Der Rückgang der Auszubildenden ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich immer mehr Jugendliche für ein Studium entscheiden. Dabei ist der Bedarf an beruflich qualifizierten Fachkräften nach wie vor groß. Mehr als 660.000 offene Stellen haben Unternehmen derzeit bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet – zwei Drittel davon sind für beruflich qualifizierte Fachkräfte ausgeschrieben. Schon jetzt gibt es also große Engpässe auf dem Arbeitsmarkt. Jeder Ausbildungsplatz, der heute nicht besetzt wird – im letzten Jahr waren es 43.500 Plätze –, reißt in Zukunft noch größere Lücken. Die Unternehmen bieten bereits mehr Ausbildungsstellen an. Jetzt gilt es, Jugendliche und Unternehmen zusammenzubringen. Dies ist auch zentrales Anliegen der Allianz für Aus- und Weiterbildung, die vor gut zwei Jahren von der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde, um die berufliche Bildung zu stärken.
Gerade für die mehr als eine Million in den letzten Jahren zu uns geflüchteten Menschen bietet die duale Ausbildung eine große Chance. Knapp ein Viertel aller Geflüchteten ist im ausbildungstypischen Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Auch wenn bisher erst knapp 4 Prozent aller Ausbildungsbewerber Flüchtlinge sind, ist in Zukunft mit einem starken Anstieg zu rechnen. Denn vor der Ausbildung müssen viele Jugendliche zunächst Deutsch lernen. Schon jetzt nehmen viele Flüchtlinge Angebote wahr, die sie auf eine Ausbildung vorbereiten. Beispielsweise hat fast jeder Dritte Teilnehmer einer Einstiegsqualifizierung (EQ) einen Fluchthintergrund. Doch nicht nur Geflüchtete, sondern alle potenziellen Auszubildenden – etwa leistungsstarke Schüler, Jugendliche mit Behinderung oder auch Studienabbrecher – brauchen ebenso wie Unternehmen vor der Ausbildung mehr Informationen und Unterstützung, beispielsweise über die Angebote der Bundesagentur für Arbeit. Nur dann kann die duale Ausbildung weiterhin eine starke Säule der deutschen Wirtschaft sein, so der aktuelle Kommentar des IW Köln zu Ereignissen aus Politik und Wirtschaft.