2020 und Corona: Gesundheitsberufe bleiben stabil – Stellenangebote im Hotel- und Gastgewerbe brechen ein

Seit mehreren Monaten hält die Corona-Pandemie die Welt in Atem und ihre Entwicklungen haben starke Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Die Folgen: im ersten Halbjahr 2020 wurden in Deutschland 18,2 Prozent weniger Jobs als vor einem Jahr veröffentlicht. Der BAP Job-Navigator hat die Geschehnisse auf dem Jobmarkt im ersten Halbjahr genauer unter die Lupe genommen und die rund 3,8 Millionen Jobangebote von mehr als 359.000 Firmen analysiert.

Negative Entwicklung seit März – doch es geht langsam wieder aufwärts

Das Jahr 2020 startete zunächst positiv: Im Januar und Februar wurden jeweils mehr als 1,1 Millionen Jobangebote veröffentlicht, was dem Vorjahresniveau entsprach. Nur einen Monat später folgte der erste Anzeigeneinbruch um zunächst 14,5 Prozent im Vergleich zum März 2019. Im April war mit nur 723.707 ausgeschriebenen Jobs und einem Rückgang von 36,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat der Tiefpunkt erreicht. Erste Lockerungen der Lockdown-Maßnahmen im Mai führten zu einem leichten Anstieg der ausgeschriebenen Jobangebote um 6,5 Prozent. Im Juni wurden dann insgesamt 864.369 Jobs von 148.878 Firmen veröffentlicht. Wenngleich der Vorjahreswert bei weitem noch nicht erreicht wurde, scheint sich der deutsche Stellenmarkt bei den derzeitigen Entwicklungen und geringen Fallzahlen in Deutschland wieder auf einem guten Weg zu befinden.

Stärkste Nachfrage an Fachkräften im Gesundheitsbereich

Um die medizinische Versorgung während der Pandemie zu gewährleisten und einen Versorgungsengpass zu verhindern, wurden vor allem Ärzte und Pflegepersonal gesucht. Während die Jobangebote in allen anderen Berufsgruppen einen Rückgang verzeichneten, wurden im Bereich Gesundheit, Medizin und Soziales daher mit 529.309 Stellen nahezu genauso viele Jobs inseriert wie vor einem Jahr. Für Ärzte wurden sogar bundesweit 7,2 Prozent mehr Jobs ausgeschrieben. Am stärksten wurde medizinisches und soziales Fachpersonal im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 in Thüringen (+15,9 Prozent), Sachsen (+12,6 Prozent) und in Sachsen-Anhalt (+12,3 Prozent) gesucht.

Eine hohe Bedeutung bei der Besetzung von medizinischen und sozialen Fachkräften kommt dabei den Personaldienstleistern zu: Sie unterstützen den Gesundheitssektor, indem sie fast ein Drittel der Jobangebote ausgeschrieben haben. "Der Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich war auch schon vor der Krise allgegenwärtig. Nun wird uns deutlich vor Augen geführt, wie systemrelevant dieser Bereich für unser Leben ist und wie wichtig es ist, offene Positionen schnell zu besetzen", betont Florian Swyter, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP).

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Dennoch gibt es auch innerhalb der Berufsgruppe Unterschiede: Während vor allem Internisten und Krankenpfleger gesucht wurden, gab es einen Nachfragerückgang nach Zahnärzten und zahnmedizinischen Fachangestellten.

Größtes Jobangebot im Bau und Handwerk – jedoch mit starkem Rückgang

Das größte Stellenangebot wurde mit 759.987 Jobs nach wie vor im Bereich Bauwesen und Handwerk geboten. Allerdings wurden im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 22,4 Prozent weniger Stellen veröffentlicht. Besonders in Nordrhein-Westfalen (-33,3 Prozent) und in Hamburg (-29,0 Prozent) inserierten Unternehmen weniger Jobangebote. In Thüringen stieg die Zahl der Stellenanzeigen hingegen um 2,5 Prozent.

Größte Auswirkungen im Hotel- und Gastgewerbe

Den größten Rückgang verzeichneten in den vergangenen Monaten Jobangebote im Hotel- und Gastgewerbe. Durch den Lockdown, die weiterhin geltenden Abstandsregelungen sowie die vorrübergehenden Grenzschließungen wurden hier insgesamt 29,8 Prozent weniger Jobs vergeben als noch ein Jahr zuvor. Auch der Handel war von diesen Einschränkungen betroffen: Insgesamt 18,2 Prozent weniger Stellenangebote wurden veröffentlicht.

Ebenfalls deutlich weniger Jobs (-26,4 Prozent) wurden im Transport, Verkehr, Logistik und Lager ausgeschrieben. In den ersten Wochen nach Einführung der Kontaktbeschränkungen waren einzelne Berufe wie Auslieferungsfahrer und Lagerhelfer stark gefragt, doch dieser Boom hielt nicht lange und die Nachfrage in dieser Berufsgruppe ist insgesamt eingebrochen.

Doch nicht jede Berufsgruppe war von einem so starken Rückgang betroffen. In den Bereichen Organisation und Projektmanagement sowie im Rechts- und Steuerwesen wurden lediglich 7,7 Prozent bzw. 9,2 Prozent weniger Jobs veröffentlicht. Auch in der Forschung und Entwicklung, im Finanz- und Rechnungswesen sowie in der IT und Telekommunikation lag der Rückgang bei knapp über zehn Prozent. Auch wenn das öffentliche Leben fast stillstand, Fachkräfte in diesen Bereichen wurden dennoch benötigt.

Infektionszahlen bestimmen Rückgang

Deutliche regionale Unterschiede sind ebenfalls zu erkennen. Im Ost-West-Vergleich gab es vor allem in den neuen Bundesländern einen geringeren Rückgang: So wurden in Thüringen nur 2,3 Prozent, in Sachsen-Anhalt 6,6 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern 8,4 Prozent weniger Jobs ausgeschrieben. Ein Blick auf die Infektionszahlen verrät, dass vor allem in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit unter 90 Fällen je 100.000 Einwohnern die wenigsten Corona-Infektionen bestätigt wurden.

Besonders von einem Rückgang bei den Stellenangeboten betroffen waren hingegen Baden-Württemberg (-24,7 Prozent), Bremen (-24,5 Prozent) und Hamburg (-24,0 Prozent). Auffällig: In Baden-Württemberg wurden laut Robert-Koch-Institut mit 325 Fällen je 100.000 Einwohnern die zweitmeisten Coronavirus-Fälle in Deutschland gemeldet.

Auszubildende haben gute Jobchancen

Auch in der Corona-Krise sind die Unternehmen auf der Suche nach Berufsnachwuchs, denn in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 wurden 288.121 Auszubildendenplätze von 81.694 Unternehmen ausgeschrieben. Damit wurden etwa gleich viele Stellen wie im ersten Halbjahr 2019 veröffentlicht. Deutlich schlechter hat sich die Situation hingegen für Berufseinsteiger entwickelt, denn für diese wurden rund 27 Prozent weniger Jobs als im Vorjahr ausgeschrieben.

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