Ausbildungsmarketing – mehr Firmen-Insights bitte auf der Karriereseite und persönlich

Ausbildungsmarketing - Kampagne der IHK Köln
Screenshot https://www.ihkplus.de /_ichwerdewas___Neue_Kampagne_ fuer_Ausbildung_gestartet.AxCMS

In den letzten Tagen wird wieder vermehrt auf ein altes Problem aufmerksam gemacht: es fehlen Auszubildende für die klassische Duale Ausbildung. Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern gründen Initiativen und fahren Image-Kampagnen zum Ausbildungsmarketing. Sie bieten teilweise sogar Services wie “Passgenaue Besetzung” an. Kostenlos. Aber irgendwie tut sich in Sachen unbesetzte Lehrstellen wenig. Schuld daran sind auch die Betriebe selbst. Denn Sie passen ihr Suchverhalten nicht an die veränderten Gegebenheiten an und verlassen sich viel zu sehr auf Aktivitäten ihrer Interessenvertreter als selbst Zeichen zu setzen.

Aktionen der Kammern grundsätzlich hilfreich, aber …

Zugegeben, die Kammern bzw. die Handelskammertage bemühen sich sehr, das Image der dualen Ausbildung aufzupolieren und zielgruppengerechte Informationen bereitzustellen. Unter Hashtags wie #ichwerdewas oder #einfachmachen finden sich Landingpages in peppigen Farben mit Videos und Informationen über Ausbildungsberufe, Elternabende, Lehrstellenbörsen, Berufschecks zur persönlichen Orientierung und Speed-Datings. Damit versuchen sie nicht nur über die breite Palette der jeweiligen Berufsbilder zu informieren, sondern auch Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage zusammenzubringen.

… sie können nur eine allgemeine Berufsorientierung bieten

Trotz aller Informationsoffensiven über die Inhalte der verschiedener Ausbildungsberufe – von Kammern, der Arbeitsagentur und diversen Azubi-Portalen – , werden bei Befragung von Ausbildungsbetrieben immer wieder fehlende Berufsorientierung und unklare Berufsvorstellungen als ein wesentliches Ausbildungshemmnis genannt. Warum aber ist das so? Nun, die Schulabgänger sind da nicht anders als andere Bewerber. Ihnen geht es nicht um allgemeine Sachinformationen. Und sie sind auch nicht blauäugig. Sie wissen, dass die Informationen auf den Seiten der Kammern und Internetportale nur ein Teil der Realität ist. Und sie wissen auch, dass die Art der Ausbildung stark vom jeweiligen Ausbildungsbetrieb abhängt.

Bewerber wollen Insides

Ihnen geht es deshalb vor allem um das WAS und WIE des Arbeitsalltages. Die Schulabgänger wollen genau wissen, was sie so in der Ausbildung lernen und täglich machen. Sie fragen sich, mit welchen Arbeitsmitteln sie arbeiten und wie das Arbeitsumfeld und der Arbeitsplatz aussieht. Ihnen ist es wichtig, zu wissen, mit welchen Kollegen sie zu tun haben, wie der Chef ist. Ihnen geht es darum zu erfahren, wie sie unterstützt werden und wie der Vergütungs- und Urlaubsanspruch in der Firma aussieht. Sie wollen erfahren, wie es mit Übernahmemöglichkeiten aussieht und wie die Firma sich zu einem ggf. späteren Studienwunsch stellt. Und hier könnte man noch viele weitere Punkte auflisten. Ihre Eltern als wichtige “Influencer” haben teilweise nochmals  andere Informationswünsche. Hinweise dazu in einem unserer früheren Blogartikel “Ausbildungsmarketing ist auch Elternmarketing“.

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Und genau über all das informiert keine Kammer. Kann sie auch nicht. Denn hierüber kann nur der einzelne Ausbildungsbetrieb informieren. Und dabei sollte der Ausbildungsbetrieb die Informationskanäle wählen, über die die jungen Leute (und ihre Eltern) Informationen über eine mögliche Ausbildung sammeln.

Informationskanäle von Schulabgängern und die Mankos der Ausbildungsbetriebe

Neben den Stellenbörsen der Kammern und dem Onlineangebot der Arbeitsagentur sind vor allem Suchmaschinen, Karriereseiten und Ausbildungs- und Berufsmessen wichtige Informationsquellen, das zeigten die Azubi-Trends 2017.

Aber gerade beim Online-Recruiting über Karriereseiten haben viele Ausbildungsbetriebe noch erheblichen Nachhol- bzw. Optimierungsbedarf. Bei vielen Ausbildungsbetrieben fehlen auf Ausbildungsplatzinteressierte zugeschnittene Karriereseiten, teilweise fehlt es sogar an einer eigenen Homepage (siehe Blogbeitrag Nachwuchsschwund im Handwerk – vielleicht liegt es auch am Online-Azubi-Marketing?). Und auch sonst lassen Karriereseiten als Visitenkarte und zentrale Landingpage auch für Interessenten sehr zu wünschen übrig. Eine Studie aus 2016 hat das eindrucksvoll gezeigt.

Insides lassen sich am besten persönlich vermitteln

Karriereseiten sind eine sehr gute Möglichkeit, Einblicke in Betrieb und Ausbildung zu geben. Neben Text und Fotos eignen sich vor allem Videos sowie Testimonials von aktuellen/ ehemaligen Azubis, ein Azubi-Blog oder ein Recrutainment-Tool.

Die Studie Azubi-Recruiting Trends 2017 zeigt deutlich, dass gerade auch Probearbeiten und Praktika besonders begehrt sind, wenn es um konkrete Einblicke geht. Ausbildungsplatzinteressierte sehen in Probearbeiten zu 71,1% und in einem Praktikum zu 74,5% ein gutes Instrument, das Unternehmen kennenzulernen, sich einen Einblick in den möglichen Beruf zu verschaffen und ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Aufgaben zu ihren Interessen und Fähigkeiten passen. Die Begeisterung der Ausbildungsbetriebe für diese Kennenlernmöglichkeiten hält sich dagegen mit 30,8 bzw. 50,8% deutlich in Grenzen. (Übrigens gehen gerade die Azubi-Recruiting Trends 2018 an den Start. Wir sind gespannt, welche neuen Erkenntnisse zum Azubi-Marketing und -Recruiting diese doppelperspektivische Studie dieses Jahr bietet.)

Unternehmen, die also zumindest eine einschlägige Azubi-Karriereseite mit den Informationen und Insides haben, nach denen potenzielle Auszubildende suchen, haben schon mal in der Werbung um Nachwuchskräfte ein dickes Plus. Und wenn sie dann auch noch persönlich werden und Probearbeiten und Praktika anbieten, dürften die bestehenden Ausbildungsplätze deutlich leichter zu besetzen sein. Denn auch das zeigt eine Umfrage unter Jugendlichen: Der endgültige Kick, um sich für eine Ausbildung und einen Ausbildungsbetrieb zu entscheiden, hängt wesentlich von guter Atmosphäre und Sympathie ab.

Der Ball liegt beim einzelnen Ausbildungsbetrieb – Bewerber wollen umworben werden

Wer Auszubildende gewinnen möchte und sich dabei nur auf die Aktivitäten der Interessenvertreter verlässt, wird weiter Probleme bei der Besetzung seiner Ausbildungsplätze haben. Wer aber selbst aktiv wird und mit einschlägigen Azubi-Karriereseiten und Angeboten zum persönlichen Kennenlernen Transparenz und Insides bietet, zeigt sein Bemühen um Ausbildungsplatzbewerber und baut Vertrauen auf.

Und wenn die erstellten Karriereseiten dann auch noch SEO-optimiert und mobile friendly sind, werden sie auch über Suchmaschinen gefunden und lassen sich über Smartphones gut lesen. Wer dann noch in Stellenanzeigen, auf Ausbildungs- und Berufsmessen, bei Speed-Datings, Elternabenden etc. darauf hinweist, hat schon ganz viel getan, um seine Ausbildungsplätze zu besetzen.

Übrigens: Bewerberzentriertes Recruiting, das u.a. auch Einblicke in den Arbeitsalltag gibt, wurde vom Bundesverband der Personalmanager als einer der HR Trends 2018 herausgestellt.

Wie versuchen Sie, potenziellen Ausbildungsplatzbewerbern Insides über die Ausbildung in Ihrem Unternehmen zu geben? Oder kennen Sie gelungene Beispiele von Unternehmen, die dies tun?

* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.

Ruth Böck
Ruth Böck
Hallo, ich bin einer der Köpfe von upo - Bausteine für Rekrutierungserfolg. Als #RecruitingStarkMacher unterstützen wir Recruiter, mit einem echt starken Recruiting einen erlebbaren Unterschied zu machen. Und so mehr Rekrutierungserfolg zu erzielen. Außerdem bin ich Initiatorin und Mitmacherin dieses Fachportals Rekrutierungserfolg.de. Wenn dir meine Beiträge gefallen, dann trage dich hier gerne für unser upo Magazin mit Tipps & Hinweisen für #RecruitingStarkMacher ein.