Azubi-Recruiting 2024: Herausforderungen und Chancen im kandidatenorientierten Ausbildungsmarkt

Azubi-Recruiting Trends 2024 - Teil 1 Ausschnitt Quelle u-form Testsysteme GmbH & Co KG

Der Ausbildungsmarkt in Deutschland bleibt auch im Krisenjahr 2024 stark kandidatenorientiert. Eine neue Studie von u-form Testsysteme zeigt, dass Betriebe mit verschiedenen Herausforderungen im Azubi-Recruiting und in der Bindung von Auszubildenden konfrontiert sind. Doch was bedeutet das konkret für Unternehmen und wie können sie ihre Strategien anpassen, um erfolgreich zu rekrutieren und Azubis langfristig zu halten? Hier ist ein tieferer Einblick in die Ergebnisse der Studie “Azubi-Recruiting Trends 2024” und was sie für Ausbildungsbetriebe bedeuten.

Azubi-Ghosting: Ein zunehmendes Problem

Ein alarmierendes Ergebnis der Studie ist, dass 15% der Azubi-Bewerbenden nach einer Zusage im Bewerbungsverfahren den Kontakt zum Betrieb abbrechen. Dieses Phänomen, auch als “Ghosting” bekannt, stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Es zeigt, wie wichtig es ist, den gesamten Bewerbungsprozess so zu gestalten, dass sich Bewerbende von Anfang an wohl und wertgeschätzt fühlen.

Ursachen und Auswirkungen

Der häufige Abbruch des Kontakts kann verschiedene Ursachen haben, darunter ein unattraktiver Bewerbungsprozess, mangelnde Kommunikation oder das Fehlen realistischer Erwartungen seitens der Betriebe. 60% der befragten Unternehmen haben bereits Erfahrungen mit Azubi-Ghosting gemacht, was darauf hinweist, dass dieses Problem weit verbreitet ist und nicht ignoriert werden kann.

Der kandidatenorientierte Ausbildungsmarkt

Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt der Ausbildungsmarkt kandidatenorientiert. 51% der Azubi-Bewerbenden haben die Wahl zwischen mehreren Ausbildungsangeboten. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr nur leicht gesunken, was zeigt, dass Azubis immer noch eine starke Verhandlungsposition haben.

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Mehr Optionen für Azubis

Die Studie zeigt auch, dass nur 45% der Azubis “auf jeden Fall” nach der Ausbildung im gleichen Betrieb weiterarbeiten möchten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, nicht nur im Recruiting, sondern auch in der Mitarbeiterbindung aktiv zu sein. Unternehmen müssen attraktive Karriereperspektiven und ein positives Arbeitsumfeld bieten, um ihre Azubis langfristig zu binden.

Die Idee einer “Grundlagenausbildung”

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie ist, dass 87% der befragten Schüler*innen und Auszubildenden die Idee einer “Grundlagenausbildung” gut finden. Diese würde mit einem halben Orientierungsjahr beginnen, in dem die Azubis verschiedene Bereiche durchlaufen, bevor sie sich für einen konkreten Ausbildungsberuf entscheiden.

Vorteile der Grundlagenausbildung

Diese Grundlagenausbildung könnte die berufliche Desorientierung bei Azubis verringern, da nur 32% der befragten Auszubildenden nach ihrem letzten Schulabschluss wussten, welche Ausbildung sie machen möchten. Durch die Möglichkeit, verschiedene Bereiche kennenzulernen, könnten Azubis eine fundiertere Entscheidung treffen und somit ihre Zufriedenheit und Bindung an den Ausbildungsbetrieb erhöhen.

Das Image als Ausbildungsbetrieb

Das Image eines Unternehmens spielt eine große Rolle im Wettbewerb um Azubis. Nur 34% der Ausbildungsverantwortlichen glauben, dass ihr Angebot bei Bewerbenden einen “sehr guten Ruf” genießt. Dieser Selbstzweifel könnte dazu führen, dass Betriebe ihre Angebote überverkaufen, was später zu Enttäuschungen bei den Azubis führt.

Authentizität zählt

Nur 39% der Azubi-Bewerbenden können das positive Bild vom Ausbildungsbetrieb später als Azubis uneingeschränkt bestätigen. Unternehmen sollten daher authentisch und transparent kommunizieren, um realistische Erwartungen zu setzen und Enttäuschungen zu vermeiden.

Die richtigen Kanäle nutzen

Ein zentraler Aspekt des Azubi-Recruitings ist die Nutzung der richtigen Kanäle. Während 83% der Azubi-Bewerbenden sehr häufig oder häufig Google zur Suche nach einem Ausbildungsplatz nutzen, setzen nur 19% der Betriebe auf gezielte Google-Anzeigen. Social Media wird von 27% der Jugendlichen für die Ausbildungsplatzsuche genutzt, aber 80% empfehlen dennoch den Einsatz von Social Media zur Ansprache von Bewerbenden.

Social Media: Azubimarketing vs. Azubirecruiting

Die Studie zeigt, dass Azubi-Bewerbende zwar nicht aktiv auf Social Media nach Ausbildungsangeboten suchen, aber dennoch Informationen zum Ausbildungsalltag, zu Berufsbildern und zu den Ausbildungsbetrieben dort wünschen. Die Empfehlung lautet daher: Azubimarketing ja, Azubirecruiting nein. Unternehmen sollten Social Media nutzen, um einen authentischen Einblick in den Ausbildungsalltag zu geben und somit ihr Image zu stärken.

Prozesshürden im Bewerbungsverfahren

Ein einfaches und schnelles Bewerbungsverfahren ist für Azubi-Bewerbende entscheidend. 51% würden sich eher bewerben, wenn der Prozess unkompliziert ist. Viele Betriebe halten jedoch an aufwändigen, aber eignungsdiagnostisch fragwürdigen Bestandteilen wie dem Anschreiben fest. 62% der Ausbildungsverantwortlichen finden ein Anschreiben “sehr wichtig” oder “wichtig”, obwohl nur 5% darauf verzichten, solche Begleitschreiben einzufordern.

Zeit für Veränderung

Es ist an der Zeit, den Bewerbungsprozess zu überdenken und zu optimieren. Betriebe sollten auf unnötige Hürden verzichten und den Fokus auf relevante und aussagekräftige Kriterien legen. Ein schlanker und effizienter Bewerbungsprozess kann die Zahl der Bewerbungen erhöhen und die Qualität der Kandidaten verbessern.

Die Zukunft des Azubi-Recruitings

Die Ergebnisse der Studie “Azubi-Recruiting Trends 2024” zeigen, dass der Ausbildungsmarkt auch in Krisenzeiten kandidatenorientiert bleibt. Unternehmen müssen ihre Recruiting-Strategien anpassen und auf die Bedürfnisse der Azubi-Bewerbenden eingehen. Authentizität, eine realistische Darstellung des Ausbildungsbetriebs und die Nutzung der richtigen Kanäle sind entscheidend. Zudem sollten Prozesshürden abgebaut und die Idee einer Grundlagenausbildung in Betracht gezogen werden, um Azubis eine fundierte Entscheidung und eine erfolgreiche Ausbildungszeit zu ermöglichen.

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Der zweite Teil der Studie, der im August 2024 erscheinen wird, wird weitere Einblicke und Handlungsempfehlungen bieten. Unternehmen, die frühzeitig auf die Erkenntnisse reagieren, können sich im Wettbewerb um die besten Azubis einen entscheidenden Vorteil verschaffen.