Recruiting Impuls | Pfuschen bei der Bearbeitung von Online-Azubitests. Diese Befürchtung von Ausbildungsbetrieben höre ich immer wieder. Neulich berichtete mir eine Ausbilderin, wie Eltern beim Elternabend in der Schule erzählten, dass sie bei Azubi-Einstellungstests neben ihrem Kind sitzen und helfen. Das gab ihr doch zu denken.
Schauen wir mal auf die Fakten: Pfuschen lässt sich nicht ganz ausschließen – das gilt für jede Prüfung. Aber nicht jeder Testteilnehmer ist auch „pfuschbereit“. Über 50% der Bewerber denkt nicht einmal ans Pfuschen, weitere 22% nur im Ausnahmefall. Der Rest gibt zu, ab und zu mal zwischendurch ins Netz zu schauen oder sich von anderen Personen helfen zu lassen (Azubi-Recruitingtrends 2019).
Den meisten Testteilnehmenden und Eltern ist aber klar: Was nützt ein bestandener Test, wenn sich im Auswahlverfahren später oder in der Ausbildung herausstellt, dass der Kenntnisstand Fake war? Oder man sich noch während des Tests in die Haare bekommt, welche Antwort richtig ist oder Zeit durch Internetrecherchen verliert, weil man ehrgeizig jede Aufgabe richtig lösen möchte? Und dann ist die Testzeit plötzlich abgelaufen.
Und für alle anderen Fälle gibt es Vorkehrungen, die je nach Testanbieter mehr oder weniger umfänglich in die Tests eingebaut sind.
Vorkehrungen zur Risiko-Reduktion
- Einmaliges Login ohne Re-Login-Option
- Enge Zeitbegrenzung mit automatischem Testende nach abgelaufener Zeit
- Keine Vorschau auf die Aufgaben oder Rücksprungmöglichkeit in den Aufgaben (nur Vorwärtsblättern)
- Psychologischer Vertrag (Verpflichtung auf Einhaltung von Spielregeln)
- Ankündigung einer Nachtestung im weiteren Auswahlverfahren vor Ort
- Integration sogenannter „Lügenskalen“ bei psychologischen Testverfahren (Stichwort: Soziale Erwünschtheit)
- Aufgaben- und Item-Rotationen sowie Randomisierungen
In diesem Sinne: Nutzt Online Azubi-Einstellungstests als das, was sie sind. Ein Instrument zur Vorauswahl objektiv nicht geeigneter Kandidaten, das viel Zeit spart und gebt Testteilnehmenden die Chance, zu zeigen, was sie wissen und können und so einen ersten Eindruck zu vermitteln, wie sie sind.
* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.