Corona-Folgen: Junge Menschen bangen um ihre berufliche Zukunft

51 Prozent der unter 30-Jährigen gehen davon aus, durch die Pandemie Nachteile im Berufsleben zu haben. Ebenso viele befürchten, dass die während der Pandemie gemachten Abschlüsse nicht so anerkannt werden wie die vorherigen. Erkenntnisse wie diese nehmen jungen Menschen die Vorfreude auf die Zukunft. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie "Generation Corona" der pronova BKK, für die 1.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren befragt wurden.

Seit mehr als einem Jahr lernen Schülerinnen und Schüler im Distanz- oder Wechselunterricht, jetzt schreiben sie in einer nie dagewesenen Situation ihre Abschlussprüfungen. Mittlere Reife, Abitur oder Bachelorabschluss werden trotz aller Anstrengung womöglich nicht so anerkannt wie sonst, befürchten 50 Prozent der unter 30-Jährigen.

Nicht nur wegen der Ausnahme-Abschlüsse, sondern auch bei der Suche nach Ausbildungs- oder Studienplätzen, Praktika und Jobs hat es die "Generation C" in der Corona-Krise schwerer. Ganze Branchen fallen als Arbeitgeber weg, weil sie nicht öffnen dürfen, andere stecken in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Nach eigener Einschätzung wurde jedem vierten 16- bis 29-Jährigen ein Studienplatz, neuer Job oder Praktikum durch die Folgen der Pandemie genommen, ohne dass sich dies nachholen lässt. Das trifft vor allem die Jüngsten: 43 Prozent der Schülerinnen und Schüler mussten auf Praktika oder Ähnliches verzichten. Unter den Studierenden konnten 33 Prozent ihren Job während oder nach dem Studium nicht antreten.

Viele junge Eltern haben ihre Jobs verloren

Jeder achte Befragte hat seinen Arbeitsplatz in den vergangenen zwölf Monaten verloren und gibt als Grund die Corona-Krise an. Vom Jobverlust sind junge Eltern stärker betroffen, von denen das auf jeden Fünften zutrifft. "In dieser Lebensphase wirkt sich eine Kündigung besonders dramatisch aus. Die jungen Menschen sind nicht nur für sich verantwortlich, sondern müssen eine Familie ernähren. Oft ist ein Partner Hauptverdiener, weil der andere noch in Elternzeit ist oder Teilzeit arbeitet", sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt bei der pronova bkk. "Eltern sind nach unseren Erfahrungen ohnehin schwerer von seelischen Problemen während der Pandemie betroffen, weil sie oft den Spagat zwischen Homeschooling, Homeoffice und Haushalt hinbekommen müssen. Dadurch müssen sie den Alltag mit mehr Personen auf engerem Raum meistern."

Anzeige
Download Linkliste Recruiting Studien 2023

Noch häufiger verlieren diejenigen ihre Stelle, die sich ohnehin noch in der Orientierung befinden. 24 Prozent der jungen Menschen im freiwilligen sozialen Jahr, im Praktikum oder in der Wartezeit auf eine Ausbildung oder ein Studium haben ihre Jobs bereits wieder verloren. Auch andere Orientierungsmöglichkeiten fallen weg. 14 Prozent aller Befragten und 25 Prozent der Studierenden haben vor der Pandemie geplante Auslandsaufenthalte aufgeben müssen, ohne dass sie eine Chance auf Wiederholung sehen.

Berufsorientierung unter erschwerten Bedingungen

55 Prozent der Schülerinnen und Schüler sowie 37 Prozent aller Befragten bemängeln, dass ihnen durch den Wegfall von Praktika und Schnupperangeboten die Möglichkeit genommen wurde, sich vor einer Berufswahl zu orientieren und umzusehen. "Berufliche Orientierung ist schwer, wenn aufgrund von Corona-Einschränkungen Praktika, Schnuppertage oder schulische Berufsinformationen wegfallen. Zudem fehlt in der Krise oft der Austausch mit Gleichaltrigen", erklärt Herold. "Das Gefühl, im Berufsleben ohnehin benachteiligt zu sein, nimmt den jungen Menschen derzeit oftmals die Motivation, aktiv die berufliche Zukunft anzugehen. Die seelischen Folgen für die Generation Corona sind nicht zu unterschätzen."

Lust auf Zukunftspläne verloren

Normalerweise prägen Zukunftspläne die Zeit rund um den Schul- oder Studienabschluss. Die Vorfreude auf das erste Gehalt, Karriere oder neue Menschen weicht im zweiten Pandemie-Jahr der Resignation. Jeder dritte junge Deutsche hat angesichts der Unklarheit die Lust auf Zukunftspläne verloren oder hat sich ganz von seinen Plänen verabschiedet. 36 Prozent sind unsicher, ob sie ihre Planungen umsetzen können. Berufseinsteiger haben besonders oft die Lust an jeder Zukunftsgestaltung verloren.

Pressemitteilung