Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz: Ein unterschätztes Problem

Altersdiskrimierung am Arbeitsplatz ein wichtiges Thema laut Xing Diversity Studie 2024 Ausschnitt Quelle Xing

Die jüngste XING Diversity Studie 2024 bringt ein oft übersehenes Thema ins Rampenlicht: Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz. Laut der Studie hat mehr als jeder vierte Berufstätige über 50 Jahre bereits Diskriminierung aufgrund seines Alters erlebt. Besonders alarmierend ist dabei, dass in den meisten Fällen die Führungskraft die Quelle dieser Benachteiligung ist.

Der erschreckende Umfang der Altersdiskriminierung

Eine repräsentative Umfrage von XING, durchgeführt von Appinio unter 1.000 Teilnehmern ab 50 Jahren, enthüllt, dass 34 % der 50- bis 67-Jährigen bereits Altersdiskriminierung erfahren haben. Diese Diskriminierung zeigt sich in verschiedenen Formen, von emotionalen bis hin zu strukturellen Benachteiligungen. Emotional umfasst sie soziale Ausgrenzung oder persönliche Beleidigungen, während strukturelle Diskriminierung oft in Form von altersbegrenzenden Regeln und Vorschriften auftritt.

Die Rolle der Führungskräfte

Besonders besorgniserregend ist, dass in mehr als der Hälfte der Fälle (57 %) die Diskriminierung von Führungskräften ausgeht. Dies wirft ein schlechtes Licht auf das Management und zeigt einen dringenden Handlungsbedarf auf. Thomas Kindler, Managing Director von XING, betont die Notwendigkeit, dieses Problem anzusprechen und Maßnahmen zu ergreifen: „Dass in der Mehrheit der Fälle die Führungskraft diejenige ist, von der die Diskriminierung ausging, ist alarmierend. Statt bewährte Arbeitskräfte zu unterstützen und ihre Erfahrung wertzuschätzen, werden Menschen schrittweise auf das berufliche Abstellgleis geschoben.“

Strukturelle und emotionale Diskriminierung

Die Studie zeigt, dass 22 % der Betroffenen strukturelle Diskriminierung erfahren haben. Hierzu zählen Aufgaben, die unter ihrem Anforderungsprofil liegen, was besonders Frauen betrifft (47 %). Männer hingegen berichten häufiger von beschränkten Aufgabenbereichen (47 %). Ein weiteres Hindernis ist der fehlende Zugang zu Fort- oder Weiterbildungen, den 31 % der Befragten angeben, sowie Benachteiligungen bei Beförderungen (26 %).

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Emotionale Diskriminierung zeigt sich durch soziale Ausgrenzung oder persönliche Beleidigungen, die fast jeder Fünfte der Betroffenen erlebt hat. Dieses Stigma und die daraus resultierenden negativen Erfahrungen können erhebliche Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und die Motivation der Arbeitnehmer haben.

Passivität gegenüber Diskriminierung

Erschreckenderweise haben mehr als die Hälfte der Betroffenen (54 %) angesichts der erlebten Diskriminierung nichts unternommen. Nur 20 % haben sich intern beim Arbeitgeber beschwert, und 19 % haben aufgrund der Diskriminierung das Unternehmen gewechselt. Dies zeigt, dass viele Arbeitnehmer entweder keinen Glauben an effektive Gegenmaßnahmen haben oder Angst vor negativen Konsequenzen fürchten.

Die Bedeutung generationenübergreifender Teams

Thomas Kindler unterstreicht, dass Unternehmen sich angesichts des Fachkräftemangels keine Altersdiskriminierung leisten können. „Arbeitgeber sind gut beraten, das Potenzial an Wissens- und Perspektivvielfalt zu nutzen und vor allem die Zusammenarbeit verschiedener Altersgruppen aktiv zu fördern. Denn generationenübergreifende Teams sind ein echter Gewinn für jede Unternehmenskultur. Dafür müssen Brücken gebaut statt Gräben gezogen werden.“

Altersdiskriminierung im Bewerbungsprozess

Auch bei Bewerbungsprozessen zeigt sich Altersdiskriminierung deutlich. 28 % der Befragten haben aufgrund ihres Alters Benachteiligungen erlebt, in der Altersgruppe der 50- bis 67-Jährigen sind es sogar 35 %. Kindler fordert Unternehmen auf, ihre Vorurteile abzubauen und ihre Recruiting- und Bewerbungsprozesse zu überdenken. „Es liegt an den Unternehmen, Vorurteile gegenüber älteren Arbeitnehmern abzubauen und Recruiting- und Bewerbungsprozesse zu überdenken.“

Umdenken ist notwendig

Die Ergebnisse der XING Diversity Studie 2024 machen deutlich, dass Altersdiskriminierung ein ernsthaftes Problem in der Arbeitswelt darstellt. Unternehmen müssen dringend Maßnahmen ergreifen, um altersbedingte Benachteiligungen zu verhindern und eine inklusive, wertschätzende Arbeitsumgebung zu schaffen. Nur so können sie das volle Potenzial ihrer Belegschaft ausschöpfen und den Herausforderungen des Fachkräftemangels erfolgreich begegnen.