Die Lage am Ausbildungsmarkt verbessert sich – Schritt für Schritt

Schon vor der Pandemie war die Zahl von Ausbildungsplatz-Angeboten und Nachfragen von Azubis rückläufig. Doch dann erschwerten die Corona-Beschränkungen, vor allem die Lockdowns, die Kontaktaufnahme zwischen Betrieben und Auszubildenden noch zusätzlich. Die üblichen Wege – Azubi-Börsen, Schnuppertage und physische Bewerbungsgespräche – waren nicht möglich.

In der Folge haben die IHKs umfangreiche Aktionen gestartet, um Azubis und Betriebe an einen Tisch zu bringen – mit virtuellen Ausbildungsbörsen, digitalen Speeddatings und Online-Ausbildungsmessen. So wurden 2020 allein in IHK-Berufen immerhin rund 264.000 neue Ausbildungsverträge unterzeichnet. Anfang 2021 setzte sich der Aufwärts-Trend fort. Es wird aber noch ein wenig dauern, bis die Zahlen auf denselben Stand wie vor der Corona-Krise kommen.

Auswirkungen von Corona auf die Ausbildungsqualität?

Aber wie haben sich der eingeschränkte Online-Berufsschulunterricht sowie die eingeschränkte praktische Ausbildung im Corona-Lockdown ausgewirkt? “Für eine Beurteilung ist es noch zu früh. Im vergangenen Jahr konnten die Unternehmen noch keine großen Qualitätsunterschiede feststellen”, betont DIHK-Präsident Peter Adrian: “Jedoch hatten wir bis zum Sommer 2020 auch nur wenige Monate ohne geregelten Schulunterricht. Das hat nach dem langen Lockdown jetzt natürlich eine andere Dimension.”

Bereits Ende Juni 2021 wurden insgesamt rund 147.000 neu registrierte IHK-Ausbildungsverträge im Bereich Industrie, Handel und Dienstleistungen verzeichnet. Dies ist eine Verbesserung um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In den IHKs und Ausbildungsbetrieben ist man äußerst motiviert, diese Entwicklung noch weiter anzukurbeln, so DIHK-Präsident Peter Adrian: “Wir trommeln auf allen Kanälen und werben um die Jugendlichen.” Er nennt zum Beispiel die Aktion www.nutze-dein-talent.de. Um die größte Herausforderung in der Pandemie, eben das Kennenlernen und Zusammenfinden von Betrieben und Azubis, zu lösen, wurden diese Prozesse digitalisiert. Das ermöglichte das Entstehen mehrerer Projekte wie “Mach‘s wie wir”. Die Digitalisierung hat aber auch andere Wege für Azubis ermöglicht, wie das erwähnte “Azubi-Speed-Dating” oder die Ausbildungsberatung per Video-Chat.

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Dadurch können Unternehmen den Azubis wieder betriebliche Praktika anbieten. Die IHKs werben auf ihren Kanälen weiter für duale Ausbildung. Dazu DIHK-Präsident Peter Adrian: “Junge Menschen, die hier einsteigen, legen eine starke und stabile Basis für ihr Berufsleben. Wer später noch einen Abschluss in der Höheren Berufsbildung drauf setzt, kommt auf ein vergleichbares Lebenseinkommen wie Akademiker und zugleich schon früher an das eigene selbst verdiente Geld.” Außerdem sei es heute viel leichter, etwa danach oder gar parallel zu einer dualen Ausbildung weiter zu studieren, so Adrian: “Das alles wollen wir den jungen Leuten und ihren Eltern künftig noch stärker über unsere Kanäle vermitteln.”

Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) haben sich bis Ende Juni 2021 385.000 junge Menschen bundesweit um Lehrstellen beworben – 32.000 weniger als vor einem Jahr. Demgegenüber haben laut BA die Ausbildungsbetriebe 468.000 freie Lehrstellen gemeldet. Um die Auswirkungen der Corona-Krise abzufedern, hatte die Bundesregierung motivierende Ausbildungsprämien für von Corona betroffene kleine und mittlere Betriebe aufgelegt.

In den meisten Branchen beginnt die Ausbildung im August oder September.  “Ich bin zuversichtlich, dass sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt im Sommer weiter verbessert. Das geht aber nur Schritt für Schritt,” hofft DIHK-Präsident Peter Adrian.

Mit dualer Berufsausbildung gegen Jugendarbeitslosigkeit

Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten liegt die Jugendarbeitslosigkeitsquote in Deutschland mit derzeit rund sieben Prozent sehr niedrig. Dies ist dadurch erklärbar, dass beispielsweise in Frankreich mit einer Jugendarbeitslosigkeit von rund 19 Prozent nur sehr wenige Schüler den Weg der dualen Ausbildung einschlagen. Der Trend liegt dort eher bei vollschulischen Angeboten oder Hochschulen, mit der Folge, dass Absolventen dort meist viel später eine Arbeitsstelle antreten.

Die Jugendarbeitslosigkeitsquote liegt in Griechenland, Spanien und Italien laut Statistischem Bundesamt sogar bei alarmierenden 38,2 Prozent, 36,9 Prozent und 31,7 Prozent. Keines dieser Länder hat die duale Ausbildung in der Form, wie sie in Deutschland existiert. Allerdings gibt es Bestrebungen – auch mithilfe der IHK-Organisation –, sie auch in diesen Ländern zu etablieren. In den Niederlanden dagegen, die auch eine duale Ausbildung anbieten, liegt die Jugendarbeitslosigkeit nur bei 8,7 Prozent – und damit in der Rangliste ähnlich wie Deutschland sehr niedrig. Gute Gründe für die IHK-Organisation, die duale Berufsausbildung weiter zu stärken – zum Wohle der jungen Menschen, der Unternehmen und der gesamten Gesellschaft.

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