Vom Leben und Lieben – Personalmarketing in der Pflege

Personalmarketing in der Pflege
© upo

Personalmarketing in der Pflege – das begegnet uns im Alltag inzwischen häufiger. So auch an diesem sonnigen Tag im August. Wer die Innere Kanalstraße in Köln kennt, weiß wovon ich rede. Es ging mal wieder nicht viel. Genug Zeit also, die mehr stehenden als fahrenden Autos in der Nachbarschaft zu betrachten. Gerne studiere ich dann die Beschriftungen und zwischen Angeboten diverser Handwerker war da dies kleine auffallend gelbe Auto, dass sich mit dezentem Schwung vor unseren Wagen setzte. “Wir l(i)eben Pflege” las ich und war sofort in meinem Element: Das lief nicht auf Werbung für die Intensiv- und Beatmungspflege heraus, sondern auf die Suche nach Mitarbeitern.

Personalmarketing in der Pflege – ein ausgezeichnetes Beispiel

Bereits Mitte 2015 wurde von der Vorwerker Diakonie berichtet. In diesem Beitrag schildert der Leiter Kommunikation, Fundraising und Personalentwicklung eine erfolgreiche Recruiting-Kampagne mit Hilfe von Fahrzeugaufschriften. Mit kleinem Budget wurde die Fahrzeugflotte der Vorwerker Diakonie mit einem echten Hingucker versehen:

Wären 3.000 EUR in Ordnung?

stand da zu lesen. Zugegeben: Auf den ersten Blick eine sehr monetäre Ansprache für eine Diakonie. Wenn man aber bedenkt, dass die Pflege eher einen schlechten Leumund in Sachen Bezahlung hat, war der Ansatz durchaus vielversprechend. Eine Verbindung zur neu erstellten Karriereseite, die ein echter Hingucker ist und viele Kriterien des upo Online Recruting Checks erfüllt, über einen QR-Code sorgte dann auch für eine Reihe passender Bewerbungen.

Übrigens: Die Kampagne wurde im Rahmen des Talente-Kongress ausgezeichnet und kam dort auf den 2. Platz des Talente-Awards-2015.

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Zurück zur “Begegnung” mit dem Personalmarketing in der Pflege

Wie in dem ausgezeichneten Prototypen der Vorwerker Diakonie hat auch das gelbe Auto vom Anfang einen Hingucker-Slogan. Während die Vorwerker Diakonie über das Gehalt kommt, stellt der Satz mit der zweifachen Bedeutung auf die besondere Identifikation von Pflegekräften mit ihrem Beruf ab:

Wir l(i)eben Pflege. Du auch?

Der “Call to Action” mit “… bewirb dich bei uns” ist nicht zu übersehen. Allerdings gibt es hier keinen QR-Code zur Karriereseite. Vielmehr wird die weitere Kontaktaufnahme über Telefonnummer und Internet-Adresse ermöglicht.

Die Internetseite bietet den Interessierten eine übersichtliche Struktur. Unter dem Hauptmenüpunkt “Karriere” sind Stellen, Anforderungen und auch Arbeitgeber-Leistungen schnell zu finden. Aber leider wird in diesem Fall verpasst, die emotionale Ansprache auf den Fahrzeugen durch eine entsprechende emotionale Gestaltung der Internet-/Karriereseite weiter zu verstärken (z.B. authenische Fotos von Pflegekräften in Aktion; Mitarbeiteraussagen, die unterstreichen, dass man in diesem Pflegedienst tatsächlich die Liebe zur Pflege umsetzt etc.). Die Karriereseite kommt stattdessen sehr funktional daher, darüber hilft auch kein durchgängiges “du” hinweg. Diese Tatsache bremst Kandidaten, die sich im ersten Moment emotional angesprochen gefühlt haben, wieder in ihrem Interesse an einer möglichen Mitarbeit aus. Die Wirkung: auch ein Pflegedienst wie jeder andere – Bewerbung, mal sehen.

Die Umsetzung insbesondere in Hinblick auf die Karriereseite ist also nicht ganz so gelungen wie in dem ausgezeichneten Beispiel. Dennoch finde ich es überzeugend, wie auch hier die öffentliche Präsenz der Fahrzeugflotte genutzt wird, um die Zielgruppe anzusprechen.

Ein Ansatz auch für andere Branchen – ein paar Tipps

Gerade für Unternehmen in Branchen, die Schwierigkeiten haben, passende Mitarbeiter zu finden und in denen Firmenfahrzeuge im Einsatz sind, können Fahrzeugbeschriften auch für das Personalmarketing genutzt werden: Handwerk, Hotellerie und Gaststättengewerbe, Versicherungen, Immobilienmakler, Logistik, …

Zum Erfolg dieser Maßnahmen tragen insbesondere diese Punkte bei:

  • Fokus auf das Wesentliche: Firmenname, Claim/Botschaft und Kontakt-/Informationsmöglichkeiten sind zwingend; idealerweise sollte auch das Logo zur Wiedererkennung mit platziert werden
  • Claim/Botschaft als Hingucker formulieren: prägnante und authentische Aussage, die idealer Weise die potenziellen materiellen oder emotionalen Auslöser der Zielgruppe, sich zu bewerben, anspricht
  • Kontakt-/Informationsmöglichkeiten schnell und einfach erreichbar gestalten: ein QR-Code verbindet schnell zur Internet-/Karriereseite, eine einfache eingängige Rufnummer lässt sich gut merken oder schnell mal eben anrufen
  • Gut lesbare Beschriftung: nicht zu viel Text, gut lesbare Schriftgröße, schnörkellose Schriftart, ausreichender Farbkontrast von Schriftfarbe und Hintergrund
  • Informationen richtig platzieren: nicht nur hinten auf dem Fahrzeug, sondern auch seitlich, ggf. auch vorne, dann aber in Spiegelschrift; bei der Platzierung auch darauf achten, dass die Beschriftung nicht im bodennahen Bereich und damit im Schmutzbereich des Fahrzeugs liegt.
  • Und last but not least: die Mitarbeiter sensibilisieren und informieren, die die Firmenfahrzeuge fahren. Sie sind Werbeträger, könnten unterwegs angesprochen werden und sollten dann ein paar Informationen geben können. Und insbesondere sollte ihnen auch bewusst sein, dass sie durch ihr Auftreten resp. ihre Fahrweise den Claim/die Botschaft unterstreichen oder konterkarieren können.

* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.

Karl-Heinrich Bruckschen
Karl-Heinrich Bruckschen
... unterstützt mit upo - Bausteine für Rekrutierungserfolg Arbeitgeber bei der Professionalisierung ihres Recruitings durch Recruiting Checks und Beratung, Konzeption von Recruiting Instrumenten, operative Recruiting Services (RPO) oder den Ausbau von Recruiting Kompetenz durch Webinare, Seminare und Workshops. Sein besonderes Augenmerk liegt auf der Verbindung von IT und Recruiting. Daher ist er auch verantwortlich für das Fachportal Rekrutierungserfolg.de.