Jedes Jahr wiederholt sich dasselbe Phänomen: Trotz zahlreicher offener Ausbildungsplätze finden viele Jugendliche keinen passenden Einstieg in die Berufswelt. Die aktuelle Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die Gründe dafür oft in einer verfehlten Kommunikation zwischen Unternehmen und potenziellen Azubis liegen. Unternehmen werben an den falschen Stellen, während Jugendliche auf Plattformen suchen, auf denen die Unternehmen kaum vertreten sind. Ein besonders klares Beispiel: Während viele Unternehmen auf Facebook werben, suchen Jugendliche eher auf YouTube nach Informationen über ihre potenzielle Ausbildung.
Wo suchen Jugendliche nach Ausbildungsplätzen?
Um zu verstehen, wie Unternehmen und Bewerber besser zueinander finden können, ist es wichtig zu wissen, wo junge Menschen heute nach Ausbildungsplätzen suchen. Die Studie zeigt, dass die Generation Z – also Jugendliche, die zwischen den späten 1990er-Jahren und den frühen 2010er-Jahren geboren wurden – ihre Suche vermehrt ins Digitale verlegt. Doch nicht jede Plattform eignet sich gleichermaßen:
- YouTube als Informationsquelle: Fast die Hälfte der befragten Jugendlichen nutzt YouTube, um sich über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Videos bieten eine dynamische und ansprechende Möglichkeit, Einblicke in den Arbeitsalltag, in Unternehmen und Ausbildungsberufe zu geben.
- Social Media: TikTok, WhatsApp und Snapchat: Diese Plattformen sind besonders beliebt, wenn es um die Suche nach Ausbildungsplätzen geht. Kurze Videos auf TikTok, direkte Kommunikation via WhatsApp oder die visuellen Inhalte von Snapchat sprechen die jugendliche Zielgruppe an und schaffen Nähe und Vertrauen.
- Klassische Online-Jobportale und Google: Selbstverständlich spielen auch klassische Jobportale und Google eine Rolle, doch die sozialen Medien holen auf und bieten kreative Wege, um sich von der Masse abzuheben.
Warum Unternehmen ihre Social-Media-Strategie anpassen sollten
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Es gibt ein klares Missverhältnis zwischen den Plattformen, die von Unternehmen genutzt werden, und den Plattformen, auf denen sich Jugendliche tatsächlich aufhalten. Während über 70 Prozent der Unternehmen auf Facebook nach Azubis suchen, sind dort nur 25 Prozent der Jugendlichen unterwegs. YouTube, TikTok, WhatsApp und Snapchat bieten hingegen ungenutztes Potenzial.
Mehr Reichweite durch visuelle und kreative Inhalte
Eine einfache Stellenanzeige auf Facebook oder einem Jobportal reicht nicht mehr aus, um die Aufmerksamkeit der Generation Z zu gewinnen. Jugendliche erwarten mehr Interaktion, authentische Einblicke und direkte Kommunikation. Unternehmen sollten überlegen, wie sie ihre Inhalte besser auf die Plattformen anpassen können, die von ihrer Zielgruppe bevorzugt werden:
- YouTube: Hier können Unternehmen Videos hochladen, die den Arbeitsalltag, Mitarbeiter oder spezifische Ausbildungsgänge vorstellen. Solche Videos schaffen Vertrauen und geben potenziellen Azubis ein realistisches Bild davon, was sie erwartet.
- TikTok und Instagram Reels: Mit kurzen, unterhaltsamen Clips können Unternehmen schnell und einfach die Aufmerksamkeit der Jugendlichen gewinnen. Die kreativen Möglichkeiten sind dabei nahezu unbegrenzt: vom humorvollen Einblick in den Arbeitsalltag bis hin zu „Behind-the-Scenes“-Momenten.
- WhatsApp und Direktnachrichten: Eine direkte Kommunikation über WhatsApp oder ähnliche Dienste ermöglicht es, individuelle Fragen schnell und persönlich zu beantworten – ein Pluspunkt in einer Zeit, in der schnelle Reaktionen geschätzt werden.
Praktische Tipps für Unternehmen: So klappt es mit der Zielgruppe
Wenn Unternehmen die Generation Z für sich gewinnen wollen, sollten sie folgende Strategien in Erwägung ziehen:
1. Plattformen strategisch auswählen
Finden Sie heraus, welche Plattformen für Ihre Zielgruppe am relevantesten sind. Setzen Sie nicht nur auf Facebook, sondern nutzen Sie auch YouTube, TikTok und Instagram, um eine breite Reichweite zu erzielen.
2. Inhalte kreativ und authentisch gestalten
Jugendliche legen großen Wert auf Authentizität. Unternehmen sollten daher echte Einblicke in den Arbeitsalltag bieten, echte Mitarbeiter zu Wort kommen lassen und echte Geschichten erzählen. Kreative Formate wie Challenges oder Q&A-Sessions auf TikTok und Instagram können helfen, Interesse zu wecken.
3. Interaktive und persönliche Kommunikation fördern
Bieten Sie Möglichkeiten zur direkten Kommunikation. Das kann über WhatsApp, aber auch über Plattformen wie Discord geschehen. Je direkter der Kontakt, desto schneller können Fragen geklärt und Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden.
4. Kombination aus digital und analog nutzen
Auch wenn die digitale Kommunikation an Bedeutung gewinnt, sollten Unternehmen die analogen Möglichkeiten nicht vernachlässigen. Praktika, Tage der offenen Tür und Betriebsbesichtigungen bieten eine wertvolle Gelegenheit, potenzielle Azubis persönlich kennenzulernen und ihnen einen ersten Eindruck vom Unternehmen zu vermitteln.
Der richtige Mix macht’s
Unternehmen, die auch in Zukunft keine unbesetzten Ausbildungsplätze mehr haben möchten, müssen ihre Rekrutierungsstrategie anpassen. Es reicht nicht mehr aus, auf altbewährte Kanäle wie Facebook zu setzen. Die Generation Z sucht auf neuen Wegen – und genau dort sollten Unternehmen ebenfalls präsent sein. Mit einer klugen Mischung aus digitaler und analoger Ansprache sowie kreativen Inhalten können Betriebe die Chance deutlich erhöhen, die passenden Auszubildenden für sich zu gewinnen.