Ausbildungsvertrag in der Tasche und trotzdem auf der Suche

BIBB REPORT 4/2025 - Warum Auszubildende nach Vertragsabschluss weitersuchen

Die Gewinnung passender Auszubildender stellt viele Betriebe seit Jahren vor große Herausforderungen. Doch selbst ein unterschriebener Ausbildungsvertrag bietet dem Betrieb keine Garantie, die Ausbildungsstelle auch tatsächlich besetzt zu haben. Denn eine neue Veröffentlichung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auf Basis der BA-BIBB-IAB-Bewerberstudie 2024 zeigt: Ein Teil der jungen Menschen sucht auch nach Abschluss eines Ausbildungsvertrages weiter – und das aus ganz unterschiedlichen Motiven.

Zwischen Optimierung und Unsicherheit

Von den Bewerber/-innen, die sich zum Befragungszeitpunkt in Ausbildung befanden oder das abgeschlossene Ausbildungsverhältnis (noch) nicht angetreten hatten, suchte etwa jede/-r Zwanzigste trotz bestehenden Vertrags weiter. Damit ist das Phänomen zwar nicht weit verbreitet, angesichts des drängenden Fachkräftemangels jedoch durchaus relevant.  

Befragt nach den Gründen gaben die Bewerber/-innen am häufigsten an, dass sie das eingegangene Ausbildungsverhältnis bereits von Anfang an als zweite Wahl empfanden – etwa aufgrund des Berufs, des Betriebs oder der Ausbildungsvergütung. Ein weiterer zentraler Grund lag darin, dass sich bei den jungen Menschen Unsicherheiten einstellten, ob die getroffene Entscheidung für sie die richtige war.

Orientierung und Bindung stärken

Um die Entscheidungssicherheit und Passung zwischen zukünftigen Auszubildenden und Betrieben beidseitig zu erhöhen, empfiehlt es sich für Betriebe, Maßnahmen entlang des gesamten Rekrutierungsprozesses zu etablieren. Hierzu zählen ein möglichst transparentes und wertschätzendes Bewerbungsverfahren, Angebote für Praktika sowie Preboarding-Maßnahmen, die auf die Bindung zwischen Vertragsunterzeichnung und Ausbildungsbeginn abzielen.

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Linkliste Recruiting Studien 2024/25 von upo und Rekrutierungserfolg.de

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass sich viele junge Menschen selbst nach Abschluss eines Ausbildungsvertrages noch im Orientierungsprozess befinden. Auch die Bildungspolitik ist nach Aussage der Autorinnen daher gefordert, wirksame Maßnahmen der Berufsorientierung und -beratung weiter zu stärken.

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