And Action – Bewerbertage für mehr Information und Augenhöhe

Personalauswahl
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Nach einem Vortrag zur “Professionalisierung im Recruiting” kam ich mit einigen Unternehmensvertretern ins Gespräch. Sie berichteten, dass sie Bewerbertage für Auszubildende (betriebliche Ausbildung und duales Studium) durchführen, aber nicht wirklich zufrieden damit sind.
Sie laden zu verschiedenen Terminen via Plakat Jobinteressierte in ihren Filialen ein, sich über Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten zu informieren und ihre Bewerbungen abzugeben. Dazu bauen Mitarbeiter der Filiale Stehtische im Eingangsbereich auf, halten Informationsflyer bereit und stehen abwechselnd als Ansprechpartner zur Verfügung. Das Ergebnis ist eher ernüchternd: Die Zahl der Interessenten ist überschaubar und viele der eingehenden Bewerbungen scheitern an den grundlegenden Anforderungen.

Diese Beschreibung wirft die Frage auf, wie Bewerbertage erfolgreich gestaltet werden können. Meine grundlegende Antwort darauf: Bewerbertage sind dann von Erfolg gekrönt, wenn sie die Interessen beider Seiten befriedigen und ein intensiveres gegenseitiges Kennenlernen ermöglichen. Schauen wir uns das einmal genauer an.

Was Kandidaten und Arbeitgeber von Bewerbertagen erwarten

Interessen der KandidatenInteressen der Arbeitgeber
  • Detailinformationen zu Aufgaben, Klima, Arbeitsbedingungen, Arbeitsumfeld etc.
  • Kennenlernen potenzieller Kollegen und Vorgesetzter
  • Gespür für persönliche Passung bekommen
  • Erleben von Augenhöhe im Bewerbungsverfahren
  • Persönlichkeit zeigen können
  • Messen/ vergleichen mit anderern Bewerbern
  • Feedback zur persönlichen Wirkung auf Arbeitgeber

  • Zeitlich komprimiertes Kennenlernen mehrerer Bewerber
  • Fähigkeiten von Kandidaten besser einschätzen und vergleichen können
  • Höheres Commitment für Auswahlentscheidungen
  • Weniger Beurteilungsfehler/ Fehlentscheidungen
  • Zusätzliches Employer Branding
  • Stärkere Bindung von Bewerbern und neuen Mitarbeitern

Wesentliche Elemente von Bewerbertagen

Um die beiden Interessenlagen übereinander zu bringen, sollten Bewerbertage ein intensives gegenseitiges Kennenlernen in einem festgelegten Zeitfenster ermöglichen. Im oben skizzierten Fall war das nicht wirklich möglich. Idealerweise mischen sich Situationen, in denen Bewerber typische Aufgaben aus der Unternehmenswelt des Arbeitgebers praktisch kennenlernen und ihre Fähigkeiten zeigen können, mit Aktivitäten, in denen der Arbeitgeber aktiv Einblicke hinter die Kulissen gibt.

Dazu bieten sich auf der einen Seite z.B. Fallstudien oder Teamaufgaben mit Bezug zur potenziellen Tätigkeit an. Auf der anderen Seiten können Arbeitgeber durch diese Formate hinter ihre Kulissen schauen lassen:

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  • Präsentationen zu Unternehmen, Produktwelt, Arbeitgeberleistungen
  • Erfahrungsberichte über typische Aufgaben und Projekte, gemeinsame Aktivitäten
  • Betriebsbesichtigungen/-rundgänge – gerne kombiniert mit interaktiven Situationen
  • Treffen künftiger Kollegen, Vorgesetzter und Ausbilder in lockerer Frage- und Gesprächsrunde

Ein Rahmenprogramm kann zusätzlichen Austausch ermöglichen. Hier ist vieles denkbar – je nach Zielgruppe, Budget und Zeitplanung: ein gemeinsames Essen, eine Stadtrundfahrt oder ein abschließendes Get Together. Zu einem professionellen Bewerbertag gehört schließlich auch ein Feedback an die Teilnehmer.

Ein Patentrezept für professionelle Bewerbertage gibt es nicht. Aber es gibt ein paar Organisationstipps, mit denen man einen guten Eindruck bei Kandidaten hinterlässt:

Gestaltungstipps

Tipp Nr. 1: Realistische und anspruchsvolle Aufgabenstellungen

Die Aufgabenstellungen für die Kandidaten sollten sorgfältig konzipiert werden. Wichtig ist, dass die Aufgaben auf den potenziellen Aufgabenbereich und die relevanten Anforderungen zugeschnitten sind. Außerdem ist ein strukturiertes Bewertungsraster empfehlenswert, um eine strukturierte Bewertung zu ermöglichen und Beurteilungsfehler zu reduzieren. Ein Briefing der Unternehmensvertreter unterstützt dies zusätzlich.

Tipp Nr. 2: Ansprache und Einsatz geeigneter Unternehmensvertreter

Unternehmensvertreter, die aktive Teile der Unternehmensvorstellung übernehmen, sollten sowohl inhaltlich fit als auch kommunikationsstark sein – und sie sollten hinter ihrem Arbeitgeber stehen. Es bringt nichts, Unternehmensvertreter zwangszuverpflichten oder Personen auszuwählen, die zwar in informellen Situationen gut aufgehoben sind, aber z.B. nicht gerne vor einer Gruppe stehen.

Tipp Nr. 3: Themenauswahl und Briefing der Unternehmensvertreter

Themen und Formen der Arbeitgeber-Präsentation sollten Sie mit allen Unternehmensvertetern abstimmen, um Redundanzen, widersprüchliche Aussage etc. zu vermeiden. Auch ein Briefing ist angeraten, damit Themen wie der Umgang mit kritischen Fragen oder Teilnehmeraktivierung geklärt sind.


Tipp Nr. 4: Frühzeitig und vielseitig die Teilnehmergewinnung starten

Damit Sie eine ausreichend große Teilnehmerzahl haben und ggf. vorab auch Interessenten auswählen und gezielt einladen können, sollten Informationen zu Bewerbertagen einige Wochen/ Monate vor dem geplanten Termin online und offline verbreitet werden (Karriereseite, Presse, Schulen/ Hochschulen, gezielte Ansprache auf Jobmessen, Mitarbeiterinformation).

Auch während und nach einem Bewerbertag Zeit sollten Sie Zeit in die Berichterstattung insbesondere auf der Karrierewebseite und in Social-Media-Auftritten investieren; Fotos und Teilnehmerstimmen wirken nach.


Tipp Nr. 5: Einen Rahmen wählen, der zu Ihrem Unternehmen passt

Lassen Sie sich bei allem, was Sie “drum herum” anbieten, von Ihrer Unternehmenskultur leiten. Bei einer “familiären Kultur” sollte das Rahmenprogramm anders aussehen als bei einer “hippen Kultur”. Auch sollte man nicht “klotzen”, wenn man sich zuvor als kostenorientiert präsentiert hat. Und wenn Sie z.B. über Gesundheitsprogramme, Betriebssport etc. berichtet haben, dann kann das Rahmenprogramm auch daran anknüpfen, sollte aber besser nicht ein fettes Spanferkelgrillen beinhalten.


Tipp Nr. 6: Feedback einholen

Ob Ihr Bewerbertag bei den Teilnehmern angekommen ist und eine gute Erfahrung war, können Sie durch das Einholen eines Feedbacks erfahren, z.B. durch eine Online-Befragung. Gleiches gilt natürlich auch für die teilnehmenden Unternehmensvertreter. So können Sie für das nächste Mal Feinjustierungen vornehmen.


Der Beitrag ist Teil der Blog-Serie “Candidate Experience – konkret”.

Hier finden Sie verschiedene Artikel zu bewerberorientiertem professionellen Recruiting entlang des gesamten Recruiting Prozesses. Mehr über die Artikel-Serie lesen Sie in unserem Editorial – hier gibt es auch eine verlinkte Übersicht über alle Blog-Beiträge der Serie.

 

Ähnliche Artikel: Bewerbertage für Berufseinsteiger – intensives gegenseitige Kennenlernen – veröffentlicht im yourfirm Mittelstandsblock am 9.7.2015

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* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.

Ruth Böck
Ruth Böck
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