prozess, den ich bislang in Bewerbungsrunden erlebt habe. Sämtliche Aussagen zu Timeline, nächsten Schritten, Zusagen, etc. wurden eingehalten und ich hatte das Gefühl, dass mir zugehört und auch auf meine Prioritäten Rücksicht genommen wurde”, heißt es in einer Bewertung eines aktuellen Mitarbeiters aus München. 

Alle Detailergebnisse finden Sie hier: Ergebnisse

Anzeige
Download Linkliste Recruiting Studien 2023

Informationstechnologie, Mobilität und Wirtschaftsprüfung mit Bestnoten

Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG und PricewaterhouseCoopers (PwC). Mit Ernst & Young (EY) befindet sich noch ein weiterer Vertreter der so genannten „Big Four” in der Bestenliste. Ein aktueller Mitarbeiter von KPMG erinnert sich folgendermaßen an den Bewerbungsprozess: „Kurze Vorstellung und dann ging es über in eine sehr angenehme Gesprächsrunde. Wir haben über meinen Werdegang und die ausgeschriebene Stelle und Tätigkeit gesprochen. Über die Konditionen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Das Gespräch war sehr angenehm und ich habe mich wohl gefühlt.” Insgesamt lassen sich alle Vertreter der Bestenliste (bis auf Lidl) mehr oder weniger den drei Bereichen Informationstechnologie, Mobilität und Wirtschaftsprüfung zuordnen. Bewerber*innen in diesen Bereichen machen offenbar die besten Erfahrungen mit Bewerbungsverfahren.

Bewerber schätzen Struktur, Transparenz und Einblicke in Unternehmenskultur

Bei der näheren Betrachtung der Bewertungen von Salesforce fallen folgende Aspekte immer wieder ins Auge: Ehemalige Bewerber*innen loben das strukturierte und transparente Vorgehen sowie das mehrstufige Verfahren mit mehreren Runden, in denen Kandidaten unterschiedliche Aufgaben zu absolvieren haben. Dabei besteht die Möglichkeit, mehrere Ansprechpartner aus dem Unternehmen kennenzulernen, um sich selbst ein Bild der Unternehmenskultur zu machen. Gleichzeitig heben Bewerber wiederholt hervor, dass nicht nur ihre fachliche, sondern auch ihre persönliche und kulturelle Passung („Cultural Fit”) durch Nachfragen zur Persönlichkeit und den eigenen Werten in Betracht gezogen wurden. Für einzelne Berufsgruppen mündet das Bewerbungsverfahren in einer Präsentation vor dem potenziellen neuen Chef oder in einem Assessment-Center, in dem es gilt, sich im Vergleich zu anderen Mitbewerber*innen zu bewähren.

Bei einem derart umfangreichen Prozess ist es nicht verwunderlich, dass das Bewerbungsverfahren von Salesforce tatsächlich auch von allen Unternehmen auf der Bestenliste am längsten dauert: im Schnitt 59 Tage und damit satte 20 Tage länger als Reifenhersteller Continental, der mit 39 Tagen darauf folgt. Auch bemerkenswert: Der Bewerbungsprozess bei Salesforce wird durchschnittlich mit 3,5 auf einer Skala von 1 (sehr leicht) bis 5 (sehr schwer) am höchsten von allen Unternehmen auf der Bestenliste bewertet. Da schließt sich die Frage an: Ist es nicht ein Widerspruch, dass das offenbar längste und herausforderndste Verfahren, die besten Bewertungen durch Jobsuchende erhält?

Jobsuchende möchten im Bewerbungsverfahren herausgefordert werden

Erhellend sind in diesem Zusammenhang Erkenntnisse des Glassdoor Economic Research Teams. Es hat bereits in der Vergangenheit (2015) den Zusammenhang von Schwierigkeitsgrad eines Bewerbungsverfahrens und der Zufriedenheit mit der späteren Arbeitsstelle untersucht. Dabei kam heraus, dass der optimale Schwierigkeitsgrad für ein Bewerbungsverfahren bei ungefähr 4,0 („schwer”) liegt. Dieses zog die durchschnittliche höchste Arbeitszufriedenheit auf der späteren Stelle nach sich, vorausgesetzt das Angebot wurde durch die Bewerber*innen angenommen. Lag die Bewertung des Bewerbungsprozesses darüber oder darunter, waren sie weniger zufrieden, mit dem daraus entstandenen Anstellungsverhältnis.

„Jobsuchende möchten in einem Bewerbungsprozess herausgefordert werden und zeigen, was sie können. Allerdings sollten es die Unternehmen mit der Eignungsprüfung nicht übertreiben, damit das Interesse nicht in Frust umschlägt. Im Idealfall steigt mit jeder weiteren Runde die Vorfreude auf den potenziellen Job. Solange der Ablauf die ganze Zeit klar kommuniziert wird, werden Bewerber auch eine Absage im fortgeschrittenen Prozess eines mehrstufigen Verfahrens akzeptieren und den Kontakt mit dem Unternehmen in guter Erinnerung behalten”, sagt Felix Altmann, Arbeitsmarktexperte bei Glassdoor.

„Die Unternehmen, deren Bewerbungsprozess positiv bewertet wird, scheinen eine Art optimale Balance mit ihrem Verfahren zu schaffen, so dass es nicht trotz, sondern offenbar gerade wegen seiner Herausforderungen als besonders positiv wahrgenommen wird”, erläutert Altmann weiter.

Glassdoor