Die Jungen ticken anders: Wie Unternehmen sich auf die Generation Z einstellen können

Bei der Rekrutierung der Generation Z fühlen sich viele Unternehmen bisher nicht besonders gut aufgestellt. Das belegt die 18. „Recruiting Trends“ Studie des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg sowie des Karriereportals Monster. Die Studie zeigt, wie die junge Generation, die in wenigen Jahren den Großteil der Arbeitnehmerschaft ausmachen wird, tickt und was sie zum Glücklichsein braucht – und dass Arbeitgeber ihr Recruiting mehr auf die Wünsche der Gen Z ausrichten müssen.

Was sich die Generation Z von Arbeitgebern wünscht

Ob Studierende, Auszubildende oder Schüler – am wichtigsten ist der Generation Z 1 im Job Zufriedenheit. Für Schüler und Studierende folgen an zweiter Stelle Sorgenfreiheit und Sicherheit, bei den Azubis ist es die Anerkennung. Kandidaten der Generation Z sind mehr als jede andere Generation bereit, für ihren Job alles zu geben: Im Vergleich mit allen Generationen geben Angehörige der Generation Z doppelt so häufig an, für die Arbeit zu leben.

Allerdings achten die jungen Talente sehr darauf, wo sie arbeiten. Die Möglichkeit auf Home-Office spielt für sie eine entscheidende Rolle und ist für Arbeitgeber ein Must- have. Ohne die Möglichkeit, von zu Hause aus arbeiten zu können, würden vier von zehn – und damit ein größerer Teil als in jeder anderen Generation – einen Job nicht annehmen. Auf eine Work-Life-Balance hingegen legt die Generation Z bei der Jobsuche weniger Wert als ältere Generationen. Über 15 Prozentpunkte höher liegt der Anteil der Baby Boomer, denen Work-Life-Balance wichtig ist.

Schneller, einfacher, fairer: Der perfekte Bewerbungsprozess

Nicht nur bei der Jobsuche, auch bei dem Bewerbungsprozess haben junge Talente unterschiedliche Erwartungen: Deutlich häufiger als andere Altersgruppen erwartet die Generation Z, dass der Bewerbungsprozess durch die Digitalisierung schneller, einfacher und fairer ist. 53,5 Prozent präferieren eine Bewerbung per Smartphone, recherchieren auch von unterwegs mit dem mobilen Endgerät (60,5 Prozent) oder nutzen Chatbots für kurzfristige Antworten (23,4 Prozent). Überkomplexe und undurchsichtige Vorgänge sind für die jungen Kandidaten abschreckend. Hier ist Vorsicht geboten, denn was abschreckt, wird gerne in der Öffentlichkeit kundgetan: Fünf von zehn Kandidaten der Generation Z erzählen schlechte Erfahrungen von Freunden weiter und zwei Drittel bewerben sich erst gar nicht, wenn sie von schlechten Erfahrungen im Bewerbungsprozess von Freunden gehört haben. Doch auch positive Erlebnisse verbreiten sich: Ein Viertel der Kandidaten teilt positive wie negative Erfahrungen über Social Media.

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„Die Generation Z hat nie Wartezeiten auf die Briefpost kennengelernt und hält Echtzeit- Reaktionen für normal. Das bedeutet, dass Unternehmen, die sich nicht auf Dialoge und schnelle Antworten einstellen, Kontakte verlieren – sowohl zu Kandidaten, die man warten lässt, als auch teils zu deren Freunden und Kontakten“, kommentiert Prof. Dr. Tim Weitzel, Studienleiter und Professor am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen, der Universität Bamberg. „Es gibt aber auch überraschende Unterschiede bei den Jüngeren. Trotz größerer Techniknähe fühlen sie sich leichter als andere überfordert, wenn zum Beispiel beim Upload der Bewerbung einmal etwas nicht klappt. Und die Jüngeren klagen am meisten, dass ihre Jobs irrelevant seien.“

Generation Z bevorzugt digitale Technologien, fürchtet sie aber auch

Digitalen Technologien im Recruiting-Prozess steht die Generation Z erwartungsgemäß aufgeschlossener gegenüber und nutzt sie bei der Jobsuche mehr als alle anderen Generationen: Sie interagiert bereits viermal häufiger mit HR-Chatbots (23,4 Prozent), während es über alle Generation nur 5,6 Prozent sind und macht Gebrauch von automatisierten Empfehlungssystemen, die ihnen freie Stellen vorschlagen. Ein Drittel der Generation Z veröffentlicht zudem gezielt Informationen in persönlichen Online- Profilen, um von Talent Recommendern, also Systemen, die Unternehmen automatisiert neue Talente vorschlagen, gefunden zu werden. Der Anteil der Baby Boomer, der das tut, ist nur halb so hoch. Etwas mehr als die Hälfte der Generation Z bevorzugt außerdem eine mobile Bewerbung gegenüber einer traditionellen.

Dennoch scheint die Generation Z sich nicht nur der Chancen, sondern auch der Risiken der Digitalisierung bewusst zu sein. Die Studie bescheinigt ihr eine überdurchschnittlich hohe Angst davor, durch Algorithmen oder maschinelle Prozesse ersetzt zu werden. Über alle Generationen hinweg fürchtet sich fast jeder Vierte vor diesem Szenario, wohingegen mehr als 40 Prozent der Generation Z diese Angst teilen. Darüber hinaus geben sie häufiger als jede andere Altersgruppe an, der Umgang mit digitalen Technologien in der Arbeit erschöpfe sie und mache sie weniger leistungsfähig.

Active Sourcing und Direktansprache nach Maß

Beim Active Sourcing und der Direktansprache von Kandidaten der Generation Z, können Unternehmen sich ebenfalls auf deren Vorlieben einstellen. Gefragt nach den Kontaktkanälen, über die sie am liebsten von Unternehmen angesprochen wird, herrscht über die gesamte Generation Z hinweg eine klare Vorliebe für die E-Mail. Sechs von zehn Kandidaten bevorzugen diese Variante der Kontaktaufnahme, bei den Schülern sind es sogar knapp 80 Prozent. Für jeden fünften Auszubildenden steht die telefonische Direktansprache an zweiter Stelle, bei Schülern ist dieser Kanal eher unbeliebt. Für Studierende wiederum sind Nachrichten über Karrierenetzwerke nach der E-Mail am zweitbeliebtesten.

Generell bleiben Active Sourcing und Direktansprache auch für das Recruiting der Generation Z von Bedeutung. „Von einer direkten Ansprache profitieren beide Seiten“, erläutert Sylvia Edmands, Geschäftsführerin Monster Deutschland. „Unternehmen machen auf sich aufmerksam und erreichen passive Kandidaten. Arbeitnehmer entdecken so Stellen, auf die sie sonst nicht aufmerksam geworden wären. Das belegt auch unsere Studie: Durch eine Direktansprache hat sich ein Drittel der Generation-Z- Kandidaten bei einem Unternehmen beworben, das sie ohne nicht auf dem Radar hatten.“

Individuelle Direktansprache schlägt „one size fits all“-Strategie

Beherzigen Unternehmen diese Tipps und gehen individuell auf junge Talente ein, stehen die Chancen im Recruiting gut. Denn generell blicken Kandidaten der Generation Z überdurchschnittlich optimistisch in ihre berufliche Zukunft und schätzen die Arbeitsmarktentwicklung für sich persönlich als positiv ein (55,9 Prozent gegenüber 39,4 Prozent der Baby Boomer). Knapp jeder Zweite der Generation Z glaubt daran, den Traumjob zu finden. Über alle Teilnehmer hinweg sind es weniger als jeder Dritte.

„Durch die Studienergebnisse wird klar, dass auch die Generation Z eine heterogene Gruppe ist, die andere Werte, Präferenzen und Erwartungen als vorherige Generationen an Unternehmen hat,“ ordnet Edmands die aktuellen Trends ein. „Wir empfehlen daher statt einer ‚one size fits all‘-Strategie eine ‚Perfect Fit‘-Planung. Es geht um mehr Individualität und Authentizität im Bewerbungsprozess, kombiniert mit der Nutzung neuer digitaler Möglichkeiten, die von den Kandidaten sehr offen aufgenommen werden.“