Beschäftigungsausblick sinkt um vier Prozentpunkte

Quelle: ManpowerGroup (Ausschnitt Infografik)

Zum ersten Mal seit zwei Jahren erhält die Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeber in Deutschland einen Dämpfer. Nach sechs Quartalen mit stetig hohem Personalbedarf sind die Unternehmen erstmals verhalten. Im aktuellen ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer geben 89 Prozent der Unternehmen an, dass sie ihre Belegschaft stabil halten und zwischen Juli und September 2019 keine neuen Mitarbeiter einstellen wollen. Der saisonbereinigte Netto-Beschäftigungsausblick liegt im dritten Quartal 2019 bei +5 Prozent. Verglichen mit dem zweiten Quartal 2019 sowie dem dritten Quartal 2018 sank die Einstellungsbereitschaft um je vier Prozentpunkte. "Handelskonflikte wie zwischen China und den USA, der nahe Brexit und sich eintrübende Konjunkturaussichten drängen Unternehmen zur Vorsicht. Doch steigende Löhne und weiterhin hohe Konsumfreude schwächen die Auswirkungen in Deutschland noch ab", sagt Frits Scholte, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. "Unternehmen warten die Auswirkungen der nationalen wie internationalen Entwicklungen zunächst ab. Der verringerte Beschäftigungsausblick in Deutschland bedeutet aber keine Entlassungen. Arbeitgeber haben ihr Personal in den vergangenen Jahren aufgestockt und halten es nun konstant auf hohem Niveau. Fachkräfte werden weiterhin gesucht und eingestellt." Besonders große Firmen und Versorger aus dem Bereich Gas, Strom und Wasser planen weitere Einstellungen. Dies sind einige Ergebnisse und Interpretationen des ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers für das dritte Quartal 2019, für das 1.001 Arbeitgeber in Deutschland befragt wurden.

Trotz Eintrübung der Konjunkturaussichten: Die Jobaussichten für Bewerber in großen Unternehmen sind weiterhin gut. 35 Prozent der Konzerne planen Einstellungen, vier Prozent wollen eher abbauen und 60 Prozent stabil halten. Der Beschäftigungsausblick von +31 Prozent für das dritte Quartal 2019 bedeutet eine Zunahme um zwei Prozentpunkte zum zweiten Quartal. Im Vergleich zum starken dritten Quartal des Vorjahre entspricht es zwar einer Abnahme um drei Prozentpunkte, aber kleinere Firmen sind stärker betroffen: Sowohl im Mittelstand wie auch in kleinen und Mikro-Unternehmen ist der Beschäftigungsausblick auch im Vergleich zum Vorquartal schlechter geworden. Im Mittelstand liegt der Beschäftigungsausblick bei +17 Prozent und damit einen Prozentpunkt niedriger als im Vorquartal. Gemessen am dritten Quartal des Vorjahres sind es acht Prozentpunkte weniger. Kleine Firmen liegen bei +11 Prozent, drei Prozentpunkte unter dem zweiten Quartal 2019 und zwei Prozentpunkte unter dem dritten Quartal 2018. Mikrofirmen haben einen Beschäftigungsausblick von 0 Prozent, drei Prozentpunkte weniger als im Vorquartal und vier Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

"Große Unternehmen haben weiterhin hohen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften", sagt Frits Scholte. "Wenn die Aufträge weniger werden, sparen viele von ihnen zuerst bei den Dienstleistern und Zulieferern. Das zeigt sich auch bei dem Blick auf die Branchenentwicklung. Vor allem Firmendienstleister, Logistiker und Kommunikationsfirmen suchen im dritten Quartal dieses Jahres weniger Mitarbeiter."

Logistikbranche beendet Höhenflug

Nach einem Höhenflug im vergangenen Quartal gehört die Logistikbranche nun zu den größten Verlierern: Firmen aus dem Bereich Transport, Lagerung und Kommunikation müssen im Vergleich zum Vorquartal Einbußen in Höhe von 13 Prozentpunkten hinnehmen, im Vergleich zum Vorjahr immerhin noch einen Prozentpunkt. Die Branche steht aktuell bei einem Beschäftigungsausblick von unsicheren +2 Prozent. Firmen aus dem Bereich Finanzen und Unternehmensdienstleistungen sagen einen Beschäftigungsausblick von +7 Prozent voraus, damit verlieren sie fünf Prozentpunkte zum Vorquartal und einen Prozentpunkt zum dritten Quartal des Vorjahres. Der Netto-Beschäftigungsausblick der Dienstleister ist damit der niedrigste Wert seit Mitte 2016. "In den Ferienzeiten der Sommermonate wird weniger im Internet bestellt und ausgeliefert. Vor allem die Logistikbranche hängt zudem direkt von den Aufträgen der Bauwirtschaft, verarbeitenden Industrie und dem Handel ab – und alle drei Branchen sind von einem Rückgang der Einstellungsbereitschaft betroffen", so ManpowerGroup-Deutschland-Geschäftsführer Scholte.

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Die Bauindustrie verliert im dritten Quartal 2019 zwar nur einen Prozentpunkt zum Vorquartal, aber 16 Prozentpunkte gemessen am vergleichbaren Vorjahresquartal. Sie steht bei einem Beschäftigungsausblick von +4 Prozent. Die Branche Handel und Gastronomie erreicht einen Wert von +1 Prozent, ein Verlust von einem Prozentpunkt zum Vorquartal und sieben Prozentpunkten zum Vorjahr. Die verarbeitende Industrie steht mit +9 Prozent zwar noch gut da, musste aber Einbußen hinnehmen – einen Verlust von vier Prozentpunkten zum zweiten Quartal und zwei Prozentpunkten zum selben Zeitraum im Vorjahr. Zehn Prozent der Firmen wollen einstellen, im Vorquartal waren es noch 16 Prozent, die große Mehrheit will ihre Belegschaft zwischen Juli und September 2019 stabil halten. "Großhandel und verarbeitende Industrie sind von den internationalen Handelsstreitigkeiten betroffen und die Automobilindustrie kämpft zusätzlich gegen schwindende Aufträge und die Androhung von Autozöllen", sagt Scholte. "Spezialisten werden allerdings in allen Bereichen gesucht, auch in der Logistik. Die Digitalisierung und handelspolitische Veränderungen wie durch den Brexit schaffen neue Herausforderungen für Unternehmen." Gesucht werden international erfahrene Logistiker, Call Center Agenten, Personen für die Dateneingabe und Techniker. Die Industrie sucht Experten für die Bedienung der Maschinen, Metallarbeiter, Ingenieure und Chemietechniker.

Versorger und soziale Einrichtungen suchen Fachkräfte

Den optimistischsten Wert aller Branchen im dritten Quartal 2019 erreichen die Versorger im Bereich Gas, Strom und Wasser mit einem Beschäftigungsausblick von +11 Prozent. Kein Unternehmen dieser Branche will Personal abbauen, elf Prozent wollen einstellen, 89 Prozent die Anzahl der Mitarbeiter stabil halten. Es ist die einzige Branche, die weder im Vergleich zum Vorquartal noch zum Vorjahr verliert. "Versorger gelten als Vorreiter bei einigen digitalen Projekten wie der künstlichen Intelligenz. Um beispielsweise intelligente Energieversorgung und Smart-Home-Lösungen voranzutreiben, braucht die Branche Experten", erläutert Scholte, "Im Wettbewerb um Arbeitskräfte müssen sie allerdings noch aufholen."

Auch Unternehmen aus dem Bereich öffentliche Wirtschaft und Soziales erwarten mit einem Netto-Beschäftigungsausblick von +8 Prozent einen relativ freundlichen Arbeitsmarkt. Der Wert entspricht dem Stand im Vorquartal und liegt einen Prozentpunkt unter dem dritten Quartal 2018. Sechs Prozent der Firmen wollen zusätzliches Personal einstellen, keiner will die Mitarbeiterzahl reduzieren. "An der Schwelle zum demografischen Wandel werden Fachkräfte im Gesundheitswesen und der Pflege gesucht. Altenpfleger, Lehrer und Erzieher sind zunehmend Mangelware. Zudem sind diese Branchen auch kaum von internationalen Konflikten betroffen", so Scholte.

Regionen: München robust, Berlin im steten Fall

Den stärksten Wert aller Regionen hat München: Der Beschäftigungsausblick liegt in der bayrischen Metropole bei +13 Prozent. Im Vergleich zum vorangegangenen Quartal sind das zwar vier Prozentpunkte weniger, aber gemessen am vergleichbaren Vorjahresquartal ein Plus von fünf Prozentpunkten. Bayerns Landeshauptstadt hat damit einen ziemlich robusten Arbeitsmarkt. In Frankfurt am Main steigt der Beschäftigungsausblick als einzige Stadt im Vergleich zum Vorquartal an – um einen Prozentpunkt auf +9 Prozent. Zum Vorjahr bedeutet dies eine Abnahme um drei Prozentpunkte. Viele große gestandene Unternehmen stützen die beiden Metropolen.

Berlin erwartet im Vergleich einen Rückgang der Einstellungspläne: Der Beschäftigungsausblick für die Hauptstadt liegt nur noch bei +5 Prozent, im Vorquartal waren es noch +7 Prozent und im Vorjahr +15 Prozent. "Die Berliner Wirschaft ist lange stark gewachsen, auch dank großer Bauprojekte und einer starken Digitalwirtschaft. Doch in der Baubranche ist der Dauerboom nun abgeflaut. Die vielen kleinen IT-Firmen haben zudem Schwierigkeiten bei der Fachkräftesuche", sagt Scholte, "Doch auch für Berlin gilt: Es handelt sich um keine Entlassungswellen, sondern nur ein schwächeres Wachstum."

Das Ruhrgebiet gewinnt zwei Prozentpunkte im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 und steht bei +6 Prozent, im Vergleich zum vergleichbaren Vorjahresquartal verliert es allerdings einen Prozentpunkt. Der Norden ist gleichstark mit einem Beschäftigungsausblick von +6 Prozent, verliert vier Prozentpunkte zum Vorquartal und gewinnt fünf Prozentpunkte zum Vorjahr. Der Süden verliert im Vergleich zu Vorjahr und Vorquartal und steht bei +5 Prozent. Der Osten verliert ebenfalls gemessen an den beiden Vergleichswerten und steht bei +4 Prozent. Der Westen verliert jeweils sieben Prozentpunkte und fällt auf +2 Prozent.

Weltweit wollen Firmen mehrheitlich Personal aufstocken

Weltweit bleibt die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen mehrheitlich positiv. Die ManpowerGroup Studie zeigt für das dritte Quartal 2019 in 43 von 44 untersuchten Ländern und Territorien einen erwarteten Beschäftigungszuwachs in der Periode bis Ende September.

Einstellungserwartungen für das kommende Quartal sind in 18 von 44 Ländern und Territorien stärker im Vergleich zum Vorquartal, schwächer in 18 Gebieten und unverändert in acht Regionen. Gegenüber dem selben Quartal des Vorjahres verbesserten sich die Rekrutierungspläne in zwölf Gebieten, schwächten sich ab in 26 Ländern und Territorien und blieben in sechs unverändert. Die Einstellungsbereitschaft im zweiten Quartal 2019 ist am stärksten in Japan, Kroatien, Taiwan, Griechenland, Slowenien und den USA. Die schwächsten Einstellungsabsichten gibt es in Ungarn, Argentinien, Italien und Spanien.

In Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) ist der Beschäftigungsausblick für das dritte Quartal 2019 lediglich in einem der 26 Länder negativ. Ungarn weist mit -2 Prozent den schwächsten Beschäftigungsausblick aus. Im Quartalsvergleich verbessern sich die Aussichten in fünf Ländern, schwächen sich aber in 14 ab. Besonders hoch ist der Verlust mit minus 21 Prozentpunkten zum Vorjahr für Ungarn. Der Ausblick für Slowenien nahm im Vergleich zum Vorquartal um elf Prozentpunkte zu und liegt nun bei +20 Prozent.

Österreich verliert einen Prozentpunkt zum ersten Quartal und vier Prozentpunkte zum Vorjahr und liegt bei einem Beschäftigungsausblick von +3 Prozent.

Zu den Gewinnern gehören beispielsweise Griechenland (+20 Prozent, 0 zum Vorquartal, 5 zum Vorjahr), Slowenien (+20 Prozent, 11 zum Vorquartal, 8 zum Vorjahr) und Rumänien (+14 Prozent, Gewinn um 2 Prozentpunkte zum Vorquartal und 0 zum Vorjahr).

Bemerkenswert ist, dass Großbritannien trotz Brexit-Chaos relativ stabil dasteht. Der Beschäftigungsausblick liegt für das dritte Quartal 2019 bei +4 Prozent. Die Werte bleiben im Vergleich zum Vorjahr und -quartal unverändert. Seit Anfang 2013 liegt der Wert fast durchgehend im Bereich von +4 bis +7 Prozent, ohne große Ausreißer.

Detaillierte Ergebnisse des ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers für alle teilnehmenden Länder inklusive einer Infografik sind abrufbar unter diesem Link: https://ots.de/3vIcWm

Pressemitteilung