
Der Stellenmarkt ist im dritten Quartal 2025 leicht zurückgegangen. Zwar sorgten einzelne Berufsgruppen für positive Impulse, doch eine Trendwende blieb aus. Auch das Homeoffice-Angebot nahm zuletzt ab – selbst in Berufen mit hohem Remote-Potenzial.
Die deutsche Wirtschaft kämpft sich nur langsam aus der Rezession. Die Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute prognostiziert für 2025 ein minimales Wachstum von 0,2 %, das 2026 voraussichtlich auf 1,3 % anziehen wird. Der Aufschwung bleibt jedoch fragil: Staatliche Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung setzen zwar Impulse, werden jedoch langsamer umgesetzt als geplant. Gleichzeitig belasten strukturelle Faktoren wie hohe Energie- und Arbeitskosten, Handelshemmnisse und Bürokratie weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere in exportorientierten Industrien.
Der Arbeitsmarkt blieb zuletzt von der zähen Konjunktur belastet. Im Juli und August stieg die Arbeitslosigkeit saisonbedingt über die Marke von drei Millionen. Die beginnende Herbstbelebung fiel anschließend verhalten aus: Im September sank die Arbeitslosigkeit leicht auf 2,96 Millionen, lag damit aber um rund 150.000 über dem Vorjahreswert. Einen vorsichtigen Hinweis auf eine Stabilisierung liefert das IAB-Arbeitsmarktbarometer, das mit 100,7 Punkten im September eine leicht positive Entwicklung in den kommenden Monaten signalisiert.
Leichte Belebung, aber keine Trendwende am Stellenmarkt
Am Stellenmarkt zeigte sich die beginnende konjunkturelle Erholung bislang verhalten. Ende September lag die Zahl der Stellenausschreibungen auf Indeed in Deutschland 0,8 % unter dem Niveau von Anfang Juli. Hinter dieser Stagnation steht jedoch eine uneinheitliche Entwicklung: Im Juli ging das Stellenangebot zunächst um 2,4 % zurück (von 115,4 auf 112,7 Indexpunkte am 8. August), bevor es sich bis Mitte September um 2,1 % auf 115,1 Punkte erholte. In den letzten Wochen des Quartals fiel der Index leicht auf 114,5 Punkte zurück.
Der Anstieg in der Quartalsmitte sendet ein positives Signal. Auch dass sich der Stellenmarkt insgesamt im dritten Quartal deutlich günstiger entwickelte als im Vorquartal (-4,2 %) oder im gleichen Zeitraum des Vorjahres (-5,9 %) macht Hoffnung. Von einer Trendwende kann jedoch noch nicht die Rede sein.
Stellenzuwächse bleiben auf wenige Berufsgruppen beschränkt
Auch die Entwicklung des Stellenmarktes nach Berufsgruppen zeigt eine leichte Verbesserung im Vergleich zu den Vorquartalen, bleibt aber uneinheitlich. Sieben von 24 Berufsgruppen verzeichneten im dritten Quartal Zuwächse. Im Vorquartal waren es lediglich zwei (Bauwesen und Transportwesen), im ersten Quartal des Jahres keine einzige. Besonders positiv entwickelte sich das Transportwesen (+5,8 %). Auch in medizinischen Berufen wie der Medizintechnik (+5,0 %) und Pflege (+0,9 %) wurde wieder verstärkt gesucht. Das von einer langen Krise geplagte Bauwesen setzte mit +2,6 % den positiven Trend des Vorquartals fort.

Das Hanteldiagramm mit dem Titel „Im dritten Quartal steigen Stellenausschreibungen in wenigen Berufsgruppen an“ vergleicht den Indeed Arbeitsmarkt Index verschiedener Berufsgruppen zwischen dem 1. Juli und dem 30. September 2025. Sieben von 24 Berufsgruppen konnten in diesem Zeitraum Zuwächse verzeichnen.
Deutlich rückläufig waren hingegen Ausschreibungen in White-Collar-Berufen wie Marketing (-7,7 %), Buchhaltung (-6 %), Projektmanagement (-4,6 %) und Softwareentwicklung (-4,4 %). Viele Unternehmen versuchen derzeit mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz Effizienzsteigerungen zu erzielen, was eine Zurückhaltung bei Neueinstellungen erklären kann. Die Stellen in diesen Berufsgruppen gehen jedoch bereits seit Frühjahr 2022 überdurchschnittlich zurück. Der Rückgang dürfte daher vor allem konjunkturell bedingt sein. Ebenfalls deutlich zurück gingen Ausschreibungen im Bereich Lebensmittel und Gastronomie, insbesondere für Köche und Servicemitarbeitende.
Positive Impulse konzentrieren sich auf präsenzgebundene Tätigkeiten
Dass die jüngsten positiven Impulse am Arbeitsmarkt noch nicht flächendeckend sind, zeigt auch die Entwicklung nach Präsenzanforderung der Berufe. Der Anstieg im August entfiel ausschließlich auf Tätigkeiten mit hoher Präsenzanforderung. Diese Jobs waren im Juli zunächst um 3.4 % gesunken, konnten den Rückgang im weiteren Quartalsverlauf jedoch wieder ausgleichen. Dagegen ging das Angebot an remote-geeigneten Stellen im dritten Quartal um 3.8 % zurück. Diese Tätigkeiten sind tendenziell konjunkturabhängiger, während viele präsenzgebundene Berufe in Infrastruktur, Gesundheitswesen und Einzelhandel stabiler sind. Dies zeigt sich bereits seit Beginn der wirtschaftlichen Abschwächung: Berufe mit hoher Präsenzanforderung liegen beim Stellenangebot noch immer mehr als 30 % über dem Vorkrisenniveau, während Tätigkeiten mit geringer Präsenzanforderung inzwischen unter das Niveau von Februar 2020 gefallen sind.

Rückgang bei Remote- und hybriden Stellen
Die schwächere Entwicklung in Berufen mit geringer Präsenzanforderung zeigt sich auch im Rückgang des Homeoffice-Angebots. Der Indeed Remote Tracker, der den Anteil von Stellen mit Remote- oder Hybrid-Option misst, sank im dritten Quartal 2025 um 0,7 Prozentpunkte – von 14,6 % auf 13,9 %. In der ersten Jahreshälfte hatte der Wert zeitweise über 15 % gelegen.

Der Rückgang ist jedoch nicht allein auf den schrumpfenden Stellenmarkt der typischerweise remote-fähigen White-Collar-Berufe zurückzuführen. Auch innerhalb der remote-fähigen Berufe sank der Remote-Anteil – im dritten Quartal um 1,2 Prozentpunkte. Besonders stark war der Rückgang in Personalwesen (-6,5 Prozentpunkte) und Marketing (-3,5 Prozentpunkte) – beides Bereiche, in denen zugleich die Zahl der Stellenausschreibungen deutlich sank (-11,3 % im Personalwesen, -7,7 % im Marketing). Damit wurden Beschäftigungsmöglichkeiten in diesen Tätigkeiten nicht nur seltener, sondern auch weniger flexibel. Offenbar haben Arbeitgeber derzeit wieder mehr Spielraum, strengere Office-Regelungen einzuführen und mehr persönliche Zusammenarbeit im Büro zu fördern.

Fazit: Positive Impulse, aber noch keine Trendwende
Die Entwicklung des Stellenmarktes hat sich im dritten Quartal stabilisiert. Erste positive Impulse haben sich anhand einer Belebung im August sowie durch Zuwächse in einzelnen Berufsgruppen gezeigt. Eine Trendwende ist jedoch weiterhin nicht erkennbar. Auch deutet der Rückgang des Homeoffice-Angebots darauf hin, dass die Verhandlungsmacht vielerorts weiter auf Seiten der Unternehmen liegt – insbesondere in den remote-fähigen Berufsgruppen, in denen auch das Stellenangebot insgesamt rückläufig ist.
Angesichts der moderaten Wachstumsprognosen dürfte eine nachhaltige Stabilisierung erst 2026 einsetzen. Voraussetzung dafür ist, dass die Politik die angekündigten Infrastrukturinvestitionen umsetzt und die geplanten Strukturreformen im Rahmen der Modernisierungsagenda entschlossen vorantreibt, um die deutsche Wirtschaft auf einen stabilen Wachstumspfad zu führen.
Methodik
Methodische Hinweise zu den verwendeten Indeed Daten finden sich hier: Indeed Arbeitsmarkt Index, Indeed Remote Tracker.



