Wir sind der Frage nachgegangen, ob und wie sich die viel diskutierten Änderungen der aktuellen und künftigen Anforderungen an Recruiter in den Stellenanzeigen widerspiegeln. Daher haben wir im Januar und Februar 2014 eine Stichprobe von 50 zufällig ausgewählten Stellenanzeigen aus der Stellenübersicht für Recruiting Jobs auf Rekrutierungserfolg.de gezogen und dies im Hinblick auf die geforderte Ausbildung, Kenntnisse und Fähigkeiten ausgewertet.
Die Stellenübersicht auf Rekrutierungserfolg.de ist eine speziell zugeschnittene Selektion der Jobsuchmaschine Kimeta, die tagaktuell Stellenangebote und Jobs auf Jobbörsen sowie in Stellenanzeigen direkt auf Unternehmenswebseiten durchsucht. Sie repräsentiert damit recht gut die aktuelle Marktsituation.
Hier die Ergebnisse unserer Auswertungen:
Ausbildung:
- 40 % Ausbildung oder Studium (ohne weitere Spezifizierung)
- 22% Studium mit personalwirtschaftlichem oder psychologischem Schwerpunkt/Fachrichtung
- 14% kaufmännische Ausbildung oder Ausbildung als Personalkaufmann/-frau
- 12% Studium (ohne weitere Spezifizierung)
- 12% Sonstiges
Kenntnisse und Erfahrungen:
- besonders häufig genannt: Englischkenntnisse (34 Nennungen), Recruiting-Erfahrung (nicht spezifiziert; 30 Nennungen), PC-/IT-/Office-Kenntnisse (24 Nennungen)
- häufiger genannt: Online-/Social Media-Kenntnisse (13 Nennungen), Recruiting-Erfahrungen im IT-Umfeld (10 Nennungen)
- Seltener genannt: Recruitingerfahrung aus dem Technischen Bereich (7 Nennungen), Kenntnisse in Personaldiagnostik (5 Nennungen), Arbeits-/Vertragsrechtskenntnisse (5 Nennungen), Research-Erfahrung/Kenntnisse aktive Kandidatenansprache (5 Nennungen), Kenntnisse Arbeitnehmerüberlassung (4 Nennungen), Erfahrungen im Internationalen Recruiting (4 Nennungen)
- sehr selten genannt: Projekt-/Konzeptionserfahrung (1 Nennung)
Fähigkeiten (die Rangfolge resultiert aus der Zahl der Nennungen):
- Kommunikations-/ Moderationsfähigkeit
- Durchsetzungsvermögen/ Überzeugungskraft/Verhandlungsstärke
- Organisationsfähigkeit/ Analysefähigkeit/ Strukturiertes Arbeiten
- Eigenverantwortliches, selbständiges Arbeiten
- Dienstleistungsmentalität/ Servicequalität
- Belastbarkeit/ Stressresistenz/ Durchhaltevermögen/ Ausdauer
- Teamorientierung/ -fähigkeit
- Sozialkompetenz/ Menschenkenntnis
- Einsatzbereitschaft/ Leistungswille
- Problemlöseorientiertes Arbeiten/ Ergebnisorientierung
- Kreativität/ Initiative
- gute Umgangsformen/ sicheres, souveränes Auftreten
- Reisebereitschaft
- Networkermentalität
- Beratungskompetenz
- Strategisches Denken
Und die Quintessenz?
- Weniger als 1/4 der suchenden Unternehmen setzt ein einschlägiges Studium voraus. Dies vermittelt den Eindruck, dass Recruiting ein Berufsfeld für Jedermann ist und man keine besonderen Qualifikationen mitbringen muss.
- Bei den Recruiting-Erfahrungen dominieren allgemein wünschenswerte Kenntnisse und Erfahrungen wie Englisch, IT, Social Media Affinität – dies erwartet man auch von einem kaufmännischen Mitarbeiter oder einer Assistenz. Wenn Recruiting-Erfahrungen erwartet werden, sind diese so unspezifisch, dass alles und nichts damit gemeint sein kann. Spezielle und relevante Kenntnisse für ein erfolgreiches Recruiting wie Personaldiagnostik, Bewerberansprache oder Erfahrungen im internationalen Recruiting wird selten nachgefragt. Noch weniger kommt es auf strategische Kenntnisse/Erfahrungen an.
- Der bisherigen Dienstleistungsrolle entsprechen auch überwiegend die geforderten Fähigkeiten: Kommunizieren, organisieren, serviceorientiert sein und aushalten können. Fähigkeiten, die eine aktive und treibende Rolle beschreiben würden, wie Problemlösungsorientierung, Kreativität, Beratungskompetenz oder strategisches Denken werden nur in geringem Maße nachgefragt.
Alles in allem zeigt sich, dass noch viel Luft nach oben ist und die Stellenausschreibungen noch nicht mit dem immer wieder formulierten Anspruch an die Recruiter korrespondieren, weniger Verwalter und Dienstleister als vielmehr Recruitingpartner des Managements zu sein. Wer solche Recruiter haben will, muss auch die Anforderungen anspruchsvoller und deutlich konkreter im Hinblick auf die geforderten Kompetenzen formulieren.
* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.