Arbeitsmärkte unter Druck: IAB-Arbeitsmarktbarometer Januar 2025 fällt erneut

IAB-Arbeitsmarktbarometer Januar 2025Ausschnitt Quelle IAB

Die Lage am deutschen Arbeitsmarkt verschlechtert sich weiter. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer, ein wichtiger Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), ist im Januar 2024 um 0,4 Punkte auf 98,8 gefallen – der fünfte Rückgang in Folge. Auch das European Labour Market Barometer verzeichnet einen weiteren Rückgang auf 99,2 Punkte. Damit liegt die europäische Arbeitsmarktprognose seit eineinhalb Jahren unter der neutralen Marke von 100 Punkten.

„Es sieht nicht gut aus am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit steigt im dritten Jahr hintereinander“, warnt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB. Besonders alarmierend ist die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit in Deutschland, die um 0,5 Punkte auf 97,0 gefallen ist – ein deutlich negativer Wert.

Beschäftigung stagniert trotz Rekordwerten

Die zweite Komponente des Barometers, die Entwicklung der Beschäftigung, sinkt ebenfalls um 0,4 Punkte und liegt mit 100,5 Punkten nur noch knapp über der neutralen Marke. „Wir haben Rekordbeschäftigung, aber der Trend ist abgeknickt. Zurück in die Erfolgsspur kommt der Arbeitsmarkt nur mit positiven wirtschaftlichen Entwicklungsperspektiven in der Transformation“, so Weber weiter.

Auch europaweit zeigt sich ein düsteres Bild. „Der trübe Ausblick hängt derzeit wie eine bleierne Wolke über den europäischen Arbeitsmärkten“, beschreibt Weber die aktuelle Situation. Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit, strukturelle Veränderungen und Transformationsprozesse setzen die Beschäftigungsentwicklung unter Druck.

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Was bedeutet das für Recruiter?

Für Recruiter und Personalmarketer sind diese Entwicklungen ein Warnsignal. Ein steigendes Arbeitslosenrisiko bedeutet zwar potenziell mehr verfügbare Arbeitskräfte, aber gleichzeitig auch Unsicherheiten bei Unternehmen. Investitionen in neue Stellen könnten zurückgefahren werden, während Umstrukturierungen und betriebsbedingte Kündigungen zunehmen.

Gleichzeitig zeigt sich, dass die Transformation der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt. Besonders in technologiegetriebenen Branchen könnte der Fachkräftebedarf weiterhin hoch bleiben, während klassische Industrien vor Anpassungsdruck stehen. Für Recruiter bedeutet das, sich verstärkt auf umfassende Qualifikationsprofile, gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten und strategisches Workforce Planning zu fokussieren.

Datengrundlage und Bedeutung des IAB-Arbeitsmarktbarometers

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer gibt seit 2008 monatlich einen Ausblick auf die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes. Es basiert auf einer Umfrage unter allen lokalen Arbeitsagenturen und misst die erwartete Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung. Das European Labour Market Barometer existiert seit 2018 und bietet eine vergleichbare Einschätzung für 16 europäische Länder.

Die Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung). Aktuell bewegen sich beide Indikatoren im negativen Bereich, was auf eine anhaltende Schwäche des Arbeitsmarktes hindeutet.

Kurz und knapp auf den Punkt

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer zeigt: Der deutsche Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Steigende Arbeitslosigkeit und eine stagnierende Beschäftigungsentwicklung stellen Recruiter vor neue Herausforderungen. Während sich einige Branchen schwer tun, bleibt der Fachkräftemangel in Schlüsselbereichen bestehen. Für Personalverantwortliche bedeutet das, jetzt strategisch zu handeln: Qualifizierung, Weiterentwicklung und gezielte Talentbindung sind entscheidender denn je.